Informationsveranstaltung zum Bau der Sporthalle in aschau

2,5 Millionen auf einen Streich sparen

von Redaktion

„Die geplante 2,5-fach-Sporthalle in Aschau könnte bei gewissenhafter Planung 2,5 Millionen Euro weniger kosten als veranschlagt.“ Das rechnete Franz Kratzer, ehemaliger Kämmerer der Gemeinde Riedering, bei einer Informationsveranstaltung in Aschau vor. Geld sparen könnte die Gemeinde mit „sinnvollen Streichungen“ und „ungenutzten Zuschüssen von über einer Million Euro“, so Kratzer.

Aschau – Wenn der sehr gute Besuch der Informationsveranstaltung zum geplanten Bau der 2,5-fach-Sporthalle ein Indikator für die Brisanz des Themas ist, dann schlagen die Wellen in der Gemeinde sehr hoch. Sichtlich zufrieden begrüßte daher CSU-Fraktionsvorsitzender Georg Westenthanner, einer der Mitinitiatoren des Abends, zusammen mit Christa Clarin und Dieter Gut die Zuhörer, unter denen man jedoch den Bürgermeister der Gemeinde Aschau, Peter Solnar, vergeblich suchte.

Für Westenthanner stand die Information über die finanziellen Auswirkungen des geplanten Bauvorhabens, das mit rund 7,5 Millionen Euro zu Buche schlagen soll (wir berichteten), im Fokus der Veranstaltung. „Wir wünschen uns eine kostengünstigere Lösung.“ Und die hatte seine Fraktion bereits offengelegt. Nach „sinnvollen Streichungen“ liege der Kostenansatz bei rund fünf Millionen Euro, so der CSU-Chef.

Auf den Vorwurf, warum seine Fraktion so lange der Sporthallenplanung zugestimmt habe, antwortete er: „Erst bei der Sondersitzung des Gemeinderats im Herbst 2017 haben wir erkannt, dass keine kostensenkenden Detailänderungen bei dem Sporthallenneubau diskutiert wurden. Daher unser Stimmungswandel.“ Auch monierte er, dass das Gutachten über die Schadstoffbelastung des Grundstücks, auf dem die alte Halle steht und die neue errichtet werden soll, „nach einem Jahr immer noch nicht vorliegt“.

Finanzexperte

Franz Kratzer

Für weitere Informationen war der ehemalige, jahrzehntelange Geschäftsleiter und Kämmerer der Gemeinde Riedering, Franz Kratzer, als Fachmann eingeladen worden. In seinem 70-minütigen Vortrag stellte er die Betrachtung der haushaltstechnischen Aspekte und „die Richtigstellung von unberechtigten Vorwürfen“ bezüglich des Alternativplans in den Vordergrund seiner Ausführungen. „Es gibt keine kleine oder große Halle, sondern eine 2,5-fach-Sporthalle mit zusätzlichen Räumlichkeiten oder aber ohne diese Räumlichkeiten“, machte er deutlich.

„Sie sollten eine Sporthalle bauen, wie sie Aschau braucht. Und alles, was über das 2,5-fache hinausgeht, sind Geschenke, die die Gemeinde sich nicht leisten kann“, so der Finanzexperte. Intensiv nahm er dabei den von Bürgermeister Peter Solnar zur Mitfinanzierung ins Spiel gebrachten Bausparvertrag der Gemeinde unter die Lupe. „Bisher sind 17500 Euro angespart und der Vertrag läuft bis Juli 2027.“ Dann werden bei konstanter Bedienung etwa 400000 Euro ausgezahlt. Hinzu komme ein Darlehen in Höhe von 600000 Euro, das summa summarum eine Million Euro ergebe. Die Zeit bis dahin sei jedoch zu überbrücken und ein finanzielles Risiko, so Kratzer. Und er schob gleich noch ein weiteres Detail nach: „Die Gemeinde hat für das Projekt in den vergangenen vier Jahren keine dauerhaften Rücklagen im Haushalt erwirtschaftet. Die Sporthalle muss daher ohne tatsächliche Eigenmittel finanziert werden.“

Für ihn stelle sich die Frage, warum die Gemeinde nicht den örtlichen WSV (Sportverein) mit ins Boot geholt habe, denn dann wären seiner Meinung nach „Zuschüsse von über einer Million Euro vom Bayerischen Landessportverband möglich gewesen“.

Kratzer stellte schließlich den deutlich kostengünstigeren CSU-Entwurf des Hallenneubaus dem geplanten Projekt gegenüber. Der Alternativvorschlag, bei dem gewisse Räumlichkeiten wie Sauna, Jugendraum, Mehrzweckräume oder Flure und Gänge teils gestrichen oder abgeändert wurden, würde die Haushaltskasse mit ziemlich genau 5,07 Millionen Euro belasten, wogegen der von der Gemeinderatsmehrheit favorisierte Plan mit einer Hackschnitzelheizung (Kosten: 594000 Euro) für die Halle auf rund 7,8 Millionen Euro taxiert sei.

Sauna für 700000 Euro nötig?

Seiner Meinung nach sollten die Bürger auf die Möglichkeiten einer mit 700000 Euro veranschlagten Sauna nicht verzichten müssen, der Gegenvorschlag weise eine deutlich billigere Blockhaussauna am Freischwimmbad als Ersatz aus. Auch zu den Mehrzweckräumen (720000 Euro) äußerte Kratzer Bedenken: „Wer nutzt die“, fragte er in die Runde. Eine kostengünstigere Möglichkeit sei die 3-fach-Teilung der Halle, wobei dann bis zu drei Vereinssparten jeweils gleichzeitig die Halle nutzen könnten.

Und auch vor dem Bau eines Jugendraums macht die Planung der CSU-Fraktion nicht halt, denn dabei könnten auch die Nutznießer selbst mit ins Boot geholt werden und sich an den Bauarbeiten beteiligen, wobei die erdgeschossige Bauweise sicher auch für Menschen mit Handicap die einfachere Lösung darstelle. Insgesamt stellte Kratzer fest: „Es muss nicht alles unter einem Dach gebaut werden, um wirtschaftlich zu sein.“

Zur Finanzlage der Gemeinde wartete der Fachmann mit erstaunlichen Fakten auf. Aktuell belaufe sich der Schuldenstand Aschaus auf 7,7 Millionen Euro, so Kratzer, wovon bereits in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro für den Hallenneubau eingeplant seien. Dann fehlten immer noch weitere 6,5 Millionen Euro. Sein Fazit: „Die Gemeinde übernimmt sich mit dem geplanten Sporthallenneubau finanziell total.“

Abschließend betonte der Finanzfachmann und Aschauer Bürger, dass er seine Aufgabe darin sehe, „die mündigen Wähler mit wichtigen Informationen zum Hallenbau zu versorgen“, was ihm die Zuhörer mit lang anhaltendem Applaus bescheinigten.

Abriss für

300000 Euro

In der sich anschließenden Diskussion tauchte unter anderem die Frage auf, wohin denn die neue Halle komme und was das koste. Dazu Westenthanner: „Nach Abriss der alten Halle soll die neue dann auf dem Areal errichtet werden. Bisher sind für den Abriss 300000 Euro veranschlagt, das neue Gutachten über eine mögliche Schadstoffbelastung des Bodens liegt aber noch nicht vor.“ Das betreffende Grundstück gehöre der Gemeinde, sei aber mit einer Grunddienstbarkeit belegt, was bedeute, dass es nur für sportliche Zwecke genutzt werden dürfe. Dort müssten aber wegen des Neubaus bis zu 30 alte Bäume gefällt werden.

Ein Bürger fragte nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung, die „ nicht vorliegt“, so Westenthanner. Einzig die Einnahmen aus den Mietzahlungen des WSV von 24000 Euro jährlich seien Fakt.

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