1. Obinger „Zamhoid’n-Festival“

Der See hat seinen Sound zurück

von Redaktion

Fünf Jahre nach dem letzten „Sound am See“-Open-Air hat das wiederbelebte Obinger Jugendzentrum mit dem 1. „Zamhoid’n“-Festival eine Bilderbuch-Veranstaltung ins Strandbad gezaubert. 1500 Besucher – fast doppelt so viele wie erwartet – pilgerten bei strahlendem Sonnenschein nach Pfaffing.

Obing – Auf grünen Wiesen unter Schatten spendenden Bäumen und weiß-blauem Himmel direkt am Ufer des Obinger Sees hatte das „JuZ Obing City“ das ideale Bühnen- und Rahmenprogramm für den perfekten Sommertag auf die Beine gestellt.

Von 12 bis nach 24 Uhr herrschte – generationen- und musikgeschmacksübergreifend – entspannte Picknick- und Partyatmosphäre. Und als der Headliner Fenzl die Menge vor der Hauptbühne kurz vor Mitternacht gerade so richtig zum Springen und Singen brachte, fand JuZ-Chef Basti Wörndl zum ersten Mal kurz Zeit zum Durchschnaufen. „Wir waren die letzten Tage und auch heute ganz schön unter Strom, aber jetzt sind wir überglücklich.“ Mit einem solchen Ansturm hätte der 27-jährige Sozialpädagoge nicht gerechnet. „Das ist eine tolle Belohnung für die vielen Mühen, die unsere Jugendlichen und insgesamt fast 100 ehrenamtliche Helfer von 15 bis 60 Jahren da reingesteckt haben.“

„Zamhoid’n, damit was auseinandergeht“ – diese Devise war voll und ganz aufgegangen. Das Gemeinschaftsprojekt, das das JuZ zusammen mit Wasserwacht, Dirndlschaft und Gemeinde in achtmonatiger Vorbereitungszeit geschultert hat, bekam Lob von allen Seiten. „So ein schönes Gelände, so ein riesiges Angebot, so eine lockere Atmosphäre“, meinte ein Familienvater, dessen Kinder gerade die Qual der Wahl hatten. Im Klettergurt am Seil auf einen Baum kraxeln, sich in der Kreativwerkstatt schminken lassen oder für das Jugendradio So!FM auf Interview-Tour gehen? Die Verlockungen an Workshops und Spielen für die jüngsten Besucher waren ebenso vielfältig wie das musikalische Geschehen auf den beiden Bühnen.

Auch die Künstler zeigten sich restlos begeistert. „Der Hammer! Was für eine coole Location“, schwärmte Jakob Linner nach seinem Auftritt auf der aus Paletten errichteten Jam-Stage direkt am Ufer mit dem kompletten Seepanorama im Rücken. Der hochtalentierte 20-jährige Pittenharter, der Ende Juli sein Debütalbum „Candlelight“ herausbringt, setzte in bester Ed-Sheeran-Manier zu gekonnt geloopten, stimmlichen Höhenflügen an, während hinter und neben ihm fröhlich gebadet und auf Stand-Up-Boards gepaddelt wurde.

Lokalmatador Doia und sein Bandprojekt Beyond All Colours mit Akustik-Rock sowie Kasita Kanto mit Flower-Power-Deutsch-Pop und textlichem Tiefgang lockten immer mehr Zuhörer an die Newcomer-Bühne. So stieß der große Holzsteg bald an die Grenzen seines Fassungsvermögens. Hunderte Zuhörer ließen die Füße im Takt der Musik über dem Wasser baumeln, und die fünf Hauptbands mussten sich schon richtig ins Zeug legen, um die Menge aus dem Glanz der Abendsonne zur schattigeren Main-Stage zu locken.

Den Stereobugs gelang dies unwiderstehlich punkrockend und ein doppeltes Jubiläum feiernd: Genau vor sechs Jahren, am 7. Juli 2012, hatten die fünf Chiemgauer ihren ersten Live-Auftritt, und genau vor 24 Jahren – die Ziffern der goldenen Geburtstags-Luftballons zeigten es an – wurde Schlagzeuger Marinus geboren. Bei der LischKapelle reichte allein der mitreißend-ziehharmonische Bavaro-Folk-Sound, um feierliche Mitsing- und Mittanzlaune zu erzeugen. Die Bavarian-Blast-Frontmänner servierten straighten Münchner Hip-Hop mit maximalem Style in Outfit (monströser Hipster-Bart, Baumwoll-Jogginghose) und Ausdruck (Freistil-Rap mit dem Spontan-Reim „Obinger See/Leberkäsé“).

Zwischendurch nahm neben dem Slackline-Parcours die Bläsergruppe der Obinger Mittelschule für ein Zwischenspiel Aufstellung. Heimvorteil genoss dann auch Jakob Bruckner, der zusammen mit seinem Bruder Matti gerade bundesweit durchstartet. Beide kommen aus Pittenhart, dem Obinger Nachbarort, der – wie „Zamhoid’n“-Eröffner Jakob Linner ein paar Stunden vorher schon bewiesen hatte – ein echtes Nest für hervorragende Singer-Songwriter sein muss.

Für die Besucher gingen zwölf erhol- und unterhaltsame „Zamhoid’n“-Stunden zu Ende. In diese hatte das JuZ-Team acht Monate Vorbereitung gesteckt, um tags darauf schon wieder um 6 Uhr in der Früh zum Aufräumen anzutreten. „Davor kann man nur den Hut ziehen“, meinte Bürgermeister Josef Huber voller Stolz auf das Engagement der Jugendlichen. „Das werden wir auch in Zukunft gerne unterstützen und fördern, zumal das JuZ ja eh fast alles in Eigenregie organisiert hat.“

Als Belohnung geht’s zum Klettern an den Gardasee. Ein Angebot, das Basti Wörndl gerne annimmt. „Das hat alles so viel Spaß gemacht, wir wollen es nächstes Jahr gerne wiederholen.“ Jetzt dürfen sich die Festival-Macher aber erst mal auf die verdiente Belohnung freuen. Der Erlös des Open-Airs kommt der Jugendarbeit der beteiligten Vereine zugute. Die federführende JuZ-Crew unternimmt damit Ende Juli einen Ausflug. Bevor man sich Gedanken macht, welchen Sound der Obinger See 2019 bekommt, geht es zum Klettern an den Gardasee.

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