Samerberger Wegewart Dr. Georg Stuffer mit „Wutzi“.
Samerberg – Beim Lesen des Büchleins „Flurdenkmäler auf dem Samerberg“ von Hildegard und Franz Osterhammer kam mir der Gedanke, die vorgestellten Flurdenkmäler wie Feldkreuze, Kapellen, Marterl oder Kirchen einmal selbst zu erwandern. Sollte doch nicht schwer sein und mit dem Kenner des Wandergebiets, dem Wegewart der Gemeinde Samerberg Dr. Georg Stuffer, machten wir uns auf den Weg.
Bei bestem Wanderwetter ging es auf dem idyllischen Dorfplatz von Törwang los, nehmen noch das erfrischende Plätschern des geschmückten Dorfbrunnens mit. Der Weg führt in Richtung Obereck. Schon nach wenigen Metern erreichen wir das „Knolln Kreuz“ mit seinem blechernen Korpus Christi. Es ist das jüngste Feldkreuz in der Region, denn es wurde erst im Mai diesen Jahres neu errichtet, da das Holz des alten Flurdenkmals marode geworden war. Auch der ursprüngliche Platz des Kreuzes wurde um etwa 20 Meter nach Osten verlegt. Mit der Anfertigung des Eichenholzkreuzes beauftragte die Familie Daxer den Walcher von Osterkam, Karl Sagmeister. Der Blumenschmuck und der rückwärtige Obstgarten bilden zusammen mit dem Kreuz eine ansehnliche Symbiose und lässt die Erwartungen an die Wanderung steigen.
Während des leichten Anstiegs, vorbei an grünen Wiesen mit Apfelbäumen und Früchten in leuchtendem Signalrot, erreichen wir den Ortsteil Obereck. Und dann sieht man sie schon, die kleine, zierliche Aussichtskapelle, die ihren Namen zurecht trägt, denn der Ausblick auf die Berge ist grandios. Flankiert wird die Kapelle von einem hölzernen Feldkreuz, beschützt von der mächtigen „Luitpoldeiche“, die anlässlich eines Besuchs des Prinzregenten Luitpold von Bayern am 12. März 1891 an dieser Stelle gepflanzt worden war. Schon davor, anno 1865, traf ein Blitz das Kreuz der Kirche, durchschlug die Innendecke und traf das Mutter-Gottes-Bild über dem Altar. An beiden Seiten des Bildes entlang fuhr der Blitz dann in die Erde, „das Bild der Mutter Gottes blieb wie durch ein Wunder des Allmächtigen gänzlich unversehrt“, wie eine Tafel berichtet.
Dann marschieren wir weiter in Richtung Oberleiten. Am „Undenkmal“, der noch nicht so alten Betonruine eines geplanten Stadls, biegen wir rechts ab und mäandern den Hügelrücken hinauf, im Rücken grüßen die Zacken der Kampenwand. Eingebettet in saftigem Grün steht das Oberleitner Kreuz und lädt zu einer Pause ein. Der Blick schweift über den Samerberg, erkennt die Spitze des Wendelsteins und bleibt an der talwärts liegenden Filialkirche „Peter und Paul“ in Steinkirchen hängen. Von dort zieht alljährlich an Peter und Paul eine Prozession hinauf zum Oberleitner Kreuz. Aber nicht nur an diesem Tag ist das Kreuz ein beliebtes Ausflugsziel, immer wieder kreuzen Wanderer unseren Weg.
Wohl auf dem höchsten Punkt unserer Flurdenkmal-Erkundung spazieren wir jetzt bergab und erreichen die Kirche, die vom Friedhof umrahmt wird. Das Innere der Kirche ist in „Bayern-Barock“ gehalten und hier machen wir eine weitere Rast.
Schließlich begeben wir uns auf den Rückweg nach Törwang und erkennen erst auf den letzten Metern das „Moar Kreuz“, das, von Bäumen eingerahmt, schlicht in Holz gehalten ist. Ein Ruhebankerl davor und ein großer Ahorn dahinter sind weitere Attribute des Kreuzes, das man schon mal übersehen kann.
Weiter, immer leicht bergab, auf einer wenig befahrenen Straße biegen wir rechts ab nach Geisenkam. Ein idyllischer Fußweg führt durch den Wald, vorbei am „Zenzn Kreuz“, das im Jahre 1980 von Maria und Josef Staber erbaut wurde. Begleitet vom Läuten der Kuhglocken liegen voraus die ersten Häuser. Dort geht es rechts ab in den Fichtenweg und gleich steht man vor dem „Tausend Kreuz“, das der Kunstmaler Josef Tausend im Jahre 1966 anfertigen ließ. Jetzt ist das Holz-Marterl und der Platz rundum ein wenig verwildert, so dass wir hier nur kurz anhalten und gleich wieder links abbiegen nach Törwang.
Leicht bergan führt uns der Weg zu der kleinen „Zenzn Kapelle“ der Familie Staber bei Geisenkam. Sie erstrahlt in hellstem Weiß, eingebettet in saftigem Grün. Das Eisengitter lässt sich leicht öffnen und schon sieht man auf einen kleinen Altar mit einem Bildnis der Mutter Gottes und dem Jesuskind. Ein letztes Verweilen an diesem Ort, der nicht nur schöne Tage, sondern auch Leid gesehen hat, und wir spazieren das letzte Stück des rund sechs Kilometer langen Rundwegs nach Törwang zur Pfarrkirche „Mariae Himmelfahrt“. Die Deckengemälde der mittelalterlichen Kirche zeigen die Mutter Gottes in verschiedenen Szenen, daneben sind Altar und Nebenaltäre nicht nur einen Blick wert. Das Blattgold überzieht die Figuren und Ornamente an Decke und Wänden, es zeugt vom einstigen Reichtum der Kirche und ihrer Pfarrei. Damit schließt sich der erste Teil der Wanderung am Samerberg.