Samerberg – Diesmal führt die OVB-Serie „Von Flurdenkmal zu Flurdenkmal“ zu einem Mordmarterl und zu Pestkreuzen auf dem Samerberg. 1704 wurde der Mesner in Grainbach brutal erschlagen. Er hatte sich marodierenden Banden entgegengestellt. Das Ereignis blieb im Gedächtnis der Menschen haften, nicht zuletzt durch das Marterl in Grainbach.
Vom Ortsteil Grainbach startend, führt uns der Weg heute über die Weiler Wenk und Lues zurück nach Törwang, stets auf der Suche nach Kirchen, kleinen Kapellen und Flurdenkmälern wie Wegekreuze und Marterl. Samerbergs Wegewart Dr. Georg Stuffer ist mit seinem Wissen und seinen Ortskenntnissen gar nicht mehr wegzudenken und sein kleiner Rüde Wutzi sorgt für die eine oder andere lustige Überraschung auf unserer Route.
Zunächst treffen wir auf das Marterl für den treuen Grainbacher Mesner Simon Schmid, der im Jahre 1704 durch plündernde Kroaten den Tod fand, weil er den Kirchenschatz der Filialkirche St. Ägidius und Nikolaus in Grainbach retten wollte. Auf dem Marterl ist die grausige Szene seines Todes dargestellt, die Inschrift lautet „Hier wurde Simon Schmid Mesner von Grainbach am 18. Juli 1704 von den Kroaten zerhautet“.
Ein weiteres Zeugnis dieser schweren Zeiten erwartet uns dann zwischen Grainbach und Eiding. An der Feldstraße, die vom Weiler Wiedholz entlang der „Samerstraße“ zum Ortsteil Haus führt, sehen wir auf der rechten Seite die gut erhaltene steinerne Pestsäule. Das große Sterben durch die Pest hat damals wohl auch den Samerberg heimgesucht und das Bild auf der nach oben dreieckigen Säule zeigt die Schrecken der Pest auf. Im Hintergrund der beklemmenden Szene sieht man die Filialkirche von Grainbach, davor auf einem Feld kommt der Sensenmann mit seinem Fuhrwerk daher, um die Toten, die am Wegesrand liegen und von den Angehörigen betrauert werden, aufzusammeln. Ursprünglich standen neben der Pestsäule noch zwei Pestkapellen, die einen wohl sicheren Hinweis dafür lieferten, dass die Pest auch in dieser Region sehr viele Opfer gefordert hatte. Pfarrer Dürnegger, Samerberger Chronist und langjährige Seelsorger, schreibt dazu: „Krieg ist noch nicht der schrecklichste der Schrecken. Seine fast treuen Begleiter, Hunger und Pest, greifen noch tiefer in die Nerven und das Leben der Menschen ein.“ Diese Zeilen berichten von Leid und Grauen, wie wir uns das heute gar nicht mehr vorstellen können.
Verlassen wir den Ort des Schreckens und steuern unseren Weg in Richtung Einöde Lues. Direkt am Waldesrand der Straßengabelung Fading-Taffenreuth gelegen, lädt das Lueser Kreuz zu einer kurzen Rast ein. Das Kreuz, liebevoll bepflanzt, wurde im Jahre1989 an seinen heutigen Platz versetzt und der Herrgott schaut nun auf das Anwesen seiner Erbauer hinab. Die Inschrift lautet: „Mein lieber Christ, geh nicht vorbei, dein Heiland gegrüßet sei.“ Und vorbeigegangen sind wir natürlich auch nicht, sondern haben vor dem schönen Flurdenkmal kurz inne gehalten, um es zu bewundern.
Ein weiteres Denkmal der Frömmigkeit der Menschen in dieser Region ist mit dem Schmied-Kreuz in der Nähe des Ortsteils Fading auf einem Felde zu sehen. Die das massive Holzkreuz beschützende mächtige Linde trägt den Namen „Thomaslinde“, benannt nach dem Spross der Besitzerfamilie Schmid. Dieses Ensemble ist Teil eines sehr aussagestarken Engagements der Bevölkerung zur Erhaltung und weiteren Verschönerung der Kulturlandschaft.
Wir gehen nun leicht bergan und inmitten saftiger Fluren und Auen erkennen wir aus dem Morgennebel das Spöck-Kreuz der Familie Hauser. Das Feldkreuz mit dem eichenhölzernen Korpus steht vor einem Kirschbaum und eine daneben installierte Bank fordert den Wanderer auf, die geradezu hörbare Stille zu genießen.
Im Jahre 1966 schlug bei einem Unwetter der Blitz in das Kreuz, das fast komplett zerstört und von der Bildhauerin Ruth Speidl in dieser jetzigen schlichten Form geschaffen wurde. Auf der Bank sitzend, lassen wir unseren Blick schweifen, hin zu den felsigen Zeugen der Eiszeit.
Nach einer kurzen und letzten Rast gehen wir leicht bergab und stoßen auf die ersten Häuser von Törwang. Vor dem Garten des Baugeschäfts Spöck, an der Straße „Zur Aussicht“, halten wir noch ein letztes Mal an, um uns das schön geschmückte Holzkreuz anzusehen. Rechts und links liegende Felsbrocken vermitteln den Eindruck, als würde das Kreuz auf einer Felsspitze stehen. Dieses letzte Flurdenkmal unserer heutigen Wanderung ist eine Bereicherung für die Gegend und es trägt zur deutlichen Verschönerung des Orts- und Landschaftsbildes bei. Nach rund einer Stunde erreichen wir wieder den Dorfplatz in Törwang, gerade rechtzeitig, um das Mittagsläuten der mächtigen Pfarrkirche aufzunehmen.