Rohrdorf – Nicht nur die Obstbauern und Hobbygärtner klagten seinerzeit, sondern auch die Obstverwerter in der Region, wie die ORO Obstverwertung in Rohrdorf. „Unsere Obstsilos waren zur Haupterntezeit nicht einmal zu 20 Prozent gefüllt“, erinnert sich Joachim Wiesböck, Geschäftsführer der ORO. Heuer erwartet Wiesböck allerdings ein sehr gutes Erntejahr.
Doch wer glaubt, dass die Früchte jetzt schon erntereif sind, hat die Rechnung ohne die Natur gemacht. „Obwohl die heuer einen Vorsprung von gut zwei Wochen haben. Eine Pflückreife erzielen die Frühblüher unter den Apfelsorten erst Mitte August und die Hauptsaison für die Apfelernte ist nach wie vor der Herbst“, bestätigt Wiesböck, der zwischen Pflück- und Genussreife unterscheidet. Denn „manche Apfelsorten müssen noch einige Zeit nach der Ernte gelagert werden, damit sie ihr volles Aroma entfalten können und somit ihre Genussreife erreichen.“ Erst dann kann man genussvoll in den Apfel beißen und ihn sich schmecken lassen.
Wer allerdings jetzt schon einmal vorkosten möchte, der sei gewarnt. Auch Äpfel, die trügerisch reif aussehen und zum Verzehr einladen, sind sauer. „Erst in den nächsten Wochen bildet sich der gewünschte Zuckergehalt in den Früchten. Dazu brauchen wir noch viele Stunden Sonnenschein. Nach unseren Beobachtungen kann heuer Mitte August mit der Ernte der Frühäpfel begonnen werden. Ab 13./14. August beginnen wir daher mit der Annahme der ersten Anlieferungen“, sagt Wiesböck.
Einige Obstfreunde, die bereits vor einigen Tagen ihre Äpfel abliefern wollten, musste er jedoch enttäuschen. Um sein Überleben zu sichern, trennt sich der Baum schon recht frühzeitig von einigen seiner Früchte. „Sie sehen zwar schmackhaft aus, sind aber meist wurmstichig und notreif geworden, damit der Baum sie abwirft“, erklärt der Experte. Von der Blüte bis zur Erntezeit trennt sich ein Apfelbaum von gut 50 Prozent seiner Früchte. Dabei erreichen manche von ihnen nicht einmal die Größe einer Pflaume, bevor der Baum sie abstößt. „Bis zur Ernte muss der Gärtner damit rechnen, dass der Baum noch gut ein Drittel seines heutigen Fruchtbestandes verlieren wird“, prognostiziert der Experte.
Was der Obstbaumbesitzer bis dahin noch tun kann? Nicht mehr viel, denn in den nächsten Wochen sei die Natur der entscheidende Partner. Wichtig sei, dass kurz vor der Ernte die heruntergefallenen Äpfel weggenommen werden. Diese verfaulen auf dem Boden, bilden Bakterien und Pilze, die wiederum die guten Äpfel infizieren könnten. Weitere Tipps erhalten die Gärtner bei ihren örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen oder bei den Kreisfachberatern für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Rosenheim.
In gut drei Wochen geht die Produktion im Hause ORO richtig los. „Wir arbeiten dann im Dreischichtbetrieb, um das Obst zeitnah zu verarbeiten. Das geht etwa so bis Anfang November, bis die letzten Äpfel geerntet sind und zu uns kommen. In dieser Zeit nehmen wir alles an“, so Wiesböck.