Großkarolinenfeld/ Hamburg/ Südsee – Während sie erzählt und sich an die einzelnen Stationen der Weltreise in den vergangenen sechs Monaten erinnert, leuchten ihre Augen. „Wir waren alle ein tolles Team und haben uns gut verstanden. Wie eine echte Familie.“
Richtig nett seien auch die Gäste gewesen – von wegen „alt, reich und unausstehlich“. Das seien Vorurteile, die nicht zutreffen. Und Nein, eine Chef-Stewardess wie „Beatrice“ vom „Traumschiff“, die gebe es nicht. Das sei dann doch zu viel des Guten. „Aber es gibt an Bord des Luxus-Schiffes sogar einen Pfarrer. Mit dem kann man über alles sprechen“, erzählt Rebecca Schmitt, die sich nach dem Abi einfach bei der Reederei Hapag-Lloyd Cruises auf gut Glück beworben hatte.
„Zum Schluss gab es ordentlich Trinkgeld“, lacht die 19-Jährige. Doch darauf sei es ihr gar nicht angekommen. Der persönliche Kontakt sei einfach angenehm gewesen. Viele der Reisenden seien ältere Herrschaften, die gerne mit ihr beim Bettenmachen oder auf dem Gang ins Gespräch gekommen sind. „Ich erinnere mich an eine Omi. Die war echt süß. Wir haben sogar ein paar Tränchen verdrückt, als wir uns verabschieden mussten.“
Luxus werde auf der MS Europa groß geschrieben. „400 Gäste werden von 285 Crewmitgliedern Tag und Nacht betreut. „Einzelne Suiten haben sogar Butlerservice. Hier wird wirklich versucht, jeden Wunsch des Gastes zu erfüllen. Auch ungewöhnliche“, schmunzelt Rebecca Schmitt.
Ihr Aufgabenbereich war das Housekeeping. Zusammen mit einer erfahrenen Kraft hatte sie 22 Suiten sauber zu halten. „Wir haben uns die Arbeit aufgeteilt. Ich saugte die Zimmer, machte die Betten und sorgte für eine stets volle Minibar. Meine Kollegin machte die Bäder.“
Von morgens 7 bis mittags 13.30 Uhr mussten die beiden fertig sein, dann sollten die Suiten picobello aussehen. Anschließend hatten sie frei. Ab 18 Uhr hieß es wieder antreten: Betten aufrichten, Betthupferl oder Spruchkarte verteilen, Balkone nachtfertig machen und gegebenenfalls alles noch einmal putzen und mit frischen Blumen dekorieren. „Wir haben sehr vieles an Bord, nicht nur Essen und Trinken“, sagt die 19-Jährige. Da sei das Glas Wasser am Nachttisch kein Problem, auch nicht die 70-Watt-Glühbirne oder spezielle Blumen. „Manche Vorlieben wissen wir schon im Vorfeld, gerade bei Gästen, die öfter mit uns fahren“, sagt die junge Frau.
Zu den eher ausgefalleneren Wünschen zählten sechs Extra-Kissen und eine weitere Bettdecke. „Die Dame schlief nur auf Kissen und Zusatzdecke!“
Schwieriger werde es, wenn hoher Seegang das Schiff durchrüttelt. „Das Kreuzfahrtschiff ist zwar mit Stabilisatoren und sehr viel Technik, auch für die Sicherheit der Gäste, ausgestattet, aber das Schwanken spürt man auf alle Fälle. Wer da empfindlich ist, der geht am besten gleich zum Arzt.“ Auch für die Crew-Mitglieder steht der Arzt und im Notfall sogar ein OP bereit. „Wir bemühen uns, nicht auszufallen, denn die anderen müssen unser Pensum mitmachen. Das wird stressig“, erinnert sich Rebecca. Aber auch an Wechseltagen werde es hektisch: „Die einen Gäste reisen ab und verlassen das Schiff, die anderen wollen schnellstmöglich ihre Suite beziehen. Da ist Tempo angesagt.“
In den weniger stressigen Zeiten konnte die 19-jährige Landausflüge machen und sich Hafenstädte ansehen. Am 9. Oktober 2017 ist sie an Bord der MS Europa gegangen und am 6. April wieder von Bord. „Käpt’ns-Dinner, große Galas, Äquator-Taufe: Alles habe ich in meiner Zeit auf der MS Europa erlebt. Am meisten aber haben mich die verschiedenen Länder fasziniert“, sagt sie. Südamerika, der Panama-Kanal, die Karibik, Australien, Bali, Malaysia, Thailand, Myanmar, Abu Dhabi und Dubai und immer wieder Südsee. „Mein Traumland“, gesteht sie. „Ein Paradies auf Erden!“ Bora Bora, Tahiti: Alles sehe wirklich so aus wie auf Bildern, die man so kennt.
Ihr Fazit: Dacapo! Nochmal! „Gelernt habe ich mehr Gelassenheit, Freundlichkeit und Respekt vor anderen Menschen. Das ist wichtig. Nur so können wir auf einem Schiff zusammen leben, ohne uns an die Gurgel zu gehen.“