Ahoi, Wasserwacht-Hütte in Sicht

von Redaktion

Am Luegsteinsee in Oberaudorf sollen Sanitätsraum und Platz für Schulungen entstehen

Oberaudorf – Wäre jetzt Sommer, dann hätte Philipp Streifeneder mit Spenden für den Neubau einer Wasserwacht-Hütte am Lueg-steinsee bei Oberaudorf wahrscheinlich keinerlei Probleme. Wenn alle Liegeflächen dicht an dicht belegt sind, vor der Wasserrutsche eine Schlange voller quirliger Jugendlicher und Kinder steht und auch an der Sprungschanze des WSV Oberaudorf noch Betrieb ist, dann versteht sich von selbst: Es ist gut, wenn auf den Betrieb am See jemand ein Auge hat.

Und stünde dann die alte Wasserwacht-Behausung noch, wäre sowieso alles klar – im Fall der Fälle ist es jedem lieb, wenn er nicht hinter einem einfachen Sichtschutz betreut werden muss, weil die Hütte selbst dafür zu klein ist. Es ist keine Frage – dieser Situation gegenüber ist ein kleiner, aber vernünftig eingerichteter Behandlungsraum schon die halbe Genesung und sei es nur die von einem Sonnenstich.

Danke an die

vielen Spender

Dabei möchte sich Wasserwachts-Vorsitzende Philipp Streifender über die Spendenbereitschaft der Oberaudorfer gar nicht beklagen, im Gegenteil: 17 500 Euro kamen im vergangenen dreiviertel Jahr für die neue Hütte zusammen und die Wasserwacht sagt dafür auch allen großen und kleinen Spendern noch einmal ein von Herzen kommendes „Vergelt’s Gott“. Nur: Es reicht nicht.

Für das Gebäude, mit dessen Bau schon in den nächsten zwei, drei Wochen begonnen werden soll, sind insgesamt gut 125000 Euro veranschlagt. 80000 Euro davon trägt die Gemeinde, 10000 Euro gibt das Rote Kreuz dazu, fehlen also derzeit immer noch weitere 17500 Euro.

Und deshalb sind die Oberaudorfer Wasserwachtler noch einmal auf Werbetour, versuchen das, was im Sommer ganz von sich aus klar wäre, durch Argumente deutlich zu machen und lassen dabei auch hinter die Kulissen blicken. Zum Beispiel auf die Tatsache, dass es gar nicht selbstverständlich ist, dass die Wasserwacht in Oberaudorf eine gut aufgestellte Truppe mit ausreichend Nachwuchs ist, sprich einer „Kindergruppe“ von rund 15 Elf- bis Zwölfjährigen. „Vor ein paar Jahren noch wären wir“, so Philipp Streifeneder, „beinah ausgestorben“. Ein Grund mag sein, dass man bei der Betreuung des Luegsteinsees wenig Technik braucht – keine schnellen Boote zum Beispiel, die vor allem männliche Jugendliche anziehen.

Der Dienst am See ist dagegen eher unspektakulär, er besteht, wie Streifeneder erklärt, „vor allem aus aufpassen, wachsam sein und sich immer wieder mal unbeliebt machen“. Und meint damit, dass man die, die drauf und dran sind, sich und andere aus Gaudi oder Unachtsamkeit in Gefahr zu bringen, warnen und um Rücksicht bitten muss. Eine solche Truppe lebt vor allem vom Gemeinschaftsgefühl, von der Tatsache, dass man gerne zusammenarbeitet und ab und zu auch Spaß haben kann. Durchaus wesentlich für so ein Gemeinschaftsgefühl ist, dass man gewissermaßen ein „Heim“ hat, einen Ort, von dem man weiß, „das ist unseres, da gehören wir hin“. Und so unspektakulär die neue Wasserwacht-Hütte auch sein wird – den Platz dafür bietet sie. Platz, den man natürlich auch für Schulungen nutzen wird, denn der Dienst bei der Wasserwacht setzt einiges an Wissen voraus. Rundum die Erstversorgung sowieso, aber es geht immer auch um Psychologie: Wie erkenne ich, ob der Freizeitbetrieb auf einen Punkt zuläuft, bei dem die Leute anfangen, sich zu gefährden, wann muss ich unbedingt eingreifen und wie mach ich’s, ohne gleich als Spaßbremse zu gelten. Leichter wird auch die Organisation und Durchführung von Aktionstagen wie „Audorf schwimmt“. Dabei wird alles, was bei einem Bad am See dazugehört – vom Wasserrutschen bis zum Kopf-über-Reinspringen – spielerisch-wettkampfmäßig durchgeführt und sicheres Verhalten quasi ganz nebenbei eingeübt. Denn gerade darin, in der Prophylaxe, liegt der große Erfolg der Oberaudorfer Wasserwacht: „Größere Unfälle gab es in den letzten Jahren nicht“, sagt Streifeneder und sieht darin eindeutig einen Erfolg des Mottos: „Wer vorher informiert und dann auch noch gut aufpasst, muss hinterher weniger retten“.

Professionelle Betreuung

Die neue Hütte stellt also alles in allem nicht nur eine zeitgemäße und professionelle Betreuung im Unglücksfall sicher, sondern ist im Grunde auch ein Garant dafür, dass der Dienst der Wasserwacht auch in Zukunft so erfolgreich ablaufen kann, wie bisher. Und die Oberaudorfer schließlich hätten die Möglichkeit, über die eine oder andere weitere Spende noch einmal Dankeschön zu sagen für das seit nunmehr fünfundachtzig Jahren währende ehrenamtliche Bemühen, dem Ort und auch seinen Gästen ein unbeschwertes Badevergnügen zu ermöglichen.

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