Bachmuscheln im Krebsbach

Eine geschützte Art braucht Hilfe

von Redaktion

Im Krebsbach bei Söchtenau lebt noch ein kleiner Restbestand der europaweit vom Aussterben bedrohten Bachmuschel (Unio crassus). Sie braucht dringend Hilfe, so die Mitarbeiter des BayernNetzNatur-Projekts „Bachmuschel in der Murn“. Söchtenaus Bürgermeister Sebastian Forstner hofft: „Aufklärung hilft gegen Fehler aus Unwissenheit.“

Söchtenau – Ursprünglich gab es im Krebsbach, in der Gunzenhamer Ache, der Murn und der Zillhamer Ache einen zusammenhängenden Bachmuschelbestand. Mittlerweile lebt die Population in der Murn getrennt von den Muscheln im Krebsbach. Was die entscheidende Ursache für die Trennung war, bleibt fraglich, denn der Lebenszyklus der Bachmuschel ist kompliziert: Die Muschellarven leben einige Wochen als Parasiten in den Kiemen bestimmter Fischarten.

Für eine erfolgreiche Fortpflanzung müssen also nicht nur die Lebensbedingungen für die Muscheln stimmen, sondern auch für die Fische. Somit profitieren vom Schutz der Bachmuschel viele Arten: Bachmuschelschutz ist Gewässerschutz. „Sie ist nämlich ein natürlicher Indiaktor für die Qualität des Gewässers, in dem sie lebt“, erklärt Bürgermeister Forstner.

Seit 2013 hilft das BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“ im Auftrag der Regierung von Oberbayern dem europarechtlich geschützten Tier. „Neben der direkten Unterstützung der Fortpflanzung durch Infizierung von Wirtsfischen et cetera, liegt die Hauptaufgabe der Projektbetreuung in der Aufklärungsarbeit. Manchmal schaden Anlieger und Bewirtschafter der Art unbeabsichtigt, ohne es zu wissen, weil sie nicht über das Vorkommen der Bachmuschel und ihre extreme Bedrohung informiert sind“, so Marina Pagel vom Büro Niederlöhner aus Wasserburg, die das Projekt seit 2016 betreut.

Am Krebsbach spielen vor allem Grabenräumungen eine entscheidende Rolle. Die Bachmuscheln leben eingegraben im Sediment. Wenn bei Ausbaggerungen keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden, sind zwangsläufig Tiere mit im Aushub, die dann sterben. Das Bachmuschelprojekt hilft bei dem Dilemma und berät gerne, wie die Tiere im Projektgebiet geschützt werden können. Schließlich ist es gesetzlich verboten, die Muscheln zu stören, zu schädigen oder gar zu töten.

„Wir unterstützen das Muschelprojekt so gut wir können“, bestätigt Bürgermeister Forstner. Weiterhin meint er: „Grabenräumungen ohne Absprache mit den Behörden, der Muschelkoordinationsstelle oder dem Muschelprojekt Murn darf es künftig nicht mehr geben!“

Reine Unwissenheit hätte in der Vergangenheit zu Fehlern geführt, räumt er ein. Das soll jetzt anders werden: Mit der richtigen Herangehensweise werden Grabenräumungen nicht nur naturschonender, sondern auch effizienter: Um zu verhindern, dass Boden nachbricht, ist eine flache Ufergestaltung hilfreich. Das Wasser enthält dann weniger Einträge und es muss nicht so oft gebaggert werden.

Neben den Direktmaßnahmen ist für das Überleben der Bachmuschel der Lebensraum entscheidend. Das Projekt setzt sich für wenig gedüngte und mit Gehölz bewachsene Uferstreifen, abwechslungsreiche Gewässerstruktur mit langsam und schnell fließendem Wasser, Bachabschnitte ohne Wander-Barrieren für Wirtsfische, Besatz mit Wirtsfischen, das Abfangen von Bisamen (Fressfeind der Muschel), Ausgleichsflächen am Ufer und vieles mehr ein.

Die Naturschützer hoffen, dass ihr Einsatz für die Bachmuschel gelingt – zum Erhalt der Artenvielfalt und damit sie selbst künftig wieder ein fester Bestandteil der heimatlichen Fließgewässer unserer Region wird.

Mehr Informationen rund um die Muscheln des Krebsbachs und der Murn gibt es über E-Mail an mail@la-niederloehner.de sowie Telefon 08071/7266860.

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