Stephanskirchen – Hier, in der wohlhabenden Gemeinde vor den Toren der Stadt, wollen viele Menschen gerne wohnen. Die Nachfrage ist größer als das Angebot, Mietwohnungen gehen auf dem freien Markt meist für über zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter weg. Wer ein Grundstück hat, womöglich noch im westlichen Teil der Gemeinde, will dieses möglichst gut ausnutzen. Dementsprechende Anträge liegen dem Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde vor, so auch in der jüngsten Sitzung.
Am Steinbreitenweg soll ein Haus mit 6,15 Metern Höhe entstehen. Diese Höhe sei auch in anderen Teilen des dort gültigen Bebauungsplanes möglich. Im südlichen Teil. Im nördlichen sind es 5,15 Meter. Und dort sind nahezu alle Parzellen bebaut. „Es wäre schwer vermittelbar, wenn bei einem der letzten freien Grundstücke nun plötzlich doch eine größere Höhe zugelassen wird“, so Bürgermeister Rainer Auer im Namen der Verwaltung. Zumal es sich um ein Eckgrundstück handelt, wo die größere Höhe besonders auffiele. Anton Forstner (CSU) hätte damit weniger Probleme gehabt, Margit Sievi (SPD) verwies auf den Blick in die Berge. Auer argumentierte, dass die Gemeinde berechenbar sein müsse – und dann sei diese Bebauungsplanänderung im Einzelfall nicht möglich, müsse sich auf das ganze Gebiet erstrecken. Das wollte die Mehrheit des Ausschusses nicht, lehnte den Antrag mit 5:3 Stimmen ab.
Im November 2018 hatte das Landratsamt der sechsten Tektur – also Änderung eines Bauantrags – für ein Mehrfamilienhaus in der Rohrdorfer Straße zugestimmt. Im Februar wurden laut Landratsamt zum wiederholten Male planabweichende Bauten festgestellt, unter anderem Balkone im zweiten Stock und im Dachgeschoss. „Brauch ma nimmer weidaredn“, sagte Herbert Bauer (Parteifreie), noch bevor der erneute Änderungsantrag ganz vorgelesen war. Das sahen die anderen genauso: Einstimmig abgelehnt.
In Baierbach wollen zwei Schwestern ein Einfamilienhaus abbrechen, ein Zweifamilienhaus bauen. Im Interesse der Nachverdichtung sei das größere Baufenster möglich, so die Bauverwaltung. Nur die Garagen und Carports auf der Westseite des Grundstücks gefielen nicht, denn das wäre genau am Ortsrand und unschön. Auf der Ostseite gebe es keine Probleme. Werden die Parkplätze verlegt, kann der Bebauungsplan geändert werden, beschloss der Ausschuss einstimmig.
Vergleichbare Änderungswünsche und Kritik umgesetzt haben Bauwerber, die im Riesengebirgsweg einen Vierspänner bauen wollen. Deswegen hatte der Ausschuss keine Einwände – bis auf den Kies auf dem Garagendach. Da ist ein Gründach erwünscht. Ein Wunsch, der für die ganze Gemeinde gilt, wie Anton Forstner (CSU) in Erinnerung rief. Und der an die Bauwerber weitergeht.
Zwei Parzellen südlich des Kindergartengrundstücks am Tulpenweg bereiten dem Bauträger Kopfzerbrechen: Er könnte dort zwei sehr große Einfamilienhäuser oder zwei ziemlich kleine Doppelhäuser bauen. Er beantragte, den Plan entsprechend zu ändern, sodass ein Einfamilienhaus und ein Doppelhaus von jeweils normaler Größe entstehen können. Der Ausschuss gab dem Antrag mit 6:2 statt.
In Stephanskirchen wird nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet. Und da muss manchmal mehr Platz her. So in der Simsseestraße, wo ein Betrieb eine zusätzliche Lagerhalle braucht. Ortsplanerisch in Ordnung, befand das Bauamt. „Ortsplanerisch ganz, ganz schlimm“ findet hingegen Margit Sievi. Der Schuppen mit 6,6 Metern Höhe und zehn Metern Länge sei grauenhaft – und nehme dem Nachbarn Licht. Sie beantragte einen Ortstermin, was mit fünf Gegenstimmen abgelehnt wurde. Bauamtsleiter Wolfgang Arnst versuchte, Sievis Bedenken zu zerstreuen: Er habe sich das Ganze angeschaut und sei überzeugt, das Gebäude werde nicht so massiv, wie Sievi befürchtet. Dennoch gab es zwei Gegenstimmen.
Wo viele Menschen wohnen (wollen) und arbeiten, ist meist auch viel Verkehr. In Stephanskirchen soll die Kraglinger Spange vor allem Lkws aber auch Pkws aus dem, beziehungsweise in den, Norden des Landkreises aus Schloßberg und Gehering heraushalten. Der Plan wurde dem Gemeinderat im Februar vorgestellt. Die Stellungnahme der Gemeinde war knackig: Zur Kenntnis genommen, keine Einwände. Fünf Ausschussmitglieder sahen das auch so. Margit Sievi wollte es ausführlicher, biss beim Bürgermeister auf Granit: „Wir haben im Vorfeld sehr viel angeregt, es ist alles eingearbeitet, die Argumente sind mehrfach ausgetauscht. Ich sehe die Notwendigkeit für einen Aufsatz nicht.“