Flintsbach – Wer alt wird, braucht meist auch Pflege. Doch wer hilft, wer berät und wer klärt über die Kosten auf? Das Land Tirol geht hier neue Wege mit einem „Kümmerer“. Nun wollen die Inntalgemeinden Degerndorf, Brannenburg und Flintsbach nachziehen. Da-rüber sprachen die OVB-Heimatzeitungen mit Monika Kaiser-Fehling, der geschäftsführenden Pflegedienstleiterin des Mehrgenerationenhauses in Flintsbach.
Wo sehen Sie die Vorteile eines „Kümmerers“?
Wir schlagen uns in der häuslichen Pflege tagtäglich mit Beratung herum. Im letzten Jahr haben wir eine Aufstellung gemacht: In vier Wochen fielen zusätzlich 70 Stunden nur Beratung der Pflegebedürftigen oder deren Angehöriger an. Diese Zeit geht von der Pflege weg. Das darf nicht sein.
Wer hat die Informationspflicht?
Diese liegt eindeutig bei den Kranken- beziehungsweise den Pflegekassen. Doch deren Beratung läuft leider oft ins Leere. Online-Tipps helfen zumeist den Senioren nicht. Sie können sie gar nicht abrufen.
Was schlagen Sie vor?
Ein solcher „Kümmerer“, wie ihn das Land Tirol flächendeckend einführt, wäre auch für uns eine große Hilfe. Dann wären wir Pflegende von diesen Aufgaben, die viel Zeit fressen, entlastet.
Was macht ein „Kümmerer“?
Er berät und hilft ganz konkret bei den Bedürfnissen des Einzelfalls. Das reicht von der Wohnberatung – Stichwort Stolperfalle – bis zu Pflegehilfsmittel wie Rollator über Finanzierung und Kostenzuschüsse.
Welches Gebiet kann ein „Kümmerer“ betreuen?
Wenn die Politik eine solche Stelle für das Inntal schafft, könnte ein „Kümmerer“ für dieses Gebiet zuständig sein.
Mit welchen Kosten rechnen Sie?
Eine solche Stelle wird mit rund 50000 Euro zu Buche schlagen.
Kann ein Ehrenamtlicher diese Aufgabe leisten?
Auf keinen Fall. Wir brauchen an dieser Stelle eine hoch qualifizierte Fachkraft aus dem Bereich der Pflege. Er muss die jeweilige Situation zielgenau einschätzen und auch einmal Nein sagen können. Er muss mit Kassen verhandeln können und die Budgets im Auge behalten. Vor allem aber braucht er Sozialkompetenz, nämlich die Fähigkeit, ohne Vorurteile auf Menschen zugehen zu können.
Interview: Sigrid Knothe