Kiefersfelden – Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und vieler Theaterfreunde aus nah und fern ist Andreas Gruber, Landwirt, jahrzehntelanger Theaterdarsteller und aktueller Spielleiter des Volkstheaters Ritterschauspiele Kiefersfelden, zu Grabe getragen worden.
Mit einem festlichen Requiem, gestaltet vom Kirchenchor, der Musikkapelle und dem Theaterchor der Gemeinde Kiefersfelden, begannen die Trauerfeierlichkeiten.
Andreas Gruber hat sich in vielen Vereinen engagiert und war im Ort überaus bekannt und beliebt. In seiner Jugend errang er den bayerischen Meistertitel in der nordischen Kombination und wandelte nach bäuerlichen Lehrjahren den elterlichen Bauernhof in eine ökologische Milchziegenhaltung um. Am meisten genoss er den Zusammenhalt seiner großen Familie auf der zum Hof gehörenden Alm.
Prägend war für Andreas Gruber die 47-jährige Zugehörigkeit zur Spielerschar des Volkstheaters Ritterschauspiele Kiefersfelden. Das Theaterblut lag bei ihm in der Familie. Ein Fenster des in der Ortsmitte gelegenen elterlichen Bauernhofes diente jahrzehntelang als Kasse für das nahe Theater. Dort schnupperte der achtjährige Andi bereits 1965 die Bühnenluft, in einer kleinen Rolle als wendige Affenfigur im Ritterdrama „Richardus, König von England“. Mit 14 Jahren dann der „Ritterschlag“ mit der offiziellen Aufnahme in die große Theatergemeinschaft. Der blieb er spielfreudig, zuverlässig und mit großem Engagement bis zu seinem plötzlichen, viel zu frühen Tod treu.
Das komödiantische Talent und die Bühnenpräsenz von Andi, wie sie ihn nicht nur im Volkstheater alle riefen, führte fast zwangsläufig zur Übernahme der „Königsrolle“ bei den Ritterschauspielen, der des „Kieferer Kasperl“. Mit 26 Jahren spielte der Landwirt Andreas Gruber erstmals diese legendäre Theaterfigur. Er prägte sie unverwechselbar 35 Jahre lang. Der Kasperl bei den Kiefersfeldener Ritterschauspielen stellt sich nur manchmal dumm, um dann, mit gesundem Menschenverstand, immer in Versform, zielgenau freche Kommentare zum Spielgeschehen zu geben. Er macht sich bewusst klein, um näher beim Volk zu sein – bei denen da unten gegen die da oben.
Andreas Gruber übernahm, neben dieser Paraderolle, auch Verantwortung in der Theatergesellschaft Kiefersfelden. Bis zuletzt im Vorstand und schon im fünfzehnten Jahr als Spielleiter. Mit Intelligenz, Kreativität und kulturellem Wissen formte er die historischen Ritterschauspiele behutsam um. Er kürzte Längen, straffte Handlungen und führte die Theaterschar nach dem überlieferten Grundsatz: Alle, ob auf, vor oder hinter der Bühne, tragen ihren Teil zum Gelingen bei. Der Tod riss ihn mitten aus der schon weit gediehenen Probenarbeit für das heurige Jubiläumsstück „Kaiser Oktavianus“ heraus. Noch vor dem fast einstündigen Defilee der zahlreichen Trauergäste spendeten diese dem verstorbenen Hauptdarsteller und Spielleiter Andreas Gruber am offenen Grab mit langem Beifall ein Dankeschön für seine prägende Arbeit im Volkstheater Ritterschauspiele Kiefersfelden.re