Rohrdorf – Unaufgeregt verliefen die beiden Bürgerversammlungen in der Gemeinde Rohrdorf. Insgesamt nutzten rund 140 Bürger die Veranstaltungen im Turner Hölzl und im Gasthof Kreidl, um sich darüber zu informieren, was sich während der vergangenen zwölf Monate im Ort getan hat.
Einer der wenigen Bürger, die sich nach dem Bericht von Bürgermeister Christian Praxl zu Wort meldeten, macht die Zunahme des Schwerlastverkehrs durch Thansau – auch bedingt durch die Mautpflicht auf der B15 – Sorgen. „Eine Ampel reicht nicht mehr“, erklärte er. Die bestehende konnte nach langem Ringen vor sieben Jahren in Betrieb genommen werden; auf eine weitere Ampel im Ort bestehe keinerlei Aussicht, erklärte der Bürgermeister. Er will nun Zahlen über die Entwicklung der Verkehrsbelastung auf der Staatsstraße einholen.
Ein anderer Zuhörer regte an, die Beschilderung zur Autobahn an der Abzweigung nach Niedermoosen zu überdenken. Würde der Verkehr Richtung Salzburg über die Kreisstraße zur Anschlussstelle Achenmühle geleitet und nurmehr der Verkehr Richtung München über die Staatsstraße – und damit durch Thansau – zur Einfahrt Rohrdorf, brächte dies eine Enlastung für den Ort.
Dass es finanziell gut bestellt ist um die Gemeinde, hatte eingangs Kämmerer Peter Wagner erläutert. Bei einem Haushaltsvolumen von 20,6 Millionen Euro entfällt der wichtigste Einnahmeposten wieder auf die Gewerbesteuer (sieben Millionen). Bei den Ausgaben macht mit 3,7 Millionen Euro die Kreisumlage den Löwenanteil aus. Gewerbe- und Grundsteuer bleiben mit 300 beziehungsweise 240 Punkten weiter auf einem sehr niedrigen Niveau.
Seinen Streifzug durchs Gemeindeleben hatte der Bürgermeister auch in diesem Jahr chronologisch aufbereitet. Einen der Schwerpunkte bildete das Thema Brennernordzulauf: Im Februar hatte der Gemeinderat einstimmig beschlossen, keine Grundstücke für etwaige Erkundungsbohrungen zur Verfügung zu stellen. Im Juni hatte sich dann gezeigt, dass sämtliche ins Auge gefassten Trassen über Rohrdorfer Flur oberirdisch verlaufen würden. Im Juli hatten mehr als 2000 Teilnehmer bei der Kundgebung am alten Sportplatz den Planungen der Bahn die Rote Karte gezeigt. Und vor Kurzem hat das Gemeindeforum Süd beschlossen, das Dialogverfahren so lange auszusetzen, bis die noch offenen Fragen seitens des Bundesverkehrsministeriums beantwortet sind. „Ob links oder rechts des Inn; eine zweigleisige Neubaustrecke wäre eine Katastrophe“, bezog der Bürgermeister einmal mehr klar Stellung und kündigte, wie später auch Dr. Josef Krapf, der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Bürgerinteressen Rohrdorf“, weiterhin massiven Widerstand an.
Breite Palette an Themen
Von der Zweckvereinbarung in Sachen Hochwasserschutz mit der Nachbargemeinde Riedering über die Fünf-Jahres-Pläne zur Sanierung des Kanalnetzes und der Trinkwasserversorgung bis hin zum neuen Sozialbüro in der Unteren Dorfstraße spannte sich unter anderem der Themenbogen. Aber auch Kulturelles (Verleihung des Kultursonderpreises an den Trachtenverein „D’Achentaler“) und Sportliches (so stammen mit Florian Retzer der oberbayerische Meister bei der Jugend im Luftgewehrschießen und mit Johannes Bichler der deutsche Meister im Hammerwerfen aus der Gemeinde) griff Praxl in seiner Präsentation auf.
Ebenso prägten diverse Feste und Jubiläen den Jahreslauf: Vor zehn Jahren wurde das Seniorenheim St.Anna in Thansau eröffnet; die Schützengesellschaft Achenmühle konnte ihr 110-jähriges Bestehen feiern; in Höhenmoos wurde ein neuer Maibaum aufgestellt; das Bauernhausmuseum hinterm Rathaus wurde 30 Jahre alt; und mit dem Gaufest begingen die „Lindntaler“-Trachtler in Lauterbach das 70. Gründungsjubiläum.
Eine besondere Auszeichnung wurde außerdem der Gemeinde selbst zuteil: Sie wurde zu einem der „100 Genussorte Bayerns“ gekürt.
Auch die monatelange Sperrung der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Rohrdorf und Lauterbach im Zuge des Ausbaus der Tank- und Rastanlage Samerberg-Nord thematisierte der Bürgermeister. Allerdings ist die Autobahnunterführung auch nach der Erweiterung nicht breit genug für einen Geh- und Radweg; hierfür hätte die Gemeinde rund 250000 Euro hinblättern müssen. Die Entwässerungsplanung für den sechsstreifigen Autobahnausbau war Gegenstand einer Sondersitzung des Gemeinderats im Juli, bei der das Gremium nicht nur ein eigenes Gutachten in Auftrag gab, sondern auch seine zentrale Forderung erneut zum Ausdruck brachte: Es darf keine Verschlechterung durch den Ausbau eintreten.
Schlechte Zeugnisse hatte es bei der turnusmäßigen Überprüfung für einige Brückenbauwerke gegeben; der Fußgängersteg bei Thalmann musste sogar umgehend gesperrt werden. Unterdessen wurde die Brücke über den Höllgraben saniert, was nicht zuletzt der Müllabfuhr die Arbeit erleichtert.