Einen Mobilfunkmast möchte die Gemeinde Nußdorf nicht mitten im Dorf haben. Foto dpa
Mobilfunkmast in Nußdorf: Gemeinderat diskutiert – Telekom bricht Dialog ab
Experten ins Boot geholt
Nußdorf – Die Mobilfunksituation in vielen Gemeinden ist nicht einfach. Auf sein Handy will so gut wie niemand mehr verzichten. Die Zahl der Endgeräte steigt und das damit verbundene Datenvolumen wächst unaufhörlich. Doch Mobilfunkmasten, die den Empfang erst ermöglichen, will keiner in seiner Nähe haben. So zeigt sich auch derzeit die Situation in der Gemeinde Nußdorf.
Der Nußdorfer Gemeinderat wollte nicht ohne Weiteres akzeptieren, dass ein Mobilfunkmast mitten in das Dorf gestellt wird. Die Telekom sah das vor einigen Wochen jedoch ganz anders (wir berichteten). Für sie standen lediglich zwei annehmbare Standorte zur Wahl: das Rathaus und das Feuerwehrgerätehaus. Das seien die idealen Plätze, um für eine ausreichende Mobilfunkversorgung in Nußdorf zu sorgen, so Telekom.
Alternative Vorschläge der Gemeinde – aus Sorge vor zu hoher Strahlenbelastung und einer Verschandelung des Ortsbildes – stießen beim Mobilfunkanbieter auf keine Gegenliebe. Außerdem sahen sich die Gemeindevertreter unter Druck gesetzt, da sie bis Ende Juli dem Vorschlag zustimmen oder einen anderen akzeptablen Standort finden sollten. Andernfalls werde die Telekom die Gespräche mit der Gemeinde beenden und gegebenenfalls bei privaten Grundstückseigentümern nach einem adäquaten Standort vorsprechen. Jedoch dann aber ohne jegliche Beteiligung der Gemeinde, so die Telekom.
Keine einfache Situation für die Gemeinde, die sich nun verunsichert und von der Telekom auch nicht mehr gut betreut fühlte. Da Mobilfunk eine hochkomplexe Thematik darstellte, schaltete die Gemeinde einen unabhängigen Fachmann für Funktechnik ein, um sich neutral beraten zu lassen. Nach Bekanntwerden dieses Umstandes zog sich die Telekom aus dem Dialogverfahren sofort zurück.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte sich nun der von der Gemeinde beauftragte Experte, Diplomingenieur (FH) Hans Ulrich aus München, vor, der bereits zahlreiche Gemeinden in der Region beraten hatte. Das lasse tief blicken, so der eine oder andere Gemeinderat aus Nußdorf. Zeige dieser Umstand doch, dass auch andere Gemeinden mit der Telekom nicht recht klar kamen und sich externe Begleitung suchten, so der Tenor im Rat.
Hans Ulrich bezeichnete den Ausstieg der Telekom aus dem Dialog mit der Gemeinde als „äußerst ungewöhnlichen Vorgang“, denn er kenne eigentlich auch andere, offenere Vorgehensweisen.
„Ich suche in einem ergebnisoffenen Verfahren, nach der schonendsten Variante für die Bürger, mit der ihre Gemeinde vernünftig versorgt werden kann“, versicherte Ulrich. So kämen für ihn durchaus auch andere Standorte als die von der Telekom gewünschten in Frage. „Auch der des Hochbehälters“, erklärte er auf Nachfrage. Genaueres könne er aber mit letzter Sicherheit erst nach Abschluss seiner Untersuchungen mitteilen.
Über Frage nach den Gründen, warum die Telekom keine anderen Standorte zulassen wolle, könne derzeit nur spekuliert werden, sagte der Experte. Er vermute dahinter allerdings das Thema „Kosten“. Nach seinen bisherigen Erfahrungen könnten Mobilfunkmasten so positioniert werden, dass von ihnen eine möglichst geringe Strahlenbelastung ausginge.
Ernst zu nehmen sei aber auch die Strahlenbelastung, die von Handys selbst ausgingen oder von schnurlosen Haustelefonanlagen nach dem DECT-Standard, erklärte der Experte. Hier sei das Hochfrequenz-Signal meist stärker als das des Mobilfunks von außen, so Ulrich.
Wie es nach Abschluss der Untersuchungen und den Planungen mit der Telekom dann weitergehen werde, das ist noch offen. Die Telekom, so hieß es, wolle sich erst einmal den Gemeinden widmen, die sich bereitwilliger mit der Thematik der Mobilfunkversorgung auseinandersetzen möchten.