GE 8: Dort wird Dynafit auf 8000 Quadratmeter errichtet, rechts die Autobahn A93.hko
Monika Schwalb
Andrea Haidacher
Kiefersfelden – Hajo Gruber, der Bürgermeister in Kiefersfelden, ist ein vorsichtiger Mann. Andere würden sich an seiner Stelle vor Freude auf die Schenkel klopfen und feiern lassen. Doch da ist der Kieferer Rathauschef ganz anders gestrickt. „Ich bin erst bei der Einweihung glücklich“, sagt er. Nach längeren Verhandlungen und fast geheimen Gesprächen, die ihn bis nach München in die Fachministerien führten, ist es nun sicher: Mit der Firma Dynafit kommt ein Hochkaräter der Bergsportmarke in das Gewerbegebiet Kiefersfelden an der Autobahn A93.
Das bekannte Unternehmen, das neben der Marke Salewa zur Oberalp-Gruppe mit Sitz in Bozen/Südtirol gehört, will am neuen Standort in Kiefersfelden ganz groß rauskommen. Nach dem Erfolgsrezept für die Marke Salewa, die ein architektonisches Zeichen am Tor zu den Alpen im Süden gesetzt hat, will nun Dynafit seinerseits ein ähnliches architektonisches Ausrufezeichen im Norden vor den Toren des Kaisergebirges errichten.
Und damit das klappt, wurde bereits vor rund zwei Wochen ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Internationale Stars der Szene wie Muck Petzet, Roman Delugan, Peter Pichler oder Arch. Barozzi Veiga werden aufgefordert, ihre Entwürfe einzureichen. „Mit dem neuen Gebäude wollen wir ein architektonisches Landmark für ganz Bayern setzen“, heißt es dazu aus dem Unternehmen. Zum Kostenrahmen wollte das Unternehmen gestern nichts sagen.
Bereits im kommenden Frühjahr soll eine hochkarätige Jury darüber entscheiden, welcher Entwurf den Zuschlag erhalten wird. Auch Bürgermeister Hajo Gruber ist in dieser Jury vertreten. „Ich werde mir die Begründungen anhören und nur bei einem ,Katastrophenvorschlag’ einschreiten“, erklärt er den OVB-Heimatzeitungen. Schließlich müsse er es auch vor den Bürgern vertreten. Ansonsten gebe es keine Vorgaben, bestätigt Axel Brosch, Geschäftsführer für das Europa-Geschäft. Wert lege er allerdings auf eine „ökologisch nachhaltige und sichtbare Architektur“.
Auf rund 8000 Quadratmetern soll das neue Hauptquartier von Dynafit entstehen. In diesem Komplex sollen eine Markenerlebniswelt, eine gläserne Fabrik, ein Restaurant mit fantastischem Bergblick in den Kaiser sowie eine Kinderbetreuungsstätte entstehen. 120 neue, hochkarätige Arbeitsplätze werden nach Kiefersfelden verlagert. So heißt es in der Pressemitteilung aus dem Unternehmen.
Vor allem über die neuen Arbeitsplätze freut sich Hajo Gruber. „Wir waren 400 Jahre ein Industriedorf, bis der Niedergang kam.“ Eine Fabrik nach der anderen schloss ihre Tore. „Wir wurden zum Schlafdorf, der Strukturwandel kostete uns 1000 Arbeitsplätze“, sagt Gruber kritisch. Bereits seine Vorgänger stemmten sich gegen den Niedergang. Nun sei mit dem Gewerbegebiet an der A93 und dem neuen Dorfkern eine völlig neue Entwicklung eingetreten. „Ich freue mich“, sagt er bescheiden. Vorausschauend, so Gruber, habe der Gemeinderat die Planungen für 100 neuen Wohnungen auf den Weg gebracht.
Aber auch Rückschläge mussten verkraftet werden. So klappte es vor Jahren nicht mit der Ansiedlung von Aventura.
Doch nun sei man auf einem guten Weg. Für das gesamt sieben Hektar große neue Gewerbegebiet direkt an der Autobahn liege ein sogenannter „Zielabweichungsbescheid“ vor. Die zuständigen Ministerien und das Landratsamt Rosenheim hätten bereits grünes Licht gegeben. Auf rund fünf Hektar sei derzeit der Gewebepark „Kaiserreich Kiefersfelden“ am Start (wir berichteten). Die Firma Unterberger Liegenschaften aus dem nahen Tirol will dort Hotel, Erlebnis- und Genusswelten, Planetarium, Tankstelle, Fast-Food-Gastronomie sowie drei großräumige Bürogebäude errichten. Im Gegensatz zu Dynafit, das bisher nur eine Option auf das daran angrenzende Gelände hat, hat Unterberger bereits gekauft.
Grünes Licht kam auch aus dem Gemeinderat in Kiefersfelden für die Ansiedelung von Dynafit. „Wir besuchten sogar einmal das Salewa-Haus in Bozen. Dort waren wir von der Arbeitsatmosphäre beeindruckt“, so der Rathauschef. Abends nach der Arbeit schnell mal in die Berge laufen oder sich aufs Radl schwingen – das habe schon was!
Doch wirklich ausschlaggebend seien für ihn und die Räte drei Punkte gewesen: neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze (Ingenieure, Designer, Pruduktmanager), eine wirtschaftlich starke Gruppe, die für Gewerbesteuer sorgt, und nicht zuletzt das optische Highlight, die Spitzenarchitektur. „Besser hätte es nicht kommen können“, meint er. Aber wie gesagt: Glücklich sei er erst bei der Einweihung.
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