Großkarolinenfeld – Punkt 19.38 Uhr stand das Ergebnis fest: Der Bürgerentscheid 1 unter dem Titel „Bau des Rathauses nach den vorliegenden Planungen“, entstanden aus einem Ratsgebehren, hatte das Quorum erfüllt, wohingegen der Bürgerentscheid 2 unter dem Titel „Rathauswahnsinn stoppen“ von den Wahlberechtigten abgelehnt wurde.
Nach Angaben von Wahlleiter Christian Baumann hatten sich insgesamt 54,73 Prozent der Wahlberechtigten – also mehr als jeder Zweite – an der Abstimmung beteiligt. Während auf den Bürgerentscheid 1 insgesamt 2038 Ja-Stimmen und 989 Nein-Stimmen entfielen, konnte das Bürgerbegehren 2 mit 1088 Ja- zu 1735 Nein-Stimmen weder die Anzahl der nötigen Stimmen von 1165 noch die Mehrheit an Ja-Stimmen erreichen.
Bürgermeister
ist erleichtert
„Ich bin sehr erleichtert“, zeigte sich Großkarolinenfelds Bürgermeister Bernd Fessler glücklich über den Ausgang der Abstimmung. „Zumal ein anderer Ausgang unsere zukünftige Arbeit ja enorm belastet hätte.“ So hätte der Gemeinderat in puncto Rathausplanung wieder bei Null anfangen müssen, so Fessler, der durchaus Angst vor einer Ablehnung des Neubaus hatte.
Seit Jahren laufen in der Kommune ja bereits die Planungen für das Vorhaben: Die heiße Phase begann im Frühjahr 2016, als die Kommune einen Architektenwettbewerb ausgelobt hatte. In den folgenden Monaten wurden die Planungen immer konkreter, Ende des vergangenen Jahres standen Kosten von rund 6,3 Millionen Euro für das Bauvorhaben im Raum. Eine unrealistische Zahl, fanden die Gemeinderatsmitglieder Josef Lausch (PLW), Dr. Erwin Gutsmiedl (GBV) und Elfriede Strasser, die eher mit zehn Millionen Euro rechnen und daher ein Bürgerbegehren gegen den Neubau initiierten, auf das der Gemeinderat wiederum mit einem Ratsbegehren antwortete (wir berichteten).
Fessler hofft nun, dass durch das Votum des Bürgers die Zusammenarbeit im Gemeinderat wieder entspannter wird. „Sepp Lausch hat im Vorfeld ja betont, die demokratische Entscheidung durch einen Bürgerentscheid zu akzeptieren“, so Fessler, der allerdings dem Frieden noch nicht ganz traut. Fessler: „Es wird sich zeigen, wie‘s weitergeht.“
Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen betonte Lausch jedoch, dass er die Entscheidung der Wähler akzeptieren werde. „Ich habe immer gesagt, dass bei einem so großen Projekt der Bürger entscheiden soll“, so das Gemeinderatsmitglied der PLW, der seine Bedenken zum Rathausneubau trotzdem nicht abschütteln wird. Lausch: „Nun muss sich zeigen, ob wir mit unseren Befürchtungen, der Bau könnte um die zehn Millionen Euro kosten und unpraktisch sein, Recht behalten.“
Bedenken bleiben bestehen
Grundsätzlich ist er jetzt aber zunächst froh, dass der Tag der Entscheidung hinter ihm liegt. „Es war schon eine immense Belastung“, so das Gremiumsmitglied, den nach eigenen Angaben „Anfeindungen und Aussagen innerhalb des Gemeinderats sehr geschmerzt haben“. Wunden, die nach Einschätzung von Lausch bis zum Ende der Wahlperiode auch nicht mehr heilen werden. „Natürlich wird man das im Gremium auch weiterhin spüren.“