von Redaktion

Didi Lowka (48) aus Amerang tourt seit 22 Jahren mit Quadro Nuevo

„Dankbar für so ein Leben“

Amerang – Weihnachtslieder auf dem Wendelstein, Tango-Expedition nach Buenos Aires, grenzübergreifendes Musikprojekt mit Ägypten, Gastspiele in der Elb-Philharmonie oder Auftritte in urigen Clubs – Didi Lowka tourt seit 22 Jahren mit Quadro Nuevo durch Konzertsäle, Länder und Kulturen und brennt noch immer für sein Instrument, den Kontrabass.

„Ich bin genau da, wo ich hinwollte“, sagt Didi Lowka. Der Ameranger hat sich seinen Traum erfüllt und als Bassist der Kultformation Quadro Nuevo seine große Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Musikalische

Gehversuche

Schicksalhafte Fügung oder einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort – mit einer gehörigen Portion Mut und Ehrgeiz hat der Freigeist sich bietende Chancen ergriffen und so sein großes Ziel verwirklicht. In der 7. Klasse tauschte der gebürtige Berchtesgadener, der im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Rosenheim gezogen ist und seit gut 20 Jahren in Amerang lebt, seine Fußballschuhe mit dem E-Bass. „Wir wollten damals gerade eine Schülerband an den Start bringen“, erzählt er. Sofort nach seinen anfänglichen musikalischen Gehversuchen habe er dann aber gewusst, dass er nichts anderes als Berufsmusiker werden wolle.

Inspiriert von Sting, Miles Davis, Matt Bianco, Oscar Peterson, AC/DC und Supertramp hatte der damals 15-Jährige bis dahin sein Taktgefühl nur auf selbst gebastelten Trommeln aus Waschmittelkartons getestet. Nach ersten Erfolgserlebnissen und viel Freude in der Schülerband versprach die Mitwirkung im Schulorchester des Rosenheimer Finsterwalder-Gymnasiums dann eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag und somit sei die Entscheidung für den Kontrabass leichtgefallen. Zudem sei der Musikunterricht dann kostenlos gewesen, erinnert sich der passionierte Musiker, der nach dem Abitur und einem 15-monatigen Zivildienst ein musikalisches Studium anstrebte. Erst an der privaten Bassschule in München und wenig später am Anton- Bruckner-Konservatorium in Linz. „München hatte ich noch brav abgeschlossen, in Linz ging es mir aber zu ernst und streng zu, so dass ich die Ausbildung bald abgebrochen habe“.

Über allem habe die Freiheit der Entscheidung gestanden, die Didi Lowka bis heute wichtig ist. Die Mutter habe ihn bei seinem nicht immer geradlinigen Weg immer unterstützt und Mut gemacht: „Du schaffst das schon“. Sie hat recht behalten. Als freischaffender Bassist spielte er jahrelang in zahllosen Bands, beispielsweise mit Lisa Wahlandt oder Susi Weiss.

Den „Paukenschlag“ gab es dann aus seiner Sicht, an einem Januartag 1996, als er sich mit den Musikern Mulo Francel, Heinz Ludger Jeromin und Robert Wolf auf einem Parkplatz in der Nähe von Salzburg traf. Die vier Musiker kannten sich schon länger und sollten Filmmusik für den ORF einspielen. Die Harmonie untereinander sei sofort spürbar gewesen, die Gage anschließend im örtlichen Spielcasino verpulvert und der Film nie gesendet worden, erinnert sich Lowka lachend.

„An jenem Tag war jedoch klar, dass wir weiter gemeinsam so eine Musik machen wollten. Diese angestaubten Klänge mit einem damals völlig unüblichen Akkordeon haben uns alle gleichermaßen begeistert und auch der Name „Quadro Nuevo“ – Neuer Rahmen/neues Bild passte sofort für alle“. Der erste Auftritt im „Le Pirate“ in Rosenheim habe gleich voll eingeschlagen.

Mit der Liebe zur nostalgisch-akustischen Musik und einem unverwechselbaren Sound schrieb das Quartett von da an fleißig an seiner Erfolgsgeschichte und begeisterte weltweit in über 3000 Konzerten. Jährlich hat das Quartett rund 150 Auftritte. Geübt wird dann im Tourbus und nicht selten werden Inspirationen von Land und Leuten gleich beim abendlichen Auftritt musikalisch aufgearbeitet.

Immer bestrebt, sein eigenes Spiel zu perfektionieren, übt der 48-Jährige darüber hinaus in jeder freien Minute auf seinem, eigens für ihn gebauten, sechssaitigen Kontrabass, der es ihm ermöglicht, ganz eigene neue Farben auf diesem sonst manchmal recht hintergründigen Instrument zu erzeugen.

Auf einer Tonaufnahme am ganz eigenen Klang seines Instruments erkannt zu werden, das sei schon ein hohes Ziel. „Trotz der vielen Auftritte bin ich vor jedem Auftritt immer noch nervös“, verrät Lowka. Die Anspannung lasse dann aber meist schnell nach und am Ende stehe ein großes Glücksgefühl. „Ich bin dankbar für so ein Leben“. Auf den Gastspielreisen quer durch Europa und über den großen Teich nach Sidney, Montreal, Ottawa, Kuala Lumpur, Istanbul, New York, New Orleans, Mexiko City, Buenos Aires, Peking, Seoul, Singapur, Tunis, Kairo und Tel Aviv habe er eine Fülle an musikalischen, kulturellen und menschlichen Eindrücken gesammelt und dabei „viele glückselige Momente erlebt“.

Befremdliche

Strömungen

Umso befremdlicher empfindet Lowka politische Strömungen, die Menschen gegeneinander aufhetzen und Fremdes kategorisch ablehnten. Man müsse offen bleiben und dürfe nicht verallgemeinern, betont der vielseitig interessierte Musiker, der noch weitere künstlerische Adern hat und diese gerne auslebt – ob nun als Hobbyfotograf oder auch bei der Gestaltung des Covers der neuen CD „West-östliches Divan-Hörbuch.“

Nun freut er sich erst einmal auf zwei Auftritte in der Heimat. Am 3. Dezember mit den Salzburger Philharmonikern im Rosenheimer Kuko und am 11. Dezember in Fichters Kulturladen in Ramsau.

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