Bad Feilnbach – 16 Jahre war Gasteiger im kommunalpolitischen Gremium aktiv (damals vom letzten Listenplatz über die meisten Stimmen direkt ins Gremium gewählt) und seit zehn Jahren Stellvertreter des Bürgermeisters. „Viel ist passiert in dieser Zeit. Es war eine spannende Phase und gerade zuletzt mit glücklichen Fügungen für die Gemeinde bestückt“, so Gasteiger in seinem Rückblick mit unserer Zeitung. Der heute 72 Jahre alt werdende Mann will sich nun der Familie, seiner Frau und den vier Kindern sowie – insbesondere – den sieben Enkeln widmen. „Auch auf dem Hof und der Alm ist einiges zu tun“, so Gasteiger. Nicht zu vergessen: seine Jagd. „Die will ich ausgiebig genießen.“ Außerdem steht wohl eine Reise mit seiner Frau demnächst an. „Da komm ich nicht aus. Das habe ich versprochen und wird auch schön.“
Eigentlich hatte Gasteiger zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister Hans Hofer bereits seine Ämter niederlegen wollen. Da aber die Geschäftsleiterstelle zu diesem Zeitpunkt verwaist war und der neue Rathauschef, Anton Wallner, ihn bat, noch „dranzuhängen“, ging es für Gasteiger quasi in die Verlängerung.
Was ihm in seiner kommunalpolitischen Karriere gut gefallen hat: „Die hervorragende Streitkultur im Gemeinderat. Nämlich keine“. Es sei im Gremium stets ein gutes Miteinander zum Wohle der Kommune gewesen.
Sorge bereitet ihm aber der starke Zuzug in der Kommune. „Das ist einerseits toll und zeugt von wachsenden Betrieben und Arbeitsplätzen, ist aber wohnungstechnisch schwierig und mit derzeit drei Prozent in meinen Augen zu hoch.“ Hier muss auch hinsichtlich des Baulands für Einheimische etwas getan werden.
Von Wolf über Gewerbe und Zuzug
Stolz ist der scheidende Gemeinderat auf eine „saugute Verwaltung“, die gerade in Zeiten personeller Engpässe Zusatzarbeit schultern würde. Gegen eine spezielle Modernisierung hat sich der 72-Jährige trotz aller Ämter aber bis heute erfolgreich verwehrt: Er hat keine E-Mail-Adresse. Dies habe gelegentlich für Verwunderung gesorgt und dann zu dem Fazit: „Sie haben es gut.“ Hart ins Gericht hingegen geht Gasteiger mit der stetig wachsenden Bürokratie. Sie habe ihm den Abschied aus den Ämtern erleichtert.
Zu seiner Amtszeit sagt er: Der Supermarkt in der Ortsmitte sei gerade für ältere Bürger unerlässlich und dessen Neuansiedlung gut gewesen. Der Grundstückskauf in der Eulenau sei für das heimische Gewerbe ebenso wichtig gewesen wie die Erweiterung des Gewerbegebiets in Au. Was Gasteiger aber bis heute wurmt: „Dass wir für das ehemalige VdK-Haus Schwarzenberg trotz intensivster Bemühungen keine touristische Nutzung gefunden haben.“
Ein Moment hat ihn als Bürgermeisterstellvertreter erschüttert: Bei der Gratulation zu einem 90. Geburtstag hatte ihm die Jubilarin gestanden, dass sich keines ihrer fünf Kinder an sie erinnern würde. „Das geht mir heute noch unter die Haut. Für mich ist es schockierend, dass es so etwas in einer Gemeinde wie Bad Feilnbach gibt“, sagt Gasteiger. Er habe der Frau dann Angebote wie die Nachbarschaftshilfe ans Herz gelegt, um wieder mehr in Gesellschaft zu kommen.
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war der Wolf in Bad Feilnbach. „Ansichten prallten damals aufeinander. Das hat aber auch die Waldbauern und die Jäger zusammengeschweißt“, erinnert sich Gasteiger. Er hatte sowohl die kommunale als auch die landkreisweite Jagdseite vertreten: „Für eine derart dichte Bewirtschaftung der Almen und regionalen Landstriche, wie es bei uns der Fall ist, ist das dauerhafte Vorkommen eines Wolfes mehr als schwierig.“ Er ist sich allerdings sicher: „Das war nicht der letzte Wolf bei uns.“ sm