„Wuid und laut“ im Vagabundenlager

von Redaktion

Rohrdorfer Faschingsgesellschaft setzt beim Krönungsball buntes Ausrufezeichen

Rohrdorf – „Wuid und laut“ wird der diesjährige Fasching – das versprechen die Rohrdorfer in ihrem Motto, das den Fasching in ein Zigeunerlager legt, und nach dem Krönungsball kann man schon mal sagen: Versprechen gehalten. Dabei liegt die Messlatte hoch, denn nur alle drei Jahre hat Rohrdorf einen „großen“ Fasching, bei dem dann alles „neu“ ist: neues Motto, neue Garde und neues Prinzenpaar.

Natürlich war deshalb ganz Rohrdorf vor dem Krönungsball mehr als gespannt, was die neue Truppe rund um Prinzessin Kathrin I. und Prinz Martin I. auf die Bühne stellen würde. Und die Faschingsgesellschaft hatte auch wirklich keine Kosten und keine Mühen gescheut, um aus dem Abend ein Riesenerlebnis werden zu lassen.

Wobei es hauptsächlich die gemachte Mühe war, die unbedingt erwähnt werden muss – denn sie erstreckte sich bis ins kleinste Detail. Das fängt schon beim Bühnenaufbau an, für den man ein komplettes Vagabundenlager errichtet hatte. Und zwar in einem Umfang, der einer Theaterkulisse Ehre gemacht hätte. Dabei diente er hier einzig und allein dazu, das Publikum von Anfang in die richtige Stimmung zu versetzen. Und natürlich waren die Gardemädchen in lange, wunderschön anzuschauende Röcke gesteckt, obwohl sie die beim Tanz recht bald ablegten mussen.

Denn dabei ging es richtig zur Sache. Tanzlehrer Zoltan Kesmarki aus Rosenheim, der die Truppe seit April trainierte, hat in diesem Jahr offenbar wirklich aus dem Vollen schöpfen können, was das mitgebrachte Tanztalent der Rohrdorfer anbelangt: Zahlreiche Hebefiguren gab’s zu sehen, nicht nur zwischen den einzelnen Tänzern und Tänzerinnen, sondern auch in der Gruppe.

So zum Beispiel „doppelstöckige“ Kreistänze, die immer wieder in geradezu akrobatisch anmutende Aufstellungen mündeten. Wären die schon für sich eine Leistung gewesen, waren sie das umso mehr, als sie ja aus dem vollen Tanz heraus entwickelt wurden, der durch zahlreiche Tempiwechsel noch zusätzlich anspruchsvoll wurde. Das ganze bei aller Schwierigkeit aber nie bierernst, sondern immer wieder ironisch gebrochen, etwa wenn der wilde Tanz der farbenfrohen Vagabunden mit kleinen, nur halb angedeuteten Anspielungen ans Schuhplatteln versetzt wurde. Man kann nur erahnen, wieviel Übung investiert werden muss, bis sowas so locker und nur als Hauch einer Andeutung rüberkommt.

Dazu immer wieder kleine Extras mit Accessoires wie Spazierstöcken, die nach dem Dämmen des Lichtes zu bunten Leuchtstäben wurden. Das Publikum war jedenfalls von der Vorstellung hin und weg, wurde vom Schwung und von der Dynamik auch selbst angesteckt, denn die Tanzfläche war während der Vorstellungspausen der Garde stets rappelvoll. Wozu natürlich auch beitrug, dass mit der Gruppe „neBrasska“ eine halbe Big-Band auf der Bühne stand.

Eine Augenweide und deshalb ebenfalls stürmisch bejubelt auch das Prinzenpaar: Bei der Vorstellung am 11.11. hatte Prinz Martin auf die Frage, wie es denn den beiden mit dem Tanzen so gehe, noch gesagt: „Es wird scho werdn.“ Und nach dem Abend wusste man: Es wurde. Sie voller geschmeidiger Weiblichkeit und Anmut, er mit dem Quentchen Machotum, das man als Zigeunerbaron einfach braucht. Der Tanz dabei vor allem im Showtanzblock durchaus frech und auch hier wieder mit Ironie, als zum Beispiel sie es war, die ihrem Herrn und Gebieter zu einem Überschlag verhalf.

Trotzdem darf man vermuten, dass die Anspannung vorher bei den beiden durchaus groß gewesen war. Zumindest wenn man das gelöste und glückliche Lächeln der beiden nach dem Krönungswalzer als Maßstab nimmt und ihre spontane Umarmung während des begeisterten Applauses.

Nicht fehlen darf beim Rohrdorfer Fasching natürlich der Auftritt der Minister, von dem immer ein besonderer Höhepunkt erwartet wird. Und die Männer wurden der hohen Vorgabe von Gardemarsch und Gardeshowtanz in der Tat mehr als gerecht: Voller Tempo, voller Dynamik wirbelten sie über die Bühne – auch sie mit zahlreichen Hebefiguren, so dass man nicht wusste, was man mehr bewundern sollte: die Körperbeherrschung der Tänzer oder die unglaubliche Kondition, die man für so eine Show braucht.

Vor allem aber: Den Männern, das sah man deutlich, machte das ganze bei aller Anstrengung und Konzentration selbst einen Riesenspaß. Und natürlich darf bei den Rohrdorfer Männern eine Strip-Einlage nicht fehlen – wie genau die aussah, sei nicht verraten. Denn das kann, wer will, selber sehen. Nicht umsonst wird für alle Gastauftritte, die die Rohrdorfer bei anderen Gilden im Landkreis haben, immer auch ausdrücklich der Tanz der Minister angefragt. Alles in allem ein Faschingsauftakt, der Gewissheit gibt: Der Fasching in Rohrdorf wird in der Tat „wuid und laut“.

Artikel 7 von 11