Den Segen der Kirchen gab‘s von Vikarin Dr. Sabrina Hoppe und von Pfarrer Paul Janßen.
Benedetto Menni (1841 bis 1914), italienischer Ordenspriester und Ordensgründer, wurde 1999 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und ist Schutzpatron der ehrenamtlichen Helfer. Angelo Ercole Menni, so dessen Taufname, trat mit 19 Jahren in Lodi der Ordensgemeinschaft der „Barmherzigen Brüder des Johannes von Gott“ ein und empfing 1866 in Rom die Priesterweihe. Im Auftrag von Papst Pius IX. reformierte er ab 1867 den Orden auf der Iberischen Halbinsel und in Lateinamerika. Er war Gründer mehrerer Ordenszentren und von über 20 Krankenhäusern, die sich um die Pflege der kranken und älteren Bevölkerung kümmerten. 1881 gründete er zur weiblichen Ergänzung seines Ordens in Madrid die Gemeinschaft der Hospitalschwestern des heiligsten Herzens Jesu. Er war ein Verfechter und Vertreter der zeitgemäßen Betreuung und Behandlung von physisch Kranken und geistig behinderten Menschen. elk
Ein Nest mit Möglichkeit zum Ausfliegen
Aschau – Besondere Bedürfnisse und gerechte Chancen – unter diesem Motto will die Selbsthilfegruppe Benedetto-Menni-Nest in Aschau Wohnraum für junge Menschen mit Hilfebedarf schaffen. Mut zusprechen, die Selbstbestimmung der jungen Leute fördern und dadurch ein Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit schaffen – aus dem anfänglichen Wunsch einiger betroffener Familien entsteht nun ein konkretes Projekt, nämlich ein Wohnhaus mit zwölf behindertengerechten Appartements.
In zwei Wohngemeinschaften aus je sechs Personen sollen Eigenverantwortung, Inklusion und Selbstbestimmung aktiv gelebt werden. Notwendige Hilfen werden nach Bedarf zugekauft. Der neu gegründete, aus der Selbsthilfegruppe entstandene Verein Benedetto-Menni-Nest wird dabei helfen, Ansprüche von Sozialleistungen zu beantragen und die daraus entstehenden persönlichen Budgets zu verwalten.
Dietmar Klemens als Sprecher der Gruppe beklagt gegenüber den OVB-Heimatzeitungen den bestehenden Mangel an bedarfsgerechtem Wohnraum für junge Behinderte, auch im Landkreis Rosenheim. Da er selbst, wie viele weitere Mitglieder des Vereins, ein behindertes Kind hat, möchte der Verein dazu beitragen, die Situation zu entspannen.
Doch die Wege, die versprochenen staatlichen Hilfen für solche sozialen Projekte zu bekommen, sind nach Angaben der Betroffenen mühsam. Moderne und offene Wohnformen wie die, die das Benedetto-Menni-Nest anstrebt, gäbe es kaum, was die Finanzierung zunächst sehr schwierig machte.
Aber auch hier versucht der Verein mit seinem Konzept Vorreiter zu sein. Ein Leben in einem Nest – das steht wie der Begriff Nest für Zuhause, Schutz und Geborgenheit. Das bedeutet aber auch, dass jeder, wann immer er mag, nach seinen Wünschen und Möglichkeiten „ausfliegen“ darf. Eine schonende Abnabelung in die Selbstständigkeit also. Nichtsdestotrotz werden Kontakt und Unterstützung aller Menschen, insbesondere der Angehörigen, ausdrücklich begrüßt.
Nach langer Planungs- und Genehmigungsphase, in der am Konzept immer weiter gefeilt wurde, fiel jetzt der Startschuss. Im Beisein vieler Nachbarn, Freunde und Unterstützer der Initiative wurde von Bauleiter und Architekt Helmut Schindler und den Bauherren der erste symbolische Grundstein für den „Nestbau“ gelegt. Vikarin Dr. Sabrina Hoppe und Pfarrer Paul Janßen erteilten dem Projekt den Segen der Kirchen.
Das zweigeschossige Wohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss wird zwölf rollstuhlgerechte Appartements von je 25 bis 30 Quadratmetern privater Wohnfläche für jeden Bewohner haben. Zusätzlich werden großzügige Gemeinschaftsflächen, ein Garten, eine Sonnenterrasse am Gartenteich sowie Sport- und Therapieräume gebaut. Den nötigen Baugrund dafür zweigte Familie Klemens von ihrem eigenen Grundstück ab.
Die Erbauer setzen auf eine moderne, gesunde und nachhaltige Bauweise. So wird zum Beispiel das Niedrigenergiehaus mit Wärmepumpen aus Erdwärme beheizt werden. Es wurden bereits acht Bohrungen bis auf 70 Meter Tiefe eingebracht. Die bevorzugte Lage am Ortsrand von Aschau ist nach Angaben des Vereins bewusst gewählt. Ohne Steigungen und auf ruhigen Nebenstraßen ist das Zentrum in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Hier können alle lebensnotwendigen Besorgungen erledigt werden. „Zu begrüßen wäre noch ein behindertengerechter Bahnhof, gerade weil noch viele weitere Besucher in Aschau schlecht zu Fuß sind“, betonen Dietmar Klemens und seine Mitstreiter.
Fertigstellung im Sommer 2019
Einen würdigen Namensgeber fanden die Nestbauer in dem italienischen Pater Benedetto Menni (siehe Kasten), der sich bereits zu seiner Zeit für eine humane und zeitgemäße Betreuung und Behandlung von physisch Kranken und geistig behinderten Menschen einsetzte.
Kommenden Sommer soll das Bauwerk bezugsfertig sein. Noch gibt es einige freie Wohnplätze, auf die sich Interessenten bewerben können. Für weitere Informationen wurde die Internetseite www.benedetto-menni-nest.de geschaffen, die auch ständig über den Fortschritt des begonnenen Bauvorhabens berichten wird.