Sigurd Stockklausner: Mit hantel unterm dach fit fürs Weitwandern

Von nichts kommt nichts

von Redaktion

Über diesen 80-Jährigen bleibt so manchem Zeitgenossen die „Bappn offen“, wie der Bayer so sagt. Gemeint ist Sigurd Stockklausner. Der Riederinger bezwang 1190 Kilometer in 46 Etappen. Pro Tag marschierte der Rentner im Durchschnitt 26 Kilometer, wobei er dabei bis zu 1000 Höhenmeter bezwang. Wie das geht mit 80? Mit Training!

Riedering – Und das verpasst der Senior keinen Tag. Ins Fitnessstudio mag er nicht so gerne, obwohl er dort auch ab und zu zu finden ist. Es ist ihm zu viel Trubel. „Ich will meine sportlichen Übungen machen und fertig. Nicht lange quatschen oder mich mit anderen unterhalten“, macht er im Gespräch mit der Heimatzeitung klar. Überhaupt mit dem lange Reden hat es der ehemalige Maschinenbauer nicht so. „Ich wandere gerne alleine, weil ich mich dabei ganz auf mich selbst konzentrieren kann und nicht Rücksicht auf Mitwanderer nehmen muss.“ Natürlich spreche er auf dem Pilgerweg mit anderen Wanderern. Aber das sei alles so nebenbei und stehe nicht im Vordergrund.

Im Vordergrund stand seit dem letzten Jahr vielmehr sein Traum, diese Via Francigena in der geplanten Zeit zu bewältigen. „Ich wollte es einfach. Aber dem standen halt meine Zipperlein entgegen, die ich in meinem Alter natürlich auch habe“, erzählt Stockklausner. Besonders das Kribbeln an den Fußsohlen sei manchmal schon schlimm gewesen. Aber ein guter Sportler beiße die Zähne zusammen – und ein guter Sportler war er immer. Schon als Kind bewegte er sich gerne, später, als Mitglied des Alpenvereins, war kaum ein Drei- und Viertausender vor ihm sicher: Großglockner, Großvenediger, Zuckerhütl, Olperer, Piz Palü, Civetta, Adamello, Schlern oder Brenta-Klettersteige. Im Winter standen Skitouren auf dem Programm. Und stolz berichtet er: „In jüngeren Jahren war ich Mitglied im Gewichtherberverein 1860 München.“

Dann forderten Familie und Beruf seine volle Aufmerksamkeit, doch der sportlichen Betätigung blieb er immer treu.

Irgendwann entdeckte er dann das Weitwandern, gerne entlang von Pilgerwegen. „Meine jüngste Tour von Lausanne nach Rom ging an meine Leistungsgrenze. Denn auf diesem Pilgerweg, der Via francigena, sind auch immer wieder bis zu 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Täglich hielt ich meine Etappe im Tagebuch fest und schrieb auch auf, was ich so ausgegeben hatte.“

Beeindruckt hätten ihn die „10 Gebote“, aber nicht die bekannten. „Es gibt auch zehn Handlungsanweisungen fürs Gehen“, so der 80-Jährige. Besonders das Gebot „geh weiter“ habe er sich gemerkt. „Da steckt viel Weisheit drin“, sinniert er. Aber auch „geh langsam“, „geh achtsam“, oder „geh dankbar“ und „geh mit Gott“ seien Anweisungen, die er beim Weitwandern immer wieder überdenke.

Das Gebot „geh zur Geburtstagsparty“ komme in diesem Kanon nicht vor. Aber einmal innehalten, pausieren, das „geh leicht“ habe er sich schon zu Herzen genommen. „Über den Spontanbesuch meiner Töchter zu meinem 80. mitten in Italien auf der Via francigena habe ich mich riesig gefreut“, lacht Sigurd Stockklausner.

Eine „richtige“ Geburtstagsfeier mit Kuchen, Gratulanten und Sekt wird es für den Riederinger Senior natürlich auch geben. Denn zu seinem Geburtstag am 23. Juni gab es „nur“ eine Pulle Prosecco (wir berichteten).

Gestern stattete dem Wanderfreund aus Riedering Dritte Bürgermeisterin Marianne Loferer als Repräsentantin der Gemeinde einen nachträglichen Geburtstagsbesuch ab. „Sehr schön“, freute sich der Jubilar, denn „ich habe auf dem Weg von Lausanne nach Rom etliche Pfunde verloren. Die packe ich jetzt mit Hilfe der Kuchenstücke wieder drauf“.

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