Rallye „European 5000“ für einen guten Zweck

„Chiemgauner“ machen Europa unsicher

von Redaktion

5000 Kilometer in zwölf Tagen: So sieht das Pensum aus, das Christian Frank und Waldemar Fuchs im Rahmen der Rallye „European 5000“ mit ihrem Mazda 929 HC bewältigen wollen. Ein Abenteuer, das dem Team „Chiemgauner“ nicht nur jede Menge Spaß, sondern auch Einnahmen für soziale Zwecke bringen soll.

Aschau – Letztlich sind ihre Frauen Schuld, dass Waldemar „Waldi“ Fuchs (36) aus Traunreut und Christian „Mo“ Frank (39) aus Aschau Anfang September das Weite suchen. Nicht, weil es Streit gegeben hätte oder die beiden Damen endlich mal Abstand von ihren Männern brauchen. Sondern weil die Frau des 36-jährigen Traunreuters ihrem Gatten einfach mal etwas Gutes tun wollte.

So hatte sie ihren Mann auf die Homepage eines Hamburger Veranstalters hingewiesen, der verschiedenen Rallyes auf der ganzen Welt mit karitativem Hintergrund anbietet. „Als ich die verschiedenen Touren gesehen habe, war ich sofort begeistert“, erzählt der Ingenieur, der Lust auf ein Abenteuer hat und sich schnell für die Rallye „European 5000“ (siehe Kasten) entschieden hatte, die auf einer Strecke von 5000 Kilometern von Aschau bis Amsterdam führt.

Für den 36-Jährigen war sofort klar, mit wem er das Abenteuer angehen will: Mit seinem Kumpel Christian Frank aus Aschau, den er bereits seit 15 Jahren kennt und dessen Partnerin ebenfalls mit seiner Frau befreundet ist. „Wir haben beiden zwei noch relativ kleine Kinder“, erzählt Frank, „trotzdem haben uns unsere Frauen von Beginn an in unserem Vorhaben unterstützt und gesagt, dass wir das durchziehen sollen.“

Seit Beginn des Jahres arbeiten die beiden Freunde nun auf die Teilnahme an der spannenden Tour hin. Die wichtigste Frage – mit welchem Fahrzeug das Duo unter dem Namen „Chiemgauner“ am 8. September an den Start geht – ist seit März beantwortet.

Abneigung gegen „Allerweltsschlitten“

„Uns war es wichtig, nicht mit einem Allerweltsschlitten die Strecke zu fahren“, sagt Frank. „Viele entscheiden sich halt für einen alten BMW oder einen Audi.“ Etwas Besonderes sollte es sein – wie eben der 28 Jahre alte Mazda 929 HC, den die beiden schließlich für 900 Euro seinem Besitzer in Augsburg abgekauft hatten.

Keine Frage: Der mattschwarze Schlitten mit den goldfarbenen Felgen und dem holzverkleideten Lenkrad ist ein absoluter Blickfang. Doch bis das 128 PS-starke Gefährt – das Modell ist nur zwölfmal in Deutschland zugelassen – präsentabel war, haben Fuchs und Frank unzählige Stunden an Arbeit hineingesteckt.

Seit März waren die beiden fast durchgehend an den Wochenenden in Franks Garage aktiv, um defekte Teile auszutauschen, den Innenraum auf Vordermann zu bringen und den Lack aufzutragen. „Teilweise habe ich bei Waldemar sogar übernachtet, damit wir gleich in der Früh weitermachen konnten“, erzählt der 39-jährige Aschauer, der vom Ergebnis aber hellauf begeistert ist: „Genau so haben wir uns das vorgestellt.“

Und wie sieht die Vorstellung der beiden für die Rallye aus, deren Startschuss am Samstag, 8. September, auf dem Parkplatz vor der Aschauer Festhalle fällt? „Wir wollen einfach so gut wie möglich durchkommen und freuen uns, die verschiedenen Länder und die Leute dort kennenzulernen.“ So haben sich die Freunde auch vorgenommen, nicht nur im Zelt zu übernachten, sondern bei Einheimischen um eine Bleibe zu bitten. „Das ist dann meine Aufgabe, einen Schlafplatz klar zu machen“, sagt Christian Frank, der sein Geld mit Gebrauchtwagen verdient, denn: „Während Waldemar rund ums Thema Technik der perfekte Ansprechpartner ist, kann ich‘s gut mit Leuten.“ Die beiden langjährigen Kumpels ergänzen sich somit bestens.

Einnahmen für Silberstreifen

Je näher der Start rückt, um so mehr steigt die Aufregung. Zumal es für die Freunde nicht nur um das Abenteuer geht, sondern auch um einen guten Zweck. Denn die Startgebühr in Höhe von 500 Euro sowie zusätzliche Sponsoren- und Spendengelder, die das Team eingesammelt hat, werden letztlich für soziale Organisationen verwendet. „Wir wollten unbedingt, dass das Geld in der Region bliebt“, sagt Frank, „deshalb haben wir uns dazu entschlossen, den Großteil an den Verein Silberstreifen in Vogatreuth zu spenden.“ Der Rest wird an die Bergwacht Traunstein fließen. Bislang sind 607 Euro eingegangen, als nächste Hürde haben sich die Rallye-Fahrer 700 Euro gesetzt. Fuchs: „Wir lassen uns überraschen, wie viel letztlich zusammenkommen. Wir hoffen, dass die beiden Organisationen sich über eine schöne Summe freuen können.“

Die letzten Wochen vor dem Startschuss sind „Waldi“ und „Mo“ ebenfalls mit Tourvorbereitungen beschäftigt. Karten studieren – Navis und GPS sind nicht erlaubt – , das Autoradio einbauen oder weitere Sponsoren suchen zählen derzeit zu den wichtigsten Aufgaben. Und natürlich, viel Zeit mit der Familie verbringen.

Schließlich hätte ein Arbeitsunfall das Abenteuer vor wenigen Wochen fast zunichte gemacht, wie Fuchs verrät: „Meiner Frau hat ein Gabelstapler beiden Mittelfüße gebrochen, so dass sie derzeit auf den Rollstuhl angewiesen ist“. Doch trotz des Unglücks habe die Familie schnell entschieden, dass die beiden Männer trotzdem an der Rallye teilnehmen können. Fuchs: „Dann wird sich meine Frau halt umso mehr um Waldemars Frau kümmern“, sagt der Aschauer Familienvater und zeigt damit, wie eng sich die beiden Familien stehen.

Enge Bande zwischen den Familien

Und vielleicht kommt es nicht erst bei der Rückkehr in Aschau, sondern bereits am Zielort Amsterdam zu einem Wiedersehen mit ihren besseren Hälften. Fuchs: „Mal schauen, ob wir da etwas organisieren können.“ Was nochmals ein Ansporn für die „Chiemgauner“ wäre, um vielleicht den Sieg beim Wettbewerb einzufahren. Ihre Frauen hätten jedenfalls einen großen Anteil daran.

Wer mehr über das Duo erfahren oder gar Sponsor werden will, kann sich unter www.chiemgauner24.de informieren.

Von Aschau bis Amsterdam

Rund 100 Teams werden am 8. September bei der Rallye „European 5000“ starten, die auf einer Strecke von 5000 Kilometern von Aschau über die Côte d‘Azur, Barcelona und entlang der französischen Atlantikküste bis nach Amsterdam führt. Die Fahrzeuge müssen mindestens 20 Jahre alt sein, Autobahnen sind tabu, ebenso wie GPS und Navigationssysteme. Unterwegs warten zahlreiche Herausforderungen, die wichtige Punkte für die Gesamtwertung bringen. Wer am Ende die meisten Punkte gesammlt hat, entscheidet das Rennen für sich. Als Teilnahmegebühr sind – gestaffelt nach Teamgrößen – Spenden für ein soziales Projekt zu entrichten. mw

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