Kolbermoor – Bald werden sie wieder aufheulen: die Motorsägen in Kolbermoor. Dann werden erneut unzählige Obstbäume aus den Gärten entfernt. Grund: Sie sind vom Asiatischen Moschusbockkäfer befallen – ein aus Asien eingeschleppter Schädling, der deutschlandweit bislang einzig in Kolbermoor aufgetreten ist. Und: Der den sicheren Tod der Obstbäume bedeutet, hat er erst einmal seine Eier auf den Stämmen abgelegt.
Glänzend schwarzer Körper, extrem lange Fühler und eine auffällige rote „Halskrause“–der Asiatische Moschusbockkäfer sticht sogleich ins Auge, wenn er in den Gärten unterwegs ist. Und die Kolbermoorer sind inzwischen wachsam: Seit 2016 sind sie von dem aus Asien eingeschleppten Schädling geplagt – denn hat er sich in den Obstbäumen eingenistet, ist das ihr Todesurteil. Seine Vorliebe: Kirsche, Zwetschge, Aprikose, Mirabelle und Pfirsich sowie deren Zier- und Wildformen – also alle Bäume der Gattung „Prunus“.
Käfer-Larven fressen sich durchs Holz
Wie geht er vor? Der stattliche Käfer, der bis zu vier Zentimeter lang wird, legt seine Eier am Baumstamm ab. Schlüpfen die Larven, fressen sie sich gnadenlos ins Holz hinein – zwei bis drei Jahre lang. Die Folge: Sie höhlen breite Gänge in Stamm und dicken Ästen aus, kappen damit die Wasserzufuhr – was früher oder später zum Absterben der Bäume führt.
Dem Schädling den Kampf angesagt hat die Pflanzenschutzbehörde in Freising, ansässig in der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die sogar eine eigene Außenstelle in Rosenheim eingerichtet hat: Im dortigen Landwirtschaftsamt sind aktuell fünf Mitarbeiter der Freisinger Behörde mit der Bekämpfung des Asiatischen Moschusbockkäfers beschäftigt. Ihre Aufgabe: Garten für Garten in Kolbermoor zu durchforsten, Verdachtsfällen nachgehen. Erhärtet sich ein Verdacht, geben sie die Bäume zur Fällung frei. Denn nur durch den rigorosen Kahlschlag lässt sich nach Meinung der Experten das Problem in den Griff bekommen – und das weitere Ausbreiten des Schädlings verhindern. Denn: Bis dato hat sich der Käfer, möglicherweise durch Paletten oder Gehölze aus Asien eingeschleppt, deutschlandweit einzig im Raum Kolbermoor eingenistet. Und das soll, wenn es nach der Behörde geht, auch so bleiben. Mit befallenen Bäumen wird kurzer Prozess gemacht.
Und das sind nicht wenige: Allein im vergangenen Jahr wurden 72 Kernobstbäume gefällt, ein Großteil davon südlich der Mangfall. Dort scheint sich der Schwerpunkt des Käferbefalls herauszukristallisieren. Und dort werden auch in Kürze wieder die Motorsägen aufheulen. Dann wird aus einer ganzen Reihe weiterer Bäume Kleinholz gemacht – und auch dies streng nach Vorgabe: Eine Spezialfirma übernimmt das Fällen und zerhäckselt das Schnittgut sogleich vor Ort, um es dann via Bauhof direkt in die Müllverbrennungsanlage nach Rosenheim zu karren. Nicht ein befallenes Hölzlein soll der konzertierten Entsorgung entkommen, um keine Larve entwischen zu lassen.
Sind die nächsten Bäume bis spätestens Ende März entfernt, ist für die Behörde noch lange nicht Schluss: Ab Frühsommer, wenn die Käfer wieder ausfliegen, ist besondere Wachsamkeit gefragt – dabei setzen die LfL-Mitarbeiter auch auf das Zutun der Bürger: Augen auf, wenn sich der glänzend schwarze Eindringling am eigenen Kirschbaum zu schaffen macht. Allein acht Stück dieser Exoten haben Gartenbesitzer letzten Sommer eingefangen.
Kampf wird noch
Jahre weitergehen
Die ist dankbar: Denn jedes wachsame Auge bedeutet einen weiteren Schritt auf dem langen Weg der Bekämpfung des Schädlings. Und der ist in der Tat lang, wie Behördensprecherin Elke Zahner-Meike vom LfL gegenüber unserer Zeitung betont: „Die Bekämpfungsmaßnahmen werden mindestens noch vier Jahre andauern.“