Schechen – Aus einem anderen Raum hört man Klatschen und eine melodische Ziehharmonika. Mädchen im Dirndl und Jungen in Lederhosen sausen über die Gänge. An der Grundschule Hochstätt bei Schechen ist heute Brauchtumstag. Einen ganzen Vormittag steht alles im Zeichen von volkstümlicher Blasmusik, Volkstanz, bayerischem Liedgut und Tracht. Die dritten und vierten Klassen üben Lieder und Tänze ein, die sie dann in einer großen Aufführung den anderen Schülern und Lehrern präsentieren. Bei der Station „Blasmusik“ zum Beispiel dürfen die Kinder alle Instrumente selber ausprobieren. „Das ist richtig lustig, die meisten sind dabei ganz rot geworden im Gesicht“, sagt Antonia aus der 4b. Denn so einfach ist das Spielen von Trompete, Tuba und Co. gar nicht.
Auf die Idee des Brauchtumstages ist Alfons Altendorfer gekommen. Dem Vorsitzenden des Trachtenvereins G.T.E.V. Almarausch Hochstätt liegt die Brauchtumspflege am Herzen. In seiner Funktion als Elternbeiratsvorsitzender im vergangenen Jahr hat er zusammen mit Schulleiterin Christine Höfling das Konzept ausgetüftelt. In diesem Schuljahr fand sich schließlich ein geeigneter Termin. Mit über einem Dutzend Freiwilligen ist Altendorfer nun an die Schule gekommen. Darunter Fachleute in den Bereichen Volkstanz, bayerisches Lied und Tanz sowie Blechblasmusiker von der Musikschule Rosenheim. „Es war uns wichtig, fachkundige Leute mitzubringen, die die Themen gut vermitteln können“, betont Altendorfer. Er selbst zeigt den Schülern, wie Schuhplatteln geht. Die Mädchen dürfen das „Drehen“ ausprobieren. Dabei ist ein guter Gleichgewichtssinn gefragt. Wer Schuhplatteln richtig lernen will, brauche mehrere Jahre dafür, wie Altendorfer erzählt. Aber viele der Schüler stellen sich schon ganz gut an. „Das Tanzen macht mir am meisten Spaß“, erzählt Antonia aus der 3b mit strahlenden Augen. „Ich finde es lustig, und im Alltag macht man das ja sonst nicht.“
An der Station von Altendorfer lernen die Kinder auch den Trachtenverein kennen. Denn dort gehe es nicht nur um die Pflege von Tracht und Brauchtum. Auch die Gemeinschaft spiele eine wichtige Rolle. „Nach der vierten Klasse gehen die Kinder auf die weiterführenden Schulen auseinander“, so Altendorfer.
Im Verein dagegen könnten Freundschaften überdauern. Er biete eine Verwurzelung mit dem Heimatdorf. Der kleine Ferdinand aus der 3b, komplett in Tracht inklusive Trachtenhut gekleidet, ist schon ein großer Fan vom Brauchtum. Kein Wunder, ist er doch Mitglied in Hochstätter Trachtenverein. „Ich habe heute schon eine Zither angeschaut und das Volkslied Kikeriki gesungen“, erzählt er. Am meisten Spaß mache ihm, dass das alles bayerisch ist.
An der Station „Volkstanz“ geht es flott her. Die Schüler tanzen das „Bauernmadl“. Die Pärchen halten die Hände über kreuz, marschieren im Kreis, wechseln beim Klatschen die Richtung und die Jungen lassen die Mädchen auf Kommando drehen. Klar – gekichert wird jede Menge. „Doch die Kinder sind auch ganz konzentriert bei der Sache“, lobt Schulleiterin Höfling. Sie ist ganz begeistert vom Brauchtumstag. Das Vermitteln von Brauchtum und bayerischen Liedern sei wichtig. Tanzen, Singen, Instrumente kennenlernen und das Sprechen über Traditionen passten auch gut in den Lehrplan. „Viele Kinder sind schon in einem Trachtenverein und haben ihre Tracht an.
Für andere Kinder ist das aber etwas Neues, dass sie heute einmal ausprobieren dürfen“, erklärt sie. Als „nicht selbstverständlich“ bezeichnet sie auch das Engagement der externen Fachleute, die sich extra Zeit für die Schüler genommen haben. Weil auch die Kinder mit jeder Menge Spaß bei der Sache sind, ist der Brauchtumstag für die Schulleiterin „ein Traum!“ Gut findet ihn auch der kleine Giona aus der 4b. „Viele wissen nicht so viel über Brauchtum, da ist es schön, dass wir das lernen“, sagt er.
Die wenigsten der Schüler haben sicherlich schon einmal auf einem Blechblasinstrument gespielt. Das ändert sich gerade bei der Station „Blasmusik“. Die Kinder wollen am liebsten das größte Instrument ausprobieren. Also stellt Musiker Günter Innerlohinger die Tuba in die Mitte des Stuhlkreises. Jeder darf probieren. Vom leisen Fiepser bis zum markerschütternden Tröten ist jeder Ton dabei – für die Schüler der Grundschule Hochstätt eine von vielen Gelegenheiten zum herzhaften Lachen am heutigen Brauchtumstag.