Aschau – Das Abstimmungsverhältnis kehrte sich gegenüber der Abstimmung im November um. Der Riss bei der Abstimmung ging quer durch alle Fraktionen, die Gemeinderäte der einzelnen Parteien stimmten ohne Fraktionszwang sowohl für, wie auch gegen das Projekt, die beiden Stellvertreter des Bürgermeisters Max Pfaffinger und Monika Schmid (beide FWG) votierten gegen den Rufbus. „Es wird solange abgestimmt, bis das Ergebnis passt“, kommentierte einer der zahlreichen Zuhörer das neuerliche Abstimmungsergebnis, „und wenn es nicht passt, wird eben noch einmal abgestimmt“. Im Vorfeld hatte der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU) den Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung noch einmal über das geplante Vorhaben und seine Auswirkungen auf Verkehr und Tourismus in der Region informiert.
Am Ratstisch sitzend erklärte er dem Gremium und den Zuhörern zu Beginn der Sitzung die Bedeutung des Rufbusses für die Zukunft. „Wir brauchen die mit diesem Konzept verbundene Mobilität für alle, seit neun Jahren läuft das Modell erfolgreich in der Steiermark im Raum Graz, warum sollte es bei uns nicht funktionieren? Aschau muss mit seinen vielen Senioren und als Anreiz für die Touristen in das Netz mit eingebunden werden. Es macht keinen Sinn auf eine der führenden Tourismusgemeinden verzichten zu müssen“.
Teurer
Zweitwagen
Doris Hahn von der Firma ISTmobil in Graz und Hans Zagler vom Landratsamt Rosenheim stellten dem Gremium erneut das Konzept vor, das in Österreich seit Jahren erfolgreich läuft. „Oma muss zum Arzt, Töchterchen zur Musikschule und Maximilian zum Fußballtraining. Drei Fahrten mit dem eigenen Auto sind dazu notwendig, die auch anders gelöst werden könnten. Aber durch das fehlende flächendeckende Angebot des ÖPNV ist heute dazu unbedingt die Nutzung des eigenen Autos notwendig, vielfach kommt ein teurer Zweitwagen zum Einsatz“, erklärte Doris Hahn das Mobilitätskonzept, das die Firma gemeinsam mit dem Landratsamt Rosenheim entwickelt hat.
Vor allem ging sie auf die Vorbehalte und Fragen der Gemeinderäte ein, die der Planung bisher reserviert entgegen standen. Der Rufbus solle keine Konkurrenz zum ÖPNV darstellen, sondern das vorhandene Netz weiter verdichten und als Zubringer zu den vorhandenen Verkehrsmitteln dienen.
Soweit möglich solle das Netz genutzt werden, durch eine Vielzahl zusätzlicher Haltestellen ergäbe sich aber eine Vielzahl neuer Nutzungsmöglichkeiten. Das heikle Thema des Eiskeller-Verkehrs und der Samstagnacht-Taxis für die Jugendlichen der Region ließe sich bei entsprechendem Bedarf durch Mehrfahrzeuge regeln.
Zusätzlich zu den vier ständig verkehrenden Sammeltaxis, müssten dazu noch ein bis drei zusätzliche Autos angeschafft werden; dabei entstünden zusätzliche Kosten zwischen 12000 Euro für ein Auto und 37000 Euro für drei zusätzliche Autos. Hans Zagler vom Landratsamt schaltete sich hier ein und erklärte, diese Kosten könnten gegebenenfalls durch das Landratsamt als Ausgleich für die weggefallene Nachtbuslinie übernommen werden. Klaus Stöttner versprach, sich um eine entsprechende Ausweitung der vorgesehenen Förderung zu kümmern.
Dr. Silke Helfmeyer (FWG) wollte mit einem ganz konkreten Beispiel einer Fahrt von Innerwald, Gemeinde Aschau nach Siggenham in der Gemeinde Prien wissen, wie sich der Fahrtverlauf darstelle und mit welchen Kosten zu rechnen sei.
Die Vorstellung mit dem Ruftaxi von Innerwald zum Aschauer Bahnhof zu fahren, von dort mit dem Zug nach Prien und dann erneut mit dem Ruftaxi nach Siggenham, rief keine große Begeisterung hervor.