„Steckerlfisch und Schlagsahne“: eine Erfolgsgeschichte seit 20 jahren

Das Dream-Team der Sketche-Szene

von Redaktion

Sie spielen Szenen einer Ehe so gut und einfühlsam, dass man meinen könnte, sie sind auch im wirklichen Leben „verbandelt“. Aber nein, ganz und gar nicht. „Wir verstehen uns nur einfach irre gut“, sagen die beiden. Der „Steckerlfisch“ heißt Christian Haller und die „Schlagsahne“ Angi Aschbacher. Seit 20 Jahren spielen sie Sketche.

Rosenheim/Riedering – Eigentlich hat alles ziemlich klein angefangen. „Wir spielten auf Partys, bei Betriebsfeiern und Geburtstagen.“ Damals, vor 20 Jahren, sei alles noch recht schüchtern zugegangen, sagt die Schlagsahne. „Aber immer auf Boarisch“, mischt sich der Steckerlfisch ein. Inzwischen spielen sie im „Vereinsheim“ in München-Schwabing, haben Auftritte im Münchner Schlachthof und seit zwei Jahren auf einigen Kunstbrettln in ganz Bayern.

Ihre Sketche kommen an, egal, ob in München oder am Simssee. „Wir greifen einfach rein ins pralle Leben. Da finden wir auch immer etwas“, kalauert Christian Haller (37), der seine Brötchen als Sozialpädagoge verdient.

So ein richtiges, gestandenes Interview funktioniert mit den beiden nicht, jede Antwort ist hintergründig, zweideutig. Selten so viel gelacht bei der Arbeit. Und außerdem haben die beiden „Erfahrung“ mit Interviews: Schließlich haben sie darüber bereits einen Sketch verfasst. Aber da sei ein Politiker im Spiel, da sei natürlich alles ganz anders…

Am Anfang ihrer Karriere mussten sie erst „testen“, was sie ihrem Publikum zumuten können und worauf es reagiert. „Und wie es auf uns reagiert“, so Angie Aschbacher (42).

Damit der Abend ein Erfolg wird – das wissen die beiden inzwischen – spielen sie immer einen ihrer Schenkelklopfer. „Dann ist die Stimmung schon mal gelöst.“ Es sei eben ganz wichtig, den Kontakt zum Publikum schnell herzustellen und nicht lange zu fackeln. „Die ersten zwei Minuten entscheiden“, sagt die Schlagsahne.

Ebenso wichtig sei es aber auch, dass die „Gäste verstehen, dass wir weder klassische Comedy noch Kabarett machen. Wir präsentieren Sketche: kleine, hintergründige Theaterstücke mit 20 bis 30 Minuten Dauer.“ Das sei ein Riesenunterschied.

Die Auswahl der Themen: Nicht einfach

Mit der Auswahl der Themen sei das immer so eine Sache. „Du musst den Fingerzeig mit Humor bringen, musst dich auch mal selbst auf die Schippe nehmen können“, meint Angi Aschbacher, im Hauptberuf Konrektorin an einer Grundschule. Themen wie der Umgang mit dem Handy, den ungeliebten Speckröllchen oder den unliebsamen Eigenarten des Ehepartners kommen stets gut an. „Hier gieren die Zuschauer förmlich nach den Dialogen“, freut sich das Duo „Steckerlfisch und Schlagsahne“. „Denn es geht offensichtlich überall gleich zu“, sagt Aschbacher und fängt gleich an mit einem Sketch namens „Nach der Party“: Auf dem Weg nach Hause grummelt der Partner zunächst, die Gattin ist genervt über sein Genöle, er fragt giftig, warum sie sich wieder „so gut und so lange“ mit ihrem Verflossenen unterhalten habe? Wo er da bitte bleibe? Ein Wort gibt das andere und beide sind mitten im schönsten Ehekrach. „Das scheint ein bekanntes Muster zu sein“, lacht die Schlagsahne. Doch nie würde das Duo eine solche Szene im Unfrieden enden lassen. „Es muss immer einen Ausweg geben, ein Augenzwinkern, ein Anstupsen.“ Im Fall des Stücks meint die bessere Hälfte zu ihm: „Meinst, dass heut noch was geht?“ Worauf er antwortet: „Du Maus!“

Weit schwieriger sei es, den Sketch „Testament“ vorzutragen. Da würde ein ganzes Paket heikler Themen angesprochen: Tod, Erbe, Hass und Liebe, Zorn auf undankbare Kinder oder Ehepartner. „Hier geht es um die Abrechnung mit dem eigenen Leben. Wohin tendiert das Pendel am Ende, zu Plus oder zu Minus?“ Doch auch hier sei Humor eine große Waffe, sagt das Dream-Team der bayrischen Sketche. Während die einen ihre Krallen ausfahren und die anderen raffen, schleimen die anderen bis zum Gehtnichtmehr und balgen sich um Erbstücke. Und der pointierte Schluss bei der Testamentseröffnung: Der Kakadu erbt alles! Welch eine Pointe!

Das Programm dauert in der Regel rund zwei Stunden mit einer Pause, dabei werden etwa zehn verschiedene Sketche gezeigt. „In den ersten zwei Minuten musst du die Leute kriegen. Sonst fangen die Leute nämlich zum Ratschen an.“ Aber was sei schon verloren, scherzen sie munter.

Im Rückblick sei es zu ihren Anfängen vor 20 Jahren deutlich einfacher gewesen, Menschen mit Spaß und Scherzen zu unterhalten. „Da war die Konkurrenz nicht so groß.“ Heute gebe es Angebote in Hülle und Fülle.

Richtig anstrengend seien die Auftritte in München. „Dieses Publikum muss man sich hart erarbeiten. Man muss es regelrecht gewinnen.“ Im Rosenheimer Raum gehe es da zum Glück viel lockerer und charmanter zu.

Und wie steht’s mit der viel diskutierten Schaffenskrise bei den beiden Kulturschaffenden? „Die gibt’s bei uns nicht. Wir setzen uns zusammen hin, schreiben alles auf und arbeiten am neuen Programm. Fertig!“ Dass dabei der Spaß nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. Und weil ihre Auftritte – gerne übrigens immer auch im kleinen Rahmen – ihre „wahre Leidenschaft“ und der „schönste Nebenjob der Welt“ sind, feiern sie am Freitag, 5. Oktober, um 20 Uhr beim Hirzinger in Söllhuben und am Samstag, 6. Oktober, ab 20 Uhr beim Höhensteiger ihr 20. Bühnenjubiläum. Spezielle Gäste: Atze Bauer, Max Olbrich, Roland Hefter, Franziska Wanninger und Andrea Limmer. Karten im Ticket-Center Kroiss und beim Höhensteiger unter Telefon 08036/1266. Ihren erster Auftritt hatten „Steckerlfisch und Schlagsahne“ übrigens im Kultursaal Bad Endorf. „Das waren noch Zeiten“, lachen sie und schauen sich tief in die Augen.

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