von Redaktion

Hochwasserschutz für den Steinbach geht in die Umsetzungsphase

Auch Eigenschutz notwendig

Nußdorf – Bereits seit 2013 beschäftigt sich die Gemeinde Nußdorf mit dem Thema „Hochwasserschutz“ für den Steinbach. Die Planungsphase neigt sich dem Ende entgegen, sodass nun die Bauarbeiten voraussichtlich im Frühjahr beginnen werden. Den Stand der Planung stellten Experten des Rosenheimer Wasserwirtschaftsamtes dem Nußdorfer Gemeinderat in dessen vergangener Sitzung vor.

„Insbesondere geht es um den Hochwasserschutz unterhalb der Margreiter-Brücke“, erklärte Abteilungsleiter Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Dabei habe man aber immer den gesamten Verlauf des Gewässers im Blick und erinnerte daran, dass bereits einige Maßnahmen oberhalb der Staatsstraße und am Waldpark umgesetzt wurden. Auch würde es dort parallel zur Fortsetzung der Arbeiten kommen. Neben der Präsentation der Maßnahme im Gemeinderat sollen nun auch zeitnah die betroffenen Anwohner informiert werden, versprach Dr. Roch.

Mit der konkreten Planung im Wasserwirtschaftsamt ist sein Mitarbeiter Sepp Hamberger betraut, der die Ergebnisse in einem Vortrag vorstellte. Während der Projektierung habe sich eine „Vorzugsvariante“ ergeben, die einen ökologischen Ausbau einschließlich Überflutungsflächen im Nußdorfer Augebiet vorsieht. Diese Variante sei mittlerweile von der Regierung von Oberbayern baufachlich geprüft und dort begrüßt worden. Der Plan sieht vor, dass im Ausbauzustand das prognostizierte hundertjährliche Hochwasser inklusive Klima- und Geschiebezuschlag mit einer Menge von errechneten 68 Kubikmetern pro Sekunde aus dem rund 26 Quadratmeter großen Einzugsgebiet des Steinbachs abgeleitet werden kann, erklärte Hamberger.

Beim letzten größeren Hochwasser 2013 musste der Steinbach eine Wassermenge von rund 50 Kubikmetern pro Sekunde bewältigen. So bietet die angestrebte Lösung noch Spielraum nach oben. Der Bachlauf habe oberhalb der Margreiter-Brücke zwar einen relativ guten Ausbauzustand, würde sich aber in einem schlechten ökologischen Zustand befinden. Der Ausbau dieses Streckenabschnitts sei allerdings dann ein neues Projekt, das zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden muss, so der Wasserbauexperte.

Die anstehende Umsetzung ist in mehrere Maßnahmen unterteilt. Dazu gehört der reine Ausbau des Steinbachs, um den Abflussquerschnitt zu vergrößern, die Sanierung der Uferbefestigungen, die Instandsetzung von Ufermauern und die Versetzung des Baches in einen ökologisch besseren Zustand gemäß der Wasserrahmenrichtlinie.

Konkrete

Baumaßnahmen

Als konkrete Baumaßnahme ist nördlich des Steinbachs eine Deichrückverlegung zwischen der Brücke „Am Inn“ und dem Seilenauweg vorgesehen. Durch die so entstehende Aufweitung des Bachbettes kann eine größere Wassermenge abgeleitet werden. Parallel dazu wird der seitliche Wirtschafts- und Wanderweg versetzt. Südliche des Bachlaufes soll die harte Verbauung gegen eine neue Steinsatzverbauung ersetzt werden.

Als „Nadelöhr“ bezeichnete Hamberger die Brücke an der Einmündung zum Mischgebiet „Am Inn“. Für den Fall, dass es hier zu einem Rückstau kommt, soll das Wasser über eine „Entlastungsscharte“ abgeleitet werden. Das führt zu einer kontrollierten Überflutung der Staatsstraße 2359 (Brannenburger Straße). In diesem Fall stünde die Straße auf einer Länge von circa 30 Metern ungefähr 35 Zentimeter unter Wasser. Die Fließgeschwindigkeit wird an dieser Stelle als gering eingeschätzt.

„Bei diesem Wasserstand könnten Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr oder Baufahrzeuge diesen Abschnitt dann immer noch passieren. Die Straße bleibt für den normalen Straßenverkehr in dieser Situation allerdings gesperrt. Nach den Statistiken kommt so ein Fall rechnerisch aber nur alle 50 Jahre einmal vor“, erklärte Hamberger.

Nachfolgend ist die Überflutung des Auwaldes vorgesehen, was sich positiv auf die Landschaft auswirken würde. Denn vor der Kanalisierung des Inns wurden zu früheren Zeiten die Auwälder durch das Inn-Hochwasser regelmäßig überschwemmt. Entscheidend sei, dass das nördliche Wohngebiet und die Häuser zwischen Brannenburger Straße und dem Steinbach nicht betroffen sind. Der untere Bereich des Steinbachs wird durch den Kraftwerksbesitzer „Verbund“ in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt, beplant und saniert, sodass eine Durchgängigkeit bis zur Einmündung in den Inn gewährleistet ist.

Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 2,9 Millionen Euro. Gut eine Million Euro betreffen den Ausbau und eine weitere Million die Instandsetzung einschließlich der Maßnahmen nach der Wasserrahmenrichtlinie. Rund 30 Prozent davon seien durch die Gemeinde zu tragen. Die Deichrückverlegung soll durch eine Spezialbaufirma innerhalb einiger Monate erfolgen, sodass relativ schnell ein hoher Schutzgrad zu erreichen sei, erklärte Hamberger.

Rodungen

können beginnen

Die übrigen Arbeiten werden von der Flussmeisterstelle übernommen. Hier rechnet Hamberger mit einer Bauzeit, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann. Mit den notwendigen Rodungsarbeiten am Bachverlauf, die nur abschnittsweise durchgeführt werden, könnte es schon in den nächsten Wochen losgehen.

Allerdings machten die Wasserbauexperten aus Rosenheim deutlich, dass selbst die Umsetzung dieser Maßnahme kein 100-prozentiger Schutz gegen alle Ereignisse sein wird. „Der Steinbach kann auch weiterhin übertreten, zum Beispiel bei einem tausendjährlichen Ereignis“, sagte Hamberger. Dies sei zwar nur ein theoretischer Fall, für ihn aber wichtig diesen zu erwähnen, da auch die Anlieger an einem Wildbach für Eigenschutz zu sorgen hätten.

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