Flintsbach – Das Christliche Sozialwerk Degerndorf – Brannenburg – Flintsbach (CSW), das CSW Neubeuern-Nußdorf-Samerberg, die Nachbarschaftshilfe Bad Feilnbach, Sozialwerk Rohrdorf und das CSW Raubling haben sich zusammengetan und eine Aktion zur Reaktivierung von Pflegekräften, die aus dem Dienst ausgeschieden sind, begonnen. Der extreme Pflegekräftemangel zwingt dazu, jede sich bietende Chance zu nutzen. Im Mehrgeneratio-nenhaus Flintsbach haben sie am heutigen Samstag einen Infotag für „ausgestiegene Pflegekräfte“ organisiert.
Ehemalige Pflegekräfte gehören nicht zum „alten Eisen“.
Und 48 Prozent derer, die in den letzten Jahren ihren Job aufgegeben haben, können sich eine Rückkehr vorstellen. Zu diesem Ergebnis kommt die „Pflege-Come-Back“ Studie, die im November 2018 in Berlin vorgestellt wurde. 120000 bis 200000 Mitarbeiter beträfe das bundesweit.
„Könnte man diese „stille Reserve“ wieder dazu motivieren, ihren Beruf auszuüben, wären wir bezüglich Fachkräftemangel ein großes Stück weiter“ so Monika Kaiser-Fehling, geschäfts-führende Pflegedienstleitung im Mehrgenerationenhaus Flintsbach.
Eine Berufung,
nicht nur ein Job
Die Studie zeigt: gerade diese Pflegekräfte sehen ihre Arbeit als Berufung, nicht als Job. Auch deshalb haben sie den Beruf an den Nagel gehängt, weil sie die Arbeitsbedingungen, die fehlende Zeit für „ihre“ Patienten und die Arbeitszeiten nicht mehr mit sich und ihrem Familienleben verein-baren konnten.
Doch was ist die Lösung?
„Wertschätzung, verbindliche Dienstpläne, familienfreundliche Arbeitszeiten, eine hohe Pflegequalität, Zeit für die Patienten, die Möglichkeit für Aus- und Weiterbildung und eine gute Mannschaft, die miteinander für die bestmögliche Versorgung der Patienten einsteht“ so fasst die geschäftsführende Pflegedienstleitung des Mehrgenerationenhauses, Monika Kaiser-Fehling, die wichtigsten Punkte zusammen. „Wir wollen die ehemaligen Kollegen aus unserer Region motivieren, mit uns gemeinsam wieder anzupacken“, so Kaiser-Fehling.
Gemeinsam mit den Pflegedienstleitungen Annemarie Stetter vom CSW Neubeuern-Nußdorf-Samerberg, Brigitte Troibner von der Nachbarschaftshilfe Bad Feilnbach, Gabi Prankl vom Sozialwerk Rohrdorf und Elke Klein vom Christlichen Sozialwerk in Raubling lädt das Mehrgenerationenhaus Flintsbach zu diesem Zweck heute ab 10.30 Uhr mögliche Wiedereinsteiger ein.
„Für viele ausgestiegene Kollegen, ist es schon eine Hürde, eine Bewerbung zu schreiben“, sagt Gabi Prankl aus Rohrdorf. „und sie kommen nicht auf die Idee, in der häuslichen Kranken-pflege zu arbeiten“. Doch gerade im ambulanten Dienst wären eigenverantwortliches Arbeiten, ein Rundum-Blick und ein starkes Vertrauensverhältnis gefragt, was ganz viele frühere Pflegekräfte mitbringen.
„Unsere Patienten sind nicht ‚der Oberschenkelhals auf Station 5‘, sondern ‚Frau Meier, die Hilfe beim Duschen braucht, vier Enkel und früher als Bedienung gearbeitet hat‘“ verdeutlicht Annemarie Stetter beispielhaft die persönliche Beziehung zu den Patienten, die im ambulanten Dienst das A und O ist.
„Am Infotag geht es darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ängste abzubauen“, sagt Brigitte Troibner, Pflegedienstleitung in Bad Feilnbach. „Jeder von uns hat in seinen Reihen Kollegen, die nach langer Pause wieder in den Beruf eingestiegen sind und diesen Schritt nicht bereut haben“, ergänzt Elke Klein, die in Raubling die Tagespflege leitet. Gerade diese Kollegen werden beim Infotag als Ansprechpartner für interessierte, ehemalige Pflegekräfte mit dabei sein und von ihren Erfahrungen berichten. Auch Interessierte aus völlig anderen Berufen und Leute, die sich ehrenamtlich in einer Einrichtung engagieren wollen sind willkommen.
Wiedereinsteigern das Comeback erleichtern
Alle vier Einrichtungen bieten für Wiedereinsteiger lange Einarbeitungsphasen und Grundlagenschulungen an, damit neue Pflegestandards und Dokumentationen Stück für Stück bewältigt werden können.
Vielfältige Möglichkeiten bieten die Einrichtungen auch für ältere Mitarbeiter: Einzelbetreuungen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen, niedrigschwellige familiennahe Dienstleistungen, Mitarbeit in der Tagespflege oder bei Sport- und Gedächtnistrainingsgruppen.
Das Programm für den Infotag ist bunt. Ab 10.30 Uhr stellen sich die Einrichtungen vor, dann ist Zeit für Austausch. Familienangehörige und Kinder sind willkommen, es wird gegrillt und der Nachmittag steht dann ganz im Zeichen des LEADER-Projekts Mehrgenerationensport. Natürlich zum Mitmachen.