Aschau – In der Aschauer Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ wurde jetzt das Heilige Grab aufgebaut. Dort werden bis zum 5. Mai Aufführungen, Festgottesdienste sowie zahlreiche Vorträge und Führungen statfinden. Eine moderne Art „Kirche“? Die OVB-Heimatzeitungen sprachen mit Pfarrer Paul Janßen.
Welche Bedeutung hat ein Heiliges Grab heute? Wird es Menschen in die Kirche ziehen?
In den vergangenen Tagen – genau zu der Zeit, in der in der Pfarrkirche das Heilige Grab aufgebaut wurde – hatte ich mehrere intensive Begegnungen und tief gehende Gespräche, in denen es ganz konkret um Erfahrungen von Trauer und Tod, Hoffnung, menschliche Ängste, und um viel Licht in einer bedrohlichen Situation gegangen ist. Da sind mir die Zusammenhänge wieder neu bewusst geworden zwischen dem alltäglichen Leben voller Herausforderungen und der Botschaft, die vom Heiligen Grab ausgeht: Gott geht voll und ganz in das Leiden hinein, in der Passion von Jesus ist ihm keine Dunkelheit fremd. Wir Menschen haben eine spirituelle Seite, und viele suchen im Gottvertrauen einen Weg zum Licht – das sogar stärker ist als der Tod. Das gibt Zuversicht fürs Leben. Das stellt das Heilige Grab dar, das feiern wir an Ostern. Aber so, dass wir die Passion nicht einfach überspringen, sondern das Leiden von Jesus und von den Menschen heute wahrnehmen. Ja, ich glaube, dass das Heilige Grab viele Menschen in die Kirche ziehen wird – und wenn’s nur aus Neugierde ist. Aber dann zu merken, dass da ja Themen drin sind, die mein Leben berühren – das wäre meine Hoffnung.
Waren Sie in die Vorbereitung eingebunden? War Ihr Rat gefragt?
Als ich Ende 2017 neu nach Aschau kam, wurde ich sehr bald in das Vorhaben zum Heiligen Grab eingeweiht und seitdem intensiv eingebunden, auch über den Arbeitskreis, in dem alles zusammenfließt. Besonders spannend fand ich die inhaltliche Arbeit am Bildprogramm der barocken Kulissen und konnte da auch einige Impulse für die Führungen oder in Vorträgen weitergeben. Selbstverständlich war auch viel im Hintergrund zu koordinieren, zusammen mit der Kirchenverwaltung und dem kirchlichen Personal, dem Heimat- und Geschichtsverein, den Beteiligten, der Gemeinde, sowie dem Ordinariat in München und den Restaurierungswerkstätten in Gaißach.
Eine Kirche als Theaterkulisse für die beiden Stücke: Wie waren die Reaktionen? Welche Reaktionen erwarten Sie?
Viel positive Resonanz ist zu spüren! Es geht ja nicht um irgendein Stück, sondern um eine zeitgenössische Deutung und Umsetzung des Lebens, der Passion und Auferstehung von Jesus Christus und der Menschen in seinem Umfeld. Da werden viele Impulse davon ausgehen. Und das Besondere an dem Projekt ist ja auch, dass von verschiedener Seite aus die Passion und Auferstehung Jesu beleuchtet wird: die Auferstehungsspiele, die drei Passionskonzerte, Führungen, die Gottesdienste vor allem in den Kar- und Ostertagen, oder einfach das stille Verweilen in der Kirche mit den eigenen Gedanken oder Gebeten vor dem Heiligen Grab – das alles ergänzt sich gegenseitig. Erwarte ich Reaktionen? Sie könnten sein: Begeisterter Zuspruch für das, was vor allem Ehrenamtliche und Laien zuwege gebracht haben; Anregungen fürs eigene Leben und den Glauben; kritische Auseinandersetzung; Lust auf weitere Beschäftigung mit den Themen.
Kardinal Marx hat sich zum Festgottesdienst angesagt. Schon nervös oder business as usual?
Weder noch. Ich würde es eher so sehen: In Vorfreude und einer gewissen Anspannung, die die Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Ereignis weckt.
Interview: Sigrid Knothe