Stephanskirchen – „Wann kriegen wir unser erstes eigenes Wasser?“ Christine Annies (Die Grünen) sorgte mit dieser Frage für Schmunzeln. Aber auch für gespannte Blicke vieler Gemeinderatsmitglieder in Richtung Axel Thiele. Der Ingenieur von Crystal Geotechnik meinte: „Erfahrungsgemäß etwa zwei Jahre nach der wasserrechtlichen Genehmigung.“ Mit der ist wohl nicht vor Ende des Jahres zu rechnen, so dass Christine Annies noch bis Ende 2021 oder Anfang 2022 auf eigenes Wasser warten muss.
Der Brunnen im Ödenwald, östlich von Högering, wird im Juli niedergebracht und der Gemeinde vermutlich noch in diesem Sommer übergeben. Am 30.August ist ein Leistungspumpversuch geplant, der den Brunnen kurzfristig auf seine maximale Ergiebigkeit bringt, „eine technische Notwendigkeit“, so Thiele, der die Gemeinderäte auf den neuesten Stand der Dinge brachte.
Danach arbeiten Thiele und sein Büro den endgültigen Wasserschutzgebietsvorschlag aus, der dann mit dem Wasserwirtschaftsamt und der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden muss. Vorgestellt wird dieser, wenn es nach der Gemeindeverwaltung geht, in einer der beiden letzten Sitzungen des Jahres 2019. Bürgermeister Rainer Auer sieht dem relativ entspannt entgegen. Denn der Brunnen ist mitten im Wald, die engsten Schutzzonen I und II werden ebenfalls im Ödenwald sein und nur ein Teil der Schutzzone III wird freies Feld tangieren. „Da sind die Einschränkungen aber nicht dramatisch“, so Auer. Die Gemeinde habe extra mitten im Wald gebohrt, um die Beeinträchtigungen für die Nachbarn des gemeindeeigenen Grundstückes möglichst gering zu halten.
Hat die Gemeinde erst einmal die wasserrechtliche Genehmigung, kann es relativ schnell gehen. Denn ein Großteil des Leitungsnetzes ist vorhanden und, wie der zuständige Sachbearbeiter Jürgen Lohse in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte, im letzten Jahr gründlich überarbeitet, saniert, beziehungsweise wo nötig ausgetauscht worden. Es müssen also kaum noch Leitungen verlegt werden.
Mehr Brunnen, größere Sicherheit
Bisher ist die Gemeinde Stephanskirchen Kunde bei den Stadtwerken Rosenheim. Die Lust, das Wasser aus Rosenheim zu bezahlen, wenn die Gemeinde selbst über genügend Trinkwasser verfügt, hält sich in Grenzen. Ausschlaggebender für die Entscheidung, eine eigene Versorgung aufzubauen sei aber gewesen, erklärte Auer auf Nachfrage, dass die Versorgungssicherheit steigt, wenn mehr Brunnen in Betrieb sind. Damit das auch funktioniert, will Stephanskirchen einen Notverbund mit Rosenheim installieren. In dem Zuge haben die Stadtwerke Rosenheim der Gemeinde einen Hochbehälter bei Waldering angeboten, den Rosenheim künftig nicht mehr nutzen wird. „Bevor die Stadtwerke den auflassen und wenn es sich für uns rechnet“, da werde er gerne verhandeln, so Auer. Ein Vorgehen, mit dem der Gemeinderat einverstanden ist.