Bezahlbarer Wohnraum in Sicht?

von Redaktion

Ameranger Rat schmiedet Pläne für Areal an der Gemeindeverbindungsstraße

Amerang – Bezahlbarer Wohnraum und genügend Bauland für die Bürger – Themen, die den Gemeinderat Amerang nicht erst seit Kurzem beschäftigen. Schon seit Jahren bemüht sich die Gemeinde um den Erwerb von Wohnbauland und innerörtliche Nachverdichtung. Die Flächen sind knapp und deshalb wurde der Entschluss gefasst, Bauland außerhalb des Hauptorts auszuweisen. Neben Evenhausen und Kirchensur soll nun auch in Kammer notwendiger Wohnraum geschaffen werden.

Ein Vorhaben, das anfangs im Rat nicht nur Befürworter fand. Zu groß waren die Befürchtungen, dass hier eine vom Hauptort abgetrennte und wenig attraktive Trabantensiedlung entstehe, die quasi als Schlafstätte verkümmere. Zudem war die massive Bebauung des kleinen Weilers, der an das Ameranger Gewerbegebiet anschließt, ein Knackpunkt.

Blick in die

Gemeinde Weyarn

In den schon länger andauernden Überlegungen wurde der Rat auf die Gemeinde Weyarn aufmerksam, die auf dem ehemaligen Klostergelände ein modernes städtebauliches Konzept mit einem Mix aus mehrgeschossigen Wohngebäuden, Doppel- und Reihenhäusern realisiert hat. Mit intensiver Bürgerbeteiligung entstand eine Bebauung, die auf wenig Fläche viel Wohnraum bietet und auf ökonomische, ökologische und soziale Gesichtspunkte setzt. Neben Wohn- und Gewerbeflächen in überwiegend massiven Baukörpern entstanden hier auch allgemeinnutzbare Freiräume und soziale Angebote. Mit Parkstadel, Gemeinschaftsflächen und öffentlich nutzbaren Fußwegen zwischen der Bebauung wurden willkommene Begegnungsorte geschaffen.

Ein Ansatz, der auch dem Ameranger Rat gefiel und die vorhandene Skepsis weitgehend weichen ließ. Eine Exkursion in die Gemeinde mit Modellcharakter hatte wichtige Entscheidungshilfen geliefert. Während sich anfangs etwa die Hälfte des Gremiums gegen ein Baugebiet in Kammer ausgesprochen hatte, scheint die Realisierung des Projekts mittlerweile im Bereich des Möglichen.

In der Sondersitzung wurden nun am Beispiel „Klosteranger“ Strukturen für die weiteren Planungen in Kammer und Evenhausen „Ost“ erörtert. Ein Städteplanungsbüro hat entsprechende Konzepte auf diese Baugebiete umgelegt und die Vorschläge vorgestellt.

Denkbar sind demnach auf dem Areal in Kammer, das zur Hälfte von der Gemeinde verwertet werden kann und in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickelt werden soll, insgesamt etwa acht bis 15 Mehrfamilienhäuser mit je fünf bis zehn Wohneinheiten und Tiefgaragen, etwa zehn Einfamilienhäuser mit jeweils ein bis zwei Wohneinheiten und etwa fünf Doppel- beziehungsweise Mehrparteienhäuser mit jeweils zwei bis vier Wohneinheiten.

Allgemeinnutzbare Gemeinschaftsbereiche, Fußwege und Grünflächen mit einem Obstanger sollen die Bebauung verbinden. Erdgeschossige Gewerbeflächen für nicht störende Versorgungs- und Dienstleistungsangebote in den mehrgeschossigen Gebäuden entlang der Gemeindeverbindungsstraße sollen die Attraktivität steigern. Der verschwenkte Straßenverlauf, Grünstreifen zwischen Gehwegen und Straße, Einzelbäume und eine begrünte Verkehrsinsel sollen für eine Verkehrsberuhigung im innerörtlichen Bereich sorgen.

Mit insgesamt 100 bis 130 Wohneinheiten soll die Bebauung den Bedarf an kleineren und größeren sowie auch barrierefreien Wohnungen und Eigenheimen der kommenden Jahre abdecken. In Evenhausen sollen im Baugebiet, das an die Forststraße und den Pfarrerlandweg anschließt, im entsprechenden Zeitraum etwa 16 Ein- und Mehrfamilienhäuser mit rund 40 Wohneinheiten entstehen.

„Im Bereich Bauen muss ein Umdenken stattfinden“, fand Bürgermeister Gust Voit. Neue Wege müssten beschritten und Flächen gespart werden. Für eine gute Ortsentwicklung brauche es größere Gebäude. Die typischen Einfamilienhaussiedlungen der vergangenen 20 Jahre seien eher untypisch und nicht mehr zeitgemäß. In Kirchensur, Evenhausen und Kammer könnten insgesamt etwa 20 bis 25 Einfamilienhäuser gebaut werden, die Zukunft gehöre jedoch dem mehrgeschossigen Wohnungsbau.

Zweiter Bürgermeister Konrad Linner fand, dass es Mut brauche, mit dem wertvollen Gut „Boden“ effektiv umzugehen und so Wohnraum für alle Schichten zu schaffen. Dazu müssten alte Strukturen aufgebrochen werden.

„Die Mischung macht’s“, stellte Andreas Schauberger fest. Großfamilien würden weniger und es gäbe Veränderungen in der Wohnstruktur. Das Angebot müsse den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Das typische Einfamilienhaus sei gerade auch im Hinblick auf den demografischen Wandel nicht mehr zukunftsfähig, fand Rupert Rußwurm. Gefragt seien Zwei- und Mehrfamilienhäuser, die gegenseitige Hilfsangebote und Betreuungsmöglichkeiten ermöglichten und preisgünstiger seien.

Verbindende

Fußwege

Rupert Oberhuber und Simon Strell forderten dennoch gerade für junge Familien mehr Einfamilienhäuser als im städtebaulichen Konzept bisher vorgesehen und eine langsame Entwicklung der Baugebiete. Annemarie Linner war der Ansicht, dass die Mehrfamilienhäuser in Weyarn aufgrund der umgebenden Freiflächen gar nicht wuchtig und die Bebauung insgesamt nicht beengt gewirkt hätten. Daneben hätten die Grünflächen und die verbindenden Fußwege durchaus Charme gezeigt.

Nach der Diskussion gab der Gemeinderat schließlich grünes Licht für die weitere Entwurfsplanung der beiden geplanten Baugebiete.

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