Bad Endorf – Das gab es so noch nicht. Und ist auch ziemlich ungewöhnlich. Dank der „Entfesselung der Gemeinde“ könne nun jede Seite, also Gemeinde und Unternehmen, wieder seinen Aufgaben nachgehen. „Ich hoffe, dass das auch nach den nächsten Wahlen so bleibt“, erklärte ein Aktionär.
Kritisch war zuvor angemerkt worden, dass Herbert M. Pichler für den ausscheidenden Alexander Zugsbradl in den Aufsichtsrat nachrücken soll. Dazu wollten einige Aktionäre mehr wissen, zumal Pichler bereits per Beratervertrag für das Unternehmen tätig geworden sei. Das habe doch wohl ein „Gschmäckle“. Auf diese Nachfragen erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Ertl, dass Pichler mit seiner Futuramed GmbH insgesamt über 30 Gesellschaften berate. Er sehe hier keinen Interessenskonflikt, zumal im Vorfeld die Angelegenheit juristisch geprüft worden sei. Insgesamt, so erläuterte Ertl, würden sich Pichlers Verträge mit dem Unternehmen auf rund 26000 Euro pro Jahr summieren. Herbert M. Pichler, der persönlich nicht anwesend war, wurde schließlich mit 98 Prozent der Stimmen in den Aufsichtsrat gewählt. Auf eigenen Wunsch ausgeschieden ist Alexander Zugsbradl, der seit 2013 dem Gremium angehört hatte. „Fünf Jahre sind genug“, so Zugsbradl, der sich insgesamt beruflich anderweitig orientieren will.
Bei der turnusmäßig anstehenden Wahl der Aktionärsvertreter des Aufsichtsrates wurden Vorsitzender Gerhard Ertl sowie Dieter Linde und Markus Kühbandner in ihren Ämtern bestätigt. Dem Gremium gehören außerdem kraft Amtes Doris Laban als Bürgermeisterin von Bad Endorf und Mehrheitsaktionärin dem Gremium an. Hieronymus Stockinger wird für den ausscheidenden Prof. Dr. Hans Zangl nachrücken. Der sechsköpfige Aufsichtsrat wird von den Arbeitnehmervertretern Petra Kaliwas, Elke Flender-Back und Peter Hilscher komplettiert.
Insgesamt seien die wirtschaftlichen Konzerndaten für das Geschäftsjahr 2017 auf Wachstum programmiert. Es laufe gut, erklärten die beiden Vorstände der GWC AG. Stefan Bammer, der im Unternehmen für den Bereich Tourismus verantwortlich ist, blickte mit einem gewissen Wohlwollen auf das „erfolgreiche Geschäftsjahr 2017“ zurück. Es sei gekennzeichnet gewesen von Planungen, die nun, im Jahr 2018, umgesetzt werden. „Und das läuft gut, wie man am neuen Parkhaus sieht“, so Bammer, der seit 2014 im Konzern tätig ist. „Es war die richtige Entscheidung, die Chiemgau Thermen trotz des Umbaus offen zu halten. Das sagen uns die Zahlen. Ich freue mich darüber“, gab er unumwunden zu. Schick findet er auch den „reinen Zweckbau des Parkhauses“, das eine besondere „perlige Wasserhaut“ bekommen wird und farbig angestrahlt werden kann – wie die Allianz-Arena in München. „Blau, auch ein bisschen Rot. Aber wir lieben Blau“, meinte er – womit er wohl auf die Farbe von Wasser abzielte und nicht auf die Münchner Löwen. Die sind ja bekanntlich seit rund einem Jahr nicht mehr in der Allianz-Arena. Doch dieses Wortspiel korrigierte Fußballfan Dietolf Hämel sofort.
Der Konzernvorstand für Medizin legte wie sein Vorstandskollege ebenfalls eine beeindruckende Bilanz vor. Die Geschäftsentwicklung in den Kliniken laufe sehr gut. Freude mache vor allem die neue Privatklinik Chiemsee Winkel für stationäre Behandlung psychosomatischer Patienten. Schwerpunktmäßig werde man in der Akutkrankenhausabteilung Orthopädie und Geriatrie aktiv sein.
„Doch noch so gute Ideen lassen sich nur verwirklichen, wenn wir auch die geeigneten Mitarbeiter haben“, erklärte Hämel. Das sei die wesentliche strategische Herausforderung für die Zukunft, geradezu kriegsentscheidend – und in seinen Augen noch wichtiger als die ständig wechselnden Vorgaben aus Politik und durch Krankenkassen. Denn gerade in der Region müsse man sich auf einen scharfen Wettbewerb mit anderen Kliniken einstellen.
Und der Kampf um empathische Mitarbeiter habe längst begonnen, so der Medizin-Vorstand. Deshalb werde er sich verstärkt um Anreize für Mitarbeiter kümmern. „Wir müssen uns auf eine Veränderung der Werte einstellen.“ Aber gute Mitarbeiter machten eben den entscheidenden Unterschied zu den Mitbewerbern. Es müssen neben attraktiven Rahmenbedingungen auch attraktive Gehälter bezahlt werden. Und es gehe um Wertschätzung – vom Chefarzt bis zum Pfleger oder der Köchin. Heute seien Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Weiterbildung oder flexible Arbeitszeiten selbstverständlich. Auch dem betrieblichen Gesundheitsmanagement komme eine große Rolle zu. „Aktuell arbeiten wir mit den Betriebsräten an einem Zukunftskonzept, mit neuer Vergütung und zeitnaher Umsetzung“, beschwor Hämel seine Zuhörer geradezu. Für ihn hat sie bereits begonnen.