Aschau – „So schön weich.“ Ganz vorsichtig dürfen die Zweitklässler der Aschauer Preysing-Grundschule das vier Wochen alte Kalb streicheln. Auch wenn die meisten Kühe auf dem Daurer-Hof jetzt im Sommer draußen stehen, so gibt es doch im Stall und auf dem Hof allerhand zu entdecken und zu erfahren.
Das Jahresmotto der Aschauer Preysing-Grundschule lautet heuer „So bleiben wir gesund.“ Und da lag es nahe, dass die vier Jahrgänge Bauernhöfe im Tal und oben auf dem Berg aufsuchen. Dass die Kühe nicht lila sind, wissen die Aschauer Kinder natürlich, aber einen Bauernhof von innen vorgestellt und erklärt zu bekommen, ist für viele dennoch eine neue Erfahrung.
Erster Stopp
im Innenhof
Da kommen die Hofbauern Hildegard und Peter Reiter sowie Burgi Dingler-Gabriel aus dem Aschauer Ortsteil Gschwendt mit ihren vielen Erklärungen gar nicht den neugierigen Fragen hinterher. Katharina (8 Jahre) kennt sich schon ein bisschen aus, sie wohnt ja nebenan und hat schon öfters im Stall mitgeholfen, auch Kathi (8), die Tochter der Gschwendtner-Bäuerin, muss still bleiben, dabei würde den beiden Mädchen das Wissen nur so aus dem Mund sprudeln.
Schon auf dem großen Innenhof des großen und mit einem Bauerngarten einladend geschmückten Hof gibt es einen ersten Stopp. Der Hof datiere aus dem 15. Jahrhundert, und da sich der erste Bauer Daurer geschrieben habe, laute der Hofname heute noch so, so Hildegard Reiter. Die nächste Frage betrifft die Aufgaben des Bauers das ganze Jahr über. Laurent (8) weiß Bescheid: „Im Herbst muss er mähen und Obst ernten und im Sommer muss er auch mähen und düngen tut er auch.“ Hildegard Reiter nickt, aber da gibt es noch mehr Aufgaben. Zäune errichten, Holzarbeiten, Obstbaumschnitte, Wiesen säubern und und und. Die vielen Arbeiten auf dem Bauernhof erfordern einen Einsatz das ganze Jahr über, was so manche Kinder erstaunt ausrufen lässt: „Da habt Ihr ja nie frei!“ Auch dem muss Hildegard Reiter zustimmen, beruhigt aber gleich: „Ein wenig Urlaub gönnen wir uns schon auch“. Die Kinder ziehen weiter in den Stall. Hier warten zwei trächtige Kühe darauf, dass sie die letzten Wochen vor dem Kalben auf eine extra Weide transportiert werden. „Die muhen so laut“, „Schau mal, wieviele Schwalben herumfliegen“, „Mei, die drei Kälbchen.“ Die Bauersleute sind geduldig und erzählen trotz der vielen Attraktionen das Wichtigste über die Milchviehwirtschaft. So überwiegt in Bayern das braun-weiße Fleckvieh, in Gesamtdeutschland hingegen die schwarz-bunte Rasse. Dass sich eine Kuh gerade erleichtert, löst gespielten Schreck und dann Erheiterung aus. „Iiiih … ha, ha, ha.“ Peter Reiter lenkt sofort ab, und erklärt, warum die Kühe so viel kauen. Sie sind Wiederkäuer, die erst ganz viel fressen und das dann später mit ihren vier Mägen – Pansen, Blättermagen, Netzmagen, Labmagen – verarbeiten, ehe es über Dünn- und Dickdarm wieder ausgeschieden wird. Die Kinder erfahren auch, dass eine Kuh mindestens 50 Kilogramm Futter – Gras, Mais, Kraftfutter – und mindestens 120 Liter Wasser pro Tag vertilgt. Wieviel Liter Milch gibt eine Kuh pro Tag? Elias rät: „80 Liter?“. So viel sind es dann doch nicht, „unsere Kühe geben so 28 bis 30 Liter“, schmunzelt der Bauer. Die drei jungen Kälbchen, die im Stall einzeln untergebracht sind, sind für die Grundschulkinder aber auch interessant: „So süüüüß“, die Kinder sind gar nicht mehr wegzukriegen, aber Hildegard Reiter zieht die Schüler weiter in die Milchkammer. Dort lagert nicht nur die Melkmaschine, sondern auch das große Kühlfass, in dem die Milch zwischengelagert wird, ehe sie von der Molkerei zur Weiterverarbeitung abgeholt wird. Die beiden Lehrerinnen Birgit Spies und Elisabeth Trixl sind zufrieden: „Ein bereichernder Unterricht.“