Bad Feilnbach – „Bürgernähe und das Miteinander auf diesem Weg sind mir wichtig“, hatte Bürgermeister Anton Wallner eingangs der Sondersitzung zur Neugestaltung der Ortsmitte im Heimgartensaal betont.
Vom Startschuss für das Projekt „Gemeinde 4.0“ im Juli 2017 bis zur jüngsten Sitzung skizzierte dann noch einmal Architekt und Stadtplaner Martin Birgel vom Planungsbüro Dragomir Stadtplanung für die rund 150 Anwesenden den Entscheidungsfindungsprozess: „Nach dem städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Ortsmitte war klar, anstatt einer Erweiterung des Rathauses soll ein Neubau erfolgen. Dieser soll die bestehende Raumnot der Verwaltung beheben, einen repräsentativen Charakter haben und zugleich den räumlichen Rahmen für den Rathausplatz bilden“, schlüsselte Birgel auf.
Wie berichtet, sind die größten Sorgenkinder im Rathaus derzeit der dringende Platzbedarf, die fehlende Barrierefreiheit, die nicht den Richtlinien entsprechenden Arbeitsplätze sowie die dringend erforderliche energetische Sanierung. Bis dato war von den beiden Varianten A und B die Rede gewesen. Diese unterschieden sich darin, dass bei PlanA Rathaus und Verwaltung im Bestand – bei minimaler Sanierung und neuer Raumordnung – verblieben. Im Neubau wären dann Kur- und Gästeinformation, Sitzungssaal, VHS sowie Multifunktionsräume untergebracht. Alternative B wiederum beließ Kur- und Gästeinformation, VHS, Vereine und Multifunktionsräume im sanierten jetzigen Rathaus und verlagerte das eigentliche „erste Haus am Platz“ samt Verwaltung und Sitzungssaal in den Neubau. Kostenschätzungen hatten Summen zwischen fünf und 8,9 Millionen Euro für Variante A ergeben. „Hier kann es aber bei der Sanierung zu höhren Kosten kommen, da man bei Altbauten immer mit Außerplanmäßigem rechnen muss“, so Birgel. Variante B wurde mit 5,1 bis 7,1 Millionen Euro beziffert. Nach Rücksprache mit der Regierung von Oberbayern, der Verwaltung und dem Gemeinderat brachte das Planungsbüro deshalb einen dritten Vorschlag ins Rennen – „quasi eine Kombination aus A und B“.
Sanierung
des Bestandes
Vorschlag C sieht demnach wie folgt aus: „Der Bestand wird saniert. Dort werden die Kur- und Gästeinformation, die VHS, Vereine und Multifunktionsräume untergebracht“, so Birgel. Ihm zufolge wird das Obergeschoss nicht generell umgebaut (nur Wände zum Teil verändert), sondern lediglich das Erdgeschoss. Ein Aufzuganbau sorgt für Barrierefreiheit. Etwa 335 Quadratmeter Fläche sollen dann Kur- und Gästeinformation mit VHS und deren Verwaltung erhalten. 120 Quadratmeter umfassen die zusätzlichen VHS-Kurs- sowie die Multifunktionsräume im Obergeschoss. Diese könnten als Seniorentreff, für Vereine etc. genutzt werden.
Die Kostenschätzung für die C-Sanierung bezifferte Birgel auf 0,9 bis 1,5 Millionen Euro. Vorteil hierbei: „Diese Sanierung für gemeinschaftliche Nutzungen wird über die Städtebauförderung mit bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst“, so Birgel. Außerdem würde es aus einem weiteren Fördertopf speziell für die Kur- und Gästeinformation Gelder geben.
„Die Zuschusshöhen können aber noch nicht beziffert werden. Das ergibt sich erst aus der korrekten Berechnung“, so der Planer auf Nachfrage aus der Bürgerschaft. Aber: „Es gibt generell keine Fördermöglichkeiten der Sanierung, falls eine künftige Nutzung als Rathaus für den Bestand vorgesehen ist.“ Gleiches gelte für den Neubau selbst – „egal ob für eine reine verwaltungs- oder gemeinschaftliche Nutzung“, betonte Birgel. Der Neubau für Rathaus, Verwaltung und Sitzungssaal würde zudem eine schnellere Lösung der Platzprobleme bescheren. Barrierefreiheit könnte überdies umfangreich gewährleistet werden. „Außerdem ist nur ein Umzug notwendig und der Verwaltungsablauf kann ohne Unterbrechung erhalten bleiben“, führte Birgel weiter aus. Die hohe Flexibilität und variable Raumaufteilung hob er bei dem etwa 3,6 bis 4,8 Millionen teurem Projekt ebenfalls hervor.
Da die Bürger insbesondere die Kosten und die Finanzierung der Bauten im Blick hatten, birgt Variante C einen weiteren Kniff: „Wir können den Umbau des Bestands auch nach hinten schieben, wenn es finanziell nicht stemmbar sein sollte“, so Bürgermeister Anton Wallner. Gleichzeitig versicherte er aber, dass ihm, dem Gemeinderat sowie der Verwaltung ein umsichtiger Umgang mit den finanziellen Mitteln „am Herzen liegen“ würde.
Keinen
Betonklotz
Zu Beginn der Diskussion mit den Bürgern betonte Bad Feilnbachs Zweiter Bürgermeister Vitus Gasteiger (CSU): „Wir bauen hier für die nächsten 50, 60 oder gar 70 Jahre.“ Er sei „felsenfest“ von Variante C überzeugt. „Finanziell werden wir den Zukunftsbau nicht besser hinbekommen“, war er sich sicher.
Die Proportionen der Gebäude zueinander und die vorteilhafte Optik des Platzes mit seinem „einmaligen Park“ waren dann die Hauptanliegen der Bürger. Keinen Betonklotz wünsche man sich und auch kein „Wettrüsten“ mit dem gegenüberliegenden Gebäudekomplex samt Einkaufsmarkt.
Die Aussiedlung von Bauhof und Feuerwehr brannte zwar den Bürgern einmal mehr unter den Nägeln. Dieses stehe auch auf der Agenda des Bürgermeisters und des Gemeinderates: „Aber das Rathaus hat Priorität. Wir müssen im Herbst schon Büros in Container auslagern“, so Wallner. Zudem gebe es derzeit keine Grundstücksoptionen für Alternativstandorte, wie Wallner und Josef Rauscher (CSU) klarstellten.
Dass der Ortskern lebens- und liebenswert bleiben solle, damit sprach eine Bürgerin allen Anwesenden aus der Seele: Für sie gab es viel Applaus. Der Rathauschef würdigte in diesem Zusammenhang alle Anlieger für ihre Geduld und Akzeptanz der Unannehmlichkeiten aufgrund der Baustelle und der dazugehörigen Umleitungen im Zentrum.
Der Standort des Neubaus wurde dann ebenso erörtert wie die Angaben für Raumbedarf und Kubatur. „Dies alles wird im Rahmen eines Wettbewerbs zur Gestaltung der Ortsmitte gemäß den dafür geltenden Richtlinien erfolgen“, so Birgel. Eine Absage erteilte hierbei Wallner einer Mitwirkung der Bürger an dem Ausschreibungstext: „Hierbei handelt es sich um ein EU-weites Verfahren mit feststehenden rechtlichen Begriffen und Beschreibungen. Aber wir werden diese im Sinne der Bürgeranregungen bei den zurückliegenden Versammlungen gestalten.“ Bei der Präsentation und Bewertung der Wettbewerbsentwürfe seien die Bürger aber wieder „mit im Boot“.
Skepsis in
puncto Kosten
Skeptisch zeigte sich Manfred Büttner (SPD) ob der Kosten. Er befürchtete hier massive Mehrungen, „wenn es konkret wird“. Auch würde er eine Auslagerung der Feuerwehr begrüßen und die dadurch frei werdenden Räume der Verwaltung zuschlagen. Die unterschiedlichen Höhen im Gebäude aufgrund der Fahrzeughallen und die nicht mögliche Angleichung der Geschosse zum Rathausbestand sprach hierzu ein Bürger an und bezweifelte eine Umsetzungsmöglichkeit.
Mit Büttners Gegenstimme wurde die Verwaltung letztlich beauftragt, Angebote zur Betreuung des städtebaulichen Wettbewerbs – auf Basis der Variante C – einzuholen. Einstimmigkeit herrschte dann bei der Beauftragung für Absprachen mit der Regierung von Oberbayern hinsichtlich des Raumprogramms und der förderfähigen Kosten der Maßnahme.