„Es geht von den Flächen her nicht“

von Redaktion

Planer der Schullandschaft und Bürgermeisterin Laban widersprechen Bürgerinitiative

Bad Endorf – Ende Juni fanden die Endorfer Bürger einen Flyer im Briefkasten, der die Argumente der Bürgerinitiative gegen die Verlegung der Grundschule in die Schullandschaft an der Hans-Kögl-Straße zusammenfasst. Der Flyer enthält im Wesentlichen Argumente, die Robert Staber von der Bürgerinitiative schon auf der von der Marktgemeinde ausgerichteten Bürgerwerkstatt vorgetragen hatte, die dort aber nicht unwidersprochen geblieben waren. Die OVB-Heimatzeitungen haben deshalb bei den Planern Sabine Ziegler und Michael Mayer sowie bei der Bürgermeisterin Doris Laban noch einmal nachgefragt.

Frau Ziegler, Herr Mayer, Sie haben mit Ihren Kollegen von der Planungsgruppe Strasser die Schullandschaft geplant und auch eine Machbarkeitsstudie über einen alternativen Standort auf dem Gelände des Bauernmarktes erstellt. Haben Sie die Alternative eines Neubaus auf dem jetzigen Grundschulgelände schlicht übersehen?

Herr Mayer: Wenn man sich die bestehende Grundschule in Bad Endorf anschaut und erkennt, wie massiv die Raumnot dort ist, dann muss man nicht einmal Fachmann sein, um einzusehen, dass auf demselben Grundstück ein allen Anforderungen entsprechender Neubau einfach nicht möglich ist: Es gibt in den von Herrn Staber vorgestellten Grundrissen keine Aula, der Mehrzweckraum ist kleiner als ein Klassenzimmer. Für zwölf Klassen gibt es zwei Gruppenräume im zweiten Obergeschoss. Es ist nicht nur unpraktisch, Kinder aus Klassen in einem anderen Stockwerk zur Intensivierung dorthin zu schicken, sondern wegen der Aufsichtspflicht vermutlich überhaupt nicht zulässig. Toiletten sind nur im Keller- und im ersten Obergeschoss vorgesehen. Die Küche ist offensichtlich deutlich zu klein und hat keine ausreichenden Lagermöglichkeiten für die unterschiedlichen Lebensmittelgruppen, die aus Hygienevorschriften getrennt gelagert werden müssen. Für die Mittagsbetreuung stehen keine Räume zur Verfügung außer den Unterrichtsräumen. Auffällig ist auch die nicht unbedingt zeitgemäße Grundrissstruktur mit einem großteils fensterlosen Mittelgang. Das entspricht mehr einem Schulgebäude der 60er-Jahre als einem modernen Schulbau. Im Übrigen ist die horizontale Erschließung mit nur einer Treppe wegen Brandschutzanforderungen gar nicht zulässig.

Nun gab Robert Staber auf der Bürgerwerkstatt ja an, sein Beispiel sei nur ein erster Entwurf und keine ausgefeilte Planung.

Frau Ziegler: Es passt auch von den reinen Flächen her nicht. Eine Grundschule mit zwölf Klassen benötigt neben Klassenzimmern und Fachräumen eine ausreichende Zahl an Gruppen- und Nebenräumen für einen zeitgemäßen, differenzierten Unterricht, etwa für Intensivierungsstunden für Schüler mit besonderem Bedarf. Das alles summiert sich am Ende auf insgesamt rund 3900 Quadratmeter Brutto-Grundfläche, einschließlich Flure, WC-Anlagen, Technikräume und auch der Konstruktionsflächen für Wände. Ein Hort mit 100 Plätzen benötigt zusätzlich eine Bruttofläche von rund 1400 Quadratmetern. Das sind je Kind 14 Quadratmeter einschließlich Fluren, Toiletten, Speiseraum und den Konstruktionsflächen. Das entspricht der üblichen Norm und ist bestimmt nicht zu viel. Das sind in Summe 5300 Quadratmeter, die auf dem Grundstück einfach keinen Platz finden. Selbst mit einem Gebäude nicht, das zum Erdgeschoss noch zwei Obergeschosse hätte und auch den Keller noch für Unterrichtsräume nutzen würde. Dabei ist die Einfachturnhalle, die gemäß Herrn Staber da ebenfalls noch Platz finden soll, und für die weitere 880 Quadratmeter Brutto-Grundfläche erforderlich wären, gar nicht erst berücksichtigt.

Geht es nicht auch kleiner? Die Bürgerinitiative gibt an, die Schullandschaft sei zu groß geplant, was modernen pädagogischen Konzepten widerspreche.

Herr Maier: Der Vorentwurf für die Schullandschaft wurde nicht nur intensiv mit der Schulleitung abgestimmt, er wurde auch von der Schulbehörde bei der Regierung von Oberbayern anerkannt und würde mit circa 14 Millionen Euro gefördert. Abstriche beim Raumprogramm würden nicht nur die Fördermittel reduzieren, sie gingen zu Lasten der Kinder. Die Aula dient in erster Linie als innenliegende Pausenfläche. Wenn Gruppenräume fehlen, ist ein differenzierter Unterricht kaum möglich. Speiseraum und Küche benötigen eine gewisse Mindestgröße, Ausstattung und Größe der Küche wurde von einem Fachplaner unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften und Arbeitsrichtlinien geplant. Und was die Gesamtgröße der Schullandschaft anbelangt: Für die Grundschule gibt es kleine Raumeinheiten mit je drei Klassenzimmern und einem Gruppenraum, eigenen WC-Anlagen und Garderoben. Das ermöglicht ein modernes pädagogisches Lernhaus-Konzept und bietet gerade den jüngeren Schülern kleine, überschaubare Bereiche. Und nicht zuletzt: Wenn die Gemeinde wächst, die Schülerzahlen steigen oder mehr Hortplätze benötigt würden, könnte die Gemeinde reagieren, denn eine etwaige Aufstockung des Gebäudes ist planerisch bereits berücksichtigt. Auf dem jetzigen Gelände der Grundschule wäre das unmöglich.

Nun hat die Bürgerinitiative angedeutet, es gäbe noch andere Flächen. Deshalb an Sie, Frau Bürgermeisterin, die Frage: Gibt es Flächen und Bau-Kombinationen, die man bislang nicht berücksichtigt hat?

Frau Laban: Fakt ist, eine Grundschule im Ort kann nicht so gebaut werden, dass wirklich alle aktuellen Richtlinien erfüllt und moderne pädagogische Konzepte verwirklicht sind. Das geht weder auf dem Bauernmarktgelände, wie die Planungsgruppe Strasser bestätigt hat, noch anderswo, wir haben da einiges prüfen lassen. Hinzukommt, dass man bei einem Neubau der Grundschule im Ort wichtige Vorhaben nicht umsetzen könnte, weil die dafür nötigen Grundstücke fehlen.

Nun gibt die Bürgerinitiative aber an, dass selbst in der ISEK-Planung eine Grundschule in der Ortsmitte befürwortet würde, die Lage in der Schullandschaft aber abgelehnt?

Frau Laban: Das war lediglich ein kurzer Gedanke, der von den Planern aber schon lange wieder verworfen wurde. Professor Schirmer hat vielmehr auf der Bürgerwerkstatt noch einmal eindringlich ausgeführt, warum in der Ortsmitte auch aus stadtplanerischen Gründen kein Platz für die Grundschule ist: Die Bahnhofstraße als Aufenthaltsort, die „Neue Mitte“ rund um das vorgeschlagene Bürgerhaus, dabei nach wie vor genügend Parkmöglichkeiten und schließlich auch dringend benötigter Wohnraum – das alles steht auf der Kippe, wenn wir in der Ortsmitte Grundstücke für die Grundschule benutzen müssen. Auch deshalb wird die Schullandschaft ja von allen Gemeinderäten aus allen Fraktionen befürwortet.

Auch unter dem Gesichtspunkt der Schulwegsicherheit?

Frau Laban: Sicherlich auch unter dem Gesichtspunkt der Schulwegsicherheit, denn die Schulwege werden von der Gemeinde auf den neuesten Sicherheitsstand gebracht. Erste Maßnahmen sind bereits ergriffen oder umgesetzt. Inzwischen wurde eine deutliche Verlängerung der Grün-Phase für Fußgänger an der Ampel in der Rosenheimer Straße beim Landratsamt durchgesetzt, die Übersichtlichkeit durch Entfernung von Sträuchern wieder gegeben und es folgen auch bauliche Maßnahmen. Allein für die Kreuzung an der Wasserburger-/Landinger Straße haben wir eine sehr gute Lösung, die bereits in der letzten Bürgerwerkstatt vorgestellt wurde und von allen Teilnehmern sehr begrüßt wurde. Sie werden sehen, dass wir kontinuierlich weitere Ergebnisse präsentieren können. Auf allen Schulwegabschnitten. Die Teisenhamer Straße wird demnächst zur Tempo-30-Zone, denn hier verläuft auch ein wichtiger Schulweg. Der Einsatz von Schulweghelfern ist ebenfalls geplant.

Interview: Johannes Thomae

Artikel 9 von 11