Flurdenkmäler rund um den Bippenwald

Von Juwel zu Juwel wandern

von Redaktion

Besuchern und Bürgern bietet sich ein einmaliger Wanderweg rund um das Bippenwaldareal. Dabei sind neben der Alpenregion mit ihren saftigen Wiesen und den bizarren Felsformationen auf und neben den gut begehbaren Wanderwegen außergewöhnliche Flurdenkmäler wie Kapellen, Feldkreuze oder Marterl zu bewundern.

Kiefersfelden – Die von Menschenhand, teils schon vor langer Zeit, geschaffenen Werke erzählen ihre eigenen, mitunter sehr spannenden Geschichten, die, zusammen mit den optischen Eindrücken immer einen Abstecher wert sind.

Der Wanderer beginnt seinen Weg in dieser herrlichen Kulturlandschaft mit ihren sehenswerten Bauwerken, die Zeitzeugen gelebter Geschichte dieser Region sind, gleich direkt neben der Staatsstraße 2089, der Rosenheimer Straße, unmittelbar hinter dem Ortschild Richtung Oberaudorf. Auf der herrlichen Obstbaum-Allee mit heimischen Birnen- und Apfelbäumen kommt man am „Laiminger Hof“ vorbei, einem ehemaligen landwirtschaftlichen Gut, das nach jahrzehntelangem Verfall wieder in beeindruckender baulich-denkmalpflegerischer Weise restauriert wurde.

Neben dem Wohngebäude glänzt die „Hofkapelle zu Laiming“ mit ihrem schneeweißen Außenkleid, dem roten Dach und dem Bildnis des Herrgotts über der hölzernen Eingangstür in der Frühsonne. In liebevoller und aufwendiger Arbeit wurde diese ehemalige Ruine, die eigentlich schon dem Verfall geweiht war, von Evi und Alexander Städtler im Jahre 2015 zusammen mit der österreichischen Restauratorin Maria Birbamer-Zott restauriert und damit wurde dann auch, in harmonischer baulicher Geschlossenheit von Bauernhaus und Hofkapelle, eine schmerzende Wunde geschlossen.

Die Hofkapelle steht, obwohl auf Privatgrund und in Privatbesitz, für jeden offen – eine Terminvereinbarung mit Familie Städtler vorausgesetzt, die auch die lebendige Führung übernimmt. Das Alter der Kapelle schätzt der Besitzer nach umfangreichen Recherchen auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auch der Barockcharakter legt diesen Schluss nahe. Genauere Unterlagen existieren leider nicht mehr.

Bei den wochenlangen Restaurierungsarbeiten wurden Bordüren und Simse sowie die Original-Fresken aus der Erbauerzeit gefunden. Diese Bilder waren bei der ersten überlieferten Renovierung im Jahr 1833 übermalt worden. Und in einer weiteren, im Jahre 1964 wohl sehr unsachgemäß durchgeführten Restaurierung, wurde auch die Decke des Kleinods mit Ölfarbe deckend überstrichen. Aber jetzt ist dies alles wieder in seinen herrlichen Ursprungsfarben zu bewundern. Nach der Wiederherstellung der Fresken wurde sodann der Altar wieder eingearbeitet, Bänke und das weitere Inventar fanden ihren angestammten Platz.

Und seit geraumer Zeit funkelt dieses kleine Juwel jetzt auf dem großen Anwesen der Besitzer. Jedes Jahr findet hier eine feierliche Maiandacht statt, an der nahezu das halbe Dorf teilnimmt. Dazu bildet das Ensemble mit Bauernhaus und Hofkapelle einen beliebten fotografischen Hintergrund für Hochzeitspaare, die teils von weit her kommen um sich hier ablichten zu lassen.

Weiter auf dem Weg, in Richtung Gut Häusern kommt der Wanderer nicht umhin, eine kleine Rast einzulegen. Denn, wie aus dem Bilderbuch gezeichnet, lädt ein wunderschönes Feldkreuz, umrahmt von zwei Ruhebankerl, zum Verweilen ein. Die unmittelbar dahinter stehende Linde mit ihrem saftigen Grün verspricht einen schattigen Platz.

Von der Familie Marie-Therese und Hayo Willms aus dem Gut Häusern kam das völlig neue hölzerne Feldkreuz mit einem vom Tiroler Holzbildhauer Stefan Käser holzgeschnitzten Herrgott und von der Familie Wessely die beiden Bankerl, die vom Bauhof der Gemeinde Kiefersfelden so errichtet wurden.

Zwei kleine Edelstahlplatten mit Gravur zeugen von der Intension der Spender. Auf der einen Tafel steht „Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause“. Und auf dem Gegenüber ist zu lesen „Die Augenblicke, in denen wir innehalten sind kostbar“. Das gesamte, ruhe- und glaubensspendende Ensemble wird sowohl vom Bauhof als auch von der Familie Willms liebevoll gepflegt und auch in Schuss gehalten.

Die wohnen nur wenige Schritte weiter in ihrem Gut Häusern, das zwischen den hohen Bäumen hervorlugt und ein spektakulärer und architektonischer Hingucker ist. Mit seiner roten Fassade, unterbrochen durch rankenden wilden Wein und den Wandmalereien sowie dem oxidierten Kupferdach des markanten, mittigen Türmchens ist es ein echtes Kleinod in der ländlichen Region, die geprägt ist von grünen Wiesen und hohen Wäldern. Über mehrere Jahre haben die Restaurierungsarbeiten angedauert, jetzt ist ein Refugium entstanden, deren Anblick sicher nicht nur den Besitzern das Herz freudig schneller schlagen lässt.

Blick auf den

Wilden Kaiser

Mehrere Hundert Meter weiter auf diesem Weg der Schauens, der Ruhe und des Innehaltens, gelangt der Wanderer dann zum letzten Feldkreuz dieser Region, das auf dem Schwaighof an der Schöffauer Straße seinen Platz gefunden hat. Vor den saftigen Wiesen, die den Rindern und Schafen als hochwertiges Futter dienen und das Felsmassiv des Wilden Kaisers im Rücken, ist es ein wahrer Blickfang.

Von Hans Zehetmeir zum 70. Geburtstag seiner Mutter Elisabeth im Jahre 1998 an dieser exponierten Stelle errichtet, wo vorher eine kleine Holzkapelle gestanden hatte, die jedoch schon sehr marode war und er auch aus Sicherheitsgründen abreißen musste. Das Kreuz ist nicht überladen mit Intarsien und Figuren. Doch das selbstgeschnitzte Holzkreuz mit dem Herrgott und zwölf kleine Rechtecke, für jeden Apostel eines, geben dem Kruzifix seine natürliche Note.

Die Anregungen für das Marterl hat sich Hans Zehetmeir bei vielen Fahrten zu ähnlichen Kreuzen in der Gegend geholt und dann nach seinen persönlichen Vorstellungen mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Während seine Frau Lotte sich mehr um frische Blumen und die Zierde des Kreuzes liebevoll kümmert, ist Hans Zehetmeir immer wieder mit der Beseitigung der kleineren und auch größerer Schäden beschäftigt, die der Zahn der Zeit und die Wetterunbillen dem Kreuze schlagen.

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