Vogtareuth – Es war im Jahr 953, als Graf Warmuth von Attel seinen Besitz von 105 Huben und acht Mühlen an das Kloster St. Emmeram in Regensburg übergab. Schnell richteten die Benediktiner, deren Abt auch Bischof von Regensburg war, in Vogtareuth eine Probstei und ein Probsteigericht ein. Die Keimzelle des Vogtareuther Schlosses, das im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört wurde und in seiner jetzigen Form nach einem Großbrand 1703 entstand.
Ökonomie, Kloster, Posthalterei, Garagen
Seit fünf Jahren gehören Schloss und Nebengebäude – mal von einem Orden genutzt, mal Schlossökonomie, mal Posthalterei, aktuell Garagen – Hans Bürger-Schuster. Der sich jetzt daran macht, im Schloss eine Wohnung aufzulösen und das Nebengebäude zu sanieren und umzubauen.
Die Wohnungen im Schloss sind gut in Schuss, da will Bürger-Schuster nur eine kleine Wohnung auflösen, sie auf zwei andere Wohnungen aufteilen. Außerdem überlegt er, einen Aufzug im Schloss einzubauen – was technisch und architektonisch möglich wäre, mit dem Landesamt für Denkmalpflege aber noch nicht besprochen ist.
Beim Nebengebäude ist Christoph Scholter, der zuständige Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege, von Anfang an mit eingebunden gewesen. Mit im Boot auch Restauratorin Doris Wolf-Reich aus Wasserburg, die derzeit untersucht, wo es in der Fassade früher einmal Öffnungen gab – oder wo die Planerin neue einplanen könnte. Planerin Theresa Stein arbeitet im Architekturbüro Kröff, ebenfalls in Wasserburg, das über viel Erfahrung mit alten und/oder denkmalgeschützten Gebäuden verfügt. Und trotzdem das Landesamt für Denkmalpflege beziehungsweise dessen regional zuständigen Mitarbeiter Christoph Scholter immer mal wieder erschreckt. So geschehen, als die jetzigen sieben Garagentore komplett verglast geplant wurden. Da habe Scholter schon hörbar Luft geschnappt, erzählt Richard Kröff amüsiert. Nun muss die ehemalige Ökonomie nahezu ausschließlich von der Westseite beleuchtet werden, denn die Ostseite steht direkt auf der Grundstücksgrenze zum Nachbarn. Da sind eigentlich die kleinen Löcher schon zu viel. „Glücklicherweise ist das Gebäude nur sieben Meter tief, da sollte die Beleuchtung funktionieren“, so Kröff.
Vier Wohnungen
mit Gärtchen
Vier Wohnungen im Reihenhausformat sollen in der alten Ökonomie entstehen, erklärt Bürger-Schuster. Zu jeder Wohnung wird ein kleines Gärtchen gehören. Wie Schloss und Pfarrei wird auch die alte Ökonomie mit Nahwärme aus einer Biogas-Anlage versorgt, kündigt Bürger-Schuster an. „Das Gebäude soll ein Schmuckstück werden“, sagt Bürger-Schuster, „das ist unser Beitrag zur Dorferneuerung.“
Den Gedanken griff die Gemeinde gerne auf, grenzt das Gebäude mit den vielen verschiedenen früheren Nutzungen doch direkt an den Hauptbereich der Dorferneuerung an. Da weckt Bürger-Schusters Vorhaben eher Begeisterung und Befürwortung als Bedenken. Der Bauausschuss jedenfalls war einverstanden mit dem Vorhaben.
Müssen sich Bauherr, Planerin und Landesamt für Denkmalpflege nur noch auf die Details einigen.