Aschau – Engagement im Ehrenamt: Das ist Ehrensache, aber mehr noch ist es Herzenssache, geht es doch bei der Arbeit im „Schlawinertreff“ der Orthopädischen Kinderklinik in Aschau um das gemeinsame Miteinander mit jungen Patienten und deren Angehörigen fernab des Klinikalltags, um gemeinsames Basteln, Malen und Spielen und den Austausch im Gespräch. Der Schlawinertreff ist ein kleiner, aber hell und bunt strahlender Raum, der an fünf Tagen pro Woche morgens und nachmittags offen steht und der, wie man am Lachen und Stimmengewirr hört, bei allen sehr gut ankommt.
Isabella Kollarczyk aus Prien möchte die Erfahrungen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit nicht missen. Die vierfache Mutter, ihre Kinder sind zwischen 15 und 28 Jahre alt, ist seit sechs Jahren dabei und umschreibt ihre Arbeit als „erfüllend“. Eigentlich wollte sie nach der Familienpause wieder als Physiotherapeutin arbeiten, aber Vollzeit ging nicht, da kam der Schlawinertreff gerade recht.
Ehrenamtliche mehr als nur Bastel-Anleiter
Die Ehrenamtlichen aber sind mehr als nur Spielgefährten oder Bastel-Anleiter. Das wird beim Gespräch mit der OVB-Heimatzeitung deutlich. Alle bekennen, dass sie von der Freude ihrer Gäste, seien es die jungen Patienten oder die begleitenden Eltern und Geschwister, zehren und dass sie die Gemeinschaft schätzen. Das Gesellige komme aus dem Gefühl heraus, da brauche es keine graue Theorie, aber: „Aufgeregt war ich schon beim ersten Mal im Schlawinertreff“, gesteht Irmi Schmid aus Bernau, die sich seit fünf Jahren dort engagiert. Oftmals habe sie das Gefühl, dass die Besucher ihre Sorgen, Mühen, Leiden und Schmerzen an der Eingangstür abgeben. Und auffallend sei, dass die Kinder immer positiv gestimmt sind. An den Fenstern hängen bunte Mobile aus Filz, Hinterglasbilder und Quilt-Anhänger. Einige Holzregale sind voll mit Papier, Stiften, Perlen, Woll- und Filzresten, andere wiederum beherbergen Spiele und Puzzles. In offenen Kisten liegen kindgerechte CDs und Videofilme zum Ausleihen aus, in einer Ecke stehen eine Kinderküche und ein Parkhaus mit Matchboxautos, daneben eine Kinderwerkbank, wo sich junge Bastler austoben können.
Ein Paradies, wäre da nicht die Tatsache, dass die jungen Besucher körperlich eingeschränkt sind. Aber selbst das hindert nicht am Basteln, Spielen oder Malen. „Da war der Junge, der statt mit den Händen mit seinen Füßen das Angelspiel mitmachte“, erinnert sich Sabrina Pollinger, die im Schlawinertreff fest angestellt ist. Oder da ist das Mädchen, das es schaffte, sich aus Filzresten eine Handy-Tasche zu nähen. Julia, die erst nur kriechen konnte und jetzt aufrecht gehen kann, sagt Irmi Schmid aus Bernau: „Ein Wunder“.
„Obwohl die Verweildauer der Patienten kürzer geworden ist, müssen die Kinder und Jugendlichen immer wieder zu Nachbehandlungen in die Kinderklinik kommen.
Abwechslung
vom Klinikalltag
Und da sind weitere Besuche im Schlawinertreff miteingeschlossen, so dass auch wir, die Schlawiner-Betreuer, die Genesungsfortschritte mitverfolgen können“, sagt Isabella Kollarczyk. Kein Wunder also, dass sie ihr Ehrenamt als Bereicherung sieht.
Auch für die Eltern ist der Schlawinertreff willkommene Abwechslung vom Klinikalltag: „Hier komme ich auf andere Gedanken.“ Helene Frei, die mit ihrem fünfjährigen Sohn Daniel seit zehn Tagen in der Klinik ist, bastelt gerade an einem Mobile. „Hier werden Erfahrungen getauscht, hier kann ich abschalten und mich kreativ betätigen“, so die Mutter.
Aber nicht nur Bastel-Fans sind als Ehrenamtliche willkommen. Karin und Rudolf Linder aus Grassau engagieren sich beim Friedensdorf International Oberhausen. Die beiden wollten nach ihrer Pensionierung etwas Sinnvolles tun, und stießen auf das Friedensdorf. Nun betreuen sie in der Regel pro Jahr zwei Kinder aus Krisengebieten auf der ganzen Welt, die ohne familiäre Begleitung zu einem längeren Klinikaufenthalt nach Deutschland kommen. Im Augenblick kümmern sie sich um den 16-jährigen Narsiad aus Kambodscha, der seit Februar in Aschau ist, weil er an einer Beinfehlstellung leidet. Das bedeutet für das Ehepaar tägliche Besuche und seit neuestem auch asiatische Küche: „Ich koche ihm halt gerne was aus seiner Heimat“, sagt Karin Linder.
Leopold Wimmer vom heilpädagogischen Fachdienst weiß das Engagement zu schätzen. „Es ist für die Patienten eine enorme Bereicherung, dass solche Momente geboten werden, die die Krankheitsgeschichten schnell vergessen lassen.“ Der Schlawinertreff platze zwar oft aus allen Nähten, es „sind halt leider nur 25 Quadratmeter“, erklärt Sabrina Pollinger. Und mit Rollatoren oder Rollbetten wird es dann schnell recht eng. „Trotzdem, oder gerade deswegen, ist der Schlawinertreff der soziale Treffpunkt.“ Da sind sich alle Ehrenamtlichen einig.