Aschau – „Das wäre ganz sicher so im Sinne des Müllner Peter gewesen, dass wir uns intensiv mit seinem Wirken und seiner Zeit auseinandersetzen“, eröffnete Dieter Höpfner, kommissarischer Vorsitzender des Freundeskreises Müllner Peter von Sachrang, das internationale Symposium anlässlich des 175. Todestages des Universalgenies Peter Huber, bekannt als Müllner Peter.
Aschaus Bürgermeister Peter Solnar erklärte im gut besuchten Erkerzimmer der Alten Schule in Sachrang, dass man den Müllner Peter nicht auf seine Notensammlung reduzieren dürfe, sondern dass stets die gesamte Persönlichkeit als Müller, als Apotheker, als Laienmediziner, als politischer Mensch und als Chorleiter und Musiker betrachtet werden müsse.
Moderatorin Dr. Margot Hamm wies darauf hin, dass es im Rahmen des Symposiums zunächst darauf ankomme, die historischen Fakten über die Person „Peter Huber“ kennenzulernen und in die entsprechende Zeit von vor über 200 Jahren einzutauchen. Die Verbindungen würden dann weiter zur Notensammlung und zur Musik der Sachranger Persönlichkeit führen. In Aschau lägen mit der vielbändigen Ortschronik, die unter der Leitung von Wolfgang Bude seit 1993 entstanden sei, beste Unterlagen zur Regionalgeschichte vor.
Als in den 30er-Jahren in einer Kiste auf dem Hof des Peter Huber in Aschach und in einem Kirchenschrank weit über 300 Notenhandschriften gefunden wurden, ahnte niemand, dass diese Noten im Jahre 2018 „online“ gehen würden. In sauberer und schöner Handschrift schrieb Peter Huber Eigenkompositionen und 350 Werke anderer Komponisten seiner Zeit ab und versah sie zusammen mit seiner Frau Maria Hell mit dekorativen Schmuckblättern. Viele dieser Werke sind nur dadurch erhalten geblieben.
Handschriftliche Dokumente
Bei einem Urlaub 1938 in Sachrang erwarb Hans Halm, damaliger Leiter der Musiksammlung der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB), die Notensammlung für die Bibliothek. Aber erst in den 60er-Jahren wurde der Bestand katalogisiert. Unter Robert Münster, Leiter der Abteilung, wurde 1972/73 die Sammlung in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. 2017 erfolgte die vollständige Digitalisierung der insgesamt 13335 Seiten. Die gesamte Sachranger Musikaliensammlung finden Sie im Kulturportal bavarikon unter www.bavarikon.de/sachrang.
Dr. Stefan Breit von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Verfasser und Mitverfasser einiger Aschauer Chronikbände und einer der besten Kenner des Oberen Prientales und seiner Bewohner in den vergangenen 300 Jahren, stellte als erstes die Koordinaten auf, innerhalb derer Peter Huber angesiedelt werden müsse. Die Romanfigur von Carl Oskar Renner habe mit der realen Person nur wenig gemeinsam. Fast alles, was man von Peter Huber wisse, stamme aus einer Zeit gut 100 Jahre nach seinem Tod.
Professor Dr. Rainald Becker von der LMU zeigte auf, dass „Karrieren aus dem Volk“ auch im Zeitalter der Aufklärung und des Ständestaates möglich gewesen waren. Florian Sepp von der Bayerischen Staatsbibliothek versuchte eine Antwort auf die Frage „Wo ging der Müllner Peter zur Schule?“ zu finden und referierte über die Bildungschancen im ländlichen Raum des 18. Jahrhunderts“. Guido Treffler aus Schondorf berichtete über die Pfarreiorganisation der Gemeinde Sachrang im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Später drehte sich dann alles um „Die Sachranger Notensammlung in ihrer Zeit“. Georg Antretter, Autor beim Bayerischen Rundfunk und als Sachranger eng vertraut mit der Materie, übernahm die Moderation. Dr. Steffen Voss von der Bayerischen Staatsbibliothek versuchte zu ergründen, ob die Musikaliensammlung des Müllner Peter in Sachrang typisch sei für das Repertoire eines bayerischen Dorfchors zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Dr. Thomas Hochradner von der Universität Mozarteum Salzburg gab einen Überblick zur dörflichen Musikpflege im Salzburger Land zur Zeit des Müllner Peter. Dr. Hildegard Herrmann-Schneider vom Institut für Tiroler Musikforschung in Innsbruck zeigte auf, wie die Musikaliensammlung des Müllner Peter 1986 und heute aus Tiroler Sicht gesehen wird, während Dr. Elmar Walter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege einen Überblick über die Musikaliensammlung des Müllner Peter gab. reh