Bühne frei fürs „Bauerntheater“

von Redaktion

Sporthalle schlägt weiter hohe Wellen – Kritik an Diskussionskultur

Aschau – „Der WSV Aschau ist beim Neubau der Sporthalle kein Bittsteller, sondern Partner. Wir haben die Pflicht, optimale Verhältnisse für den Sport im Ort zu schaffen, damit der WSV optimal für alle tätig werden kann“, erklärte Aschaus Bürgermeister Peter Solnar bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. „Ich bitte den WSV Aschau und seinen Vorsitzenden in aller Form um Entschuldigung für die unbegründeten Vorwürfe, die aus den Reihen des Gemeinderates in den vergangenen Wochen gegenüber der Vorstandschaft erhoben wurden.“

Interessiert verfolgten die Aschauer auf den vollbesetzten Zuhörerplätzen die Debatte rund um die Sporthalle. Fast alle Gemeinderatsmitglieder hatten etwas zur Diskussion beizutragen, die nicht immer von Sachlichkeit geprägt war. Gemeinderatsmitglied Werner Runte (CSU) hatte den verbalen Schlagabtausch mit der Feststellung eröffnet, dass der WSV – laut einer Aussage, die WSV-Vorsitzender Tobias Prankl unter dem Eindruck des Abstimmungsergebnisses beim Bürgerentscheid getätigt hatte – eine Halle bekomme, „die keiner wolle und keiner brauche“.

Reicht eine

Einfachturnhalle?

Bei allen bisherigen Planungen wurde davon ausgegangen, dass wegen des Bedarfs des WSV eine 2,5-fache Sporthalle gebaut werde. Hallenfußballturniere der WSV-Fußballabteilung ließen sich anders nicht durchführen und auch für die allgemeinen Trainingsansätze sei eine große teilbare Halle besser geeignet als eine Einfachturnhalle. Wenn der WSV nun öffentlich erkläre, „wir werden eine Halle bekommen, die keiner will und keiner braucht“, bedeute das das Ende der 2,5-fach-Sporthalle, so Runte weiter. Für den Schulsport reiche bereits eine einfache Sporthalle aus, damit könne das Vorhaben bedeutend kleiner gestaltet werden.

Beim Bürgerentscheid wurde von den Wahlberechtigten entschieden, dass eine 2,5-fach-Sporthalle gebaut werden solle. Wenn der WSV als einer der Hauptbedarfsträger die geplante Halle nicht nutzen wolle, gebe es keinen Grund mehr, die Halle so groß zu bauen. „Wir brauchen für die Schule keine 2,5-fach Turnhalle. Die unabdingbare Voraussetzung aller bisherigen Planungen war stets eine intensive Nutzung durch die Abteilungen des WSV“, folgerte Runte.

Bürgermeister Solnar erklärte, dass der WSV selbstverständlich weiterhin an der Verwirklichung und einer künftigen Nutzung des Projektes interessiert sei. Bei der Dezember-Sitzung werde sich der Gemeinderat ausschließlich mit der aktuellen Lage rund um das Sporthallenprojekt nach dem Bürgerentscheid und das weitere Vorgehen befassen.

Werner Runte verlangte dringend den unverzüglichen Vollzug des Bürgerentscheides und forderte Bürgermeister Solnar auf, das Vorhaben zu forcieren. Ein Aussitzen der Problematik sei nicht im Sinne der Beteiligten. Bei einer Bindungsfrist von nur einem Jahr an das Bürgerbegehren sei ein einfaches „Weiter so“ für alle nicht möglich und vor allem nicht wünschenswert.

Weniger Emotionen, mehr Sachlichkeit

Dritte Bürgermeisterin Monika Schmid (FWG) forderte alle Gemeinderatsmitglieder auf, sich bei allem Engagement weniger von Emotionen leiten zu lassen und zu einer sachlichen, dem Gremium angemessenen Diskussionskultur zurückzukehren. „Mit gegenseitigen Vorwürfen kann man keine Gemeindepolitik machen und keine Sporthalle bauen“. Ludwig Moosmüller (ABL) forderte alle Beteiligten auf, „die Bühne des Bauerntheaters“ zu verlassen und wieder auf die Ebene des Gemeinderates zurückzukehren.

Georg Westenthanner (CSU) erinnerte an den Fragenkatalog und die Vorschläge, die die Fraktion der Christsozialen und die Bürgerinitiative bei der letzten Sitzung vorgelegt hatten (wir berichteten). Er bat um Auskunft über den Stand der Bearbeitung.

„Im Interesse einer erfolgreichen Umsetzung des Bürgervotums ist es erforderlich, dass Sie uns künftig in all Ihre Vorhaben bezüglich des Sporthallenbaues mit einbinden, um gemeinsam eine für Aschau sowohl in bautechnischer als auch in finanzieller Hinsicht optimale Lösung zu erreichen“, appellierte Westenthanner an Rathauschef Solnar. „Selbstverständlich werden wir die Öffentlichkeit über den jeweiligen Stand der Umplanungen in geeigneter Form unterrichten und auf dem Laufenden halten.“

Der Aschauer Bürgermeister versprach, dass auch dieser Problemkreis in der kommenden Sitzung des Gremiums abgearbeitet werden solle. Wolfgang Rucker regte eine Sitzung aller Beteiligten mit dem künftigen Planer an, um das Vorhaben von Anfang an in die richtige und gewünschte Richtung zu lenken.

Initiatoren laden zum Gespräch

Zum Informationsabend „Wir informieren, Sie diskutieren“ laden die Initiatoren des Bürgerbegehrens Christa Clarin, Dieter Gut und Georg Westenthanner alle Aschauer Bürger am Dienstag, 27. November, um 19.30 Uhr ins Aschauer Chalet. Die Initiatoren wollen dabei die Entwicklungen nach dem Bürgerentscheid aus ihrer Sicht nachzeichnen sowie Vorschläge zum Bau der Sporthalle als rein funktionale Sporthalle unterbreiten. Zudem sollen die Besucher zu Wort kommen. mw

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