Gute Chancen für Umgehung Prutdorf

von Redaktion

Baurecht bis Ende 2020? – Regierung von Oberbayern hat Planfeststellung eingeleitet

Prien – Die Aussichten sind gut, dass für die Ortsumfahrung von Prutdorf bis Ende 2020 Baurecht entsteht. Bernhard Bauer, Fachmann im Straßenbauamt, wo die Fäden zusammenlaufen, ist optimistisch, dass das Planfeststellungsverfahren ohne große Schwierigkeiten auskommt. Die Regierung von Oberbayern hatte dieses Verfahren eingeleitet. Vier Wochen lang kann jeder die Unterlagen, die zwei Aktenordner füllen, bei den Gemeinden Prien und Frasdorf einsehen.

In allen Details sind die Pläne für zwei Bauabschnitte zusammengefasst. Der erste ist der, auf den viele Bewohner Prutdorfs seit Jahrzehnten warten: eine gut 1,2 Kilometer lange, östliche Ortsumfahrung. Als zweiter Teil ist der Ausbau der Staatsstraße 2093 zwischen Prutdorf und Bachham inklusive eines neuen, 2,5 Meter breiten Geh- und Radwegs auf einem weiteren knappen Kilometer vorgesehen.

Verfahren hatte

sich verzögert

Der Markt Prien hatte die Planfeststellung beantragt. Der Beginn des Verfahrens hatte sich mehrmals verzögert. Zunächst war Ende 2018, dann Ostern 2019 als Termin angekündigt, nun ist es Ende Juli geworden. Als die ersten Unterlagen bei der Regierung, die Genehmigungsbehörde ist, eingereicht wurden, sah diese Nachbesserungsbedarf.

„Das ist nicht ganz einfach für den Antragsteller“, weiß Bernhard Bauer. Während eine Kommune vielleicht alle paar Jahrzehnte mit einer Planfeststellung zu tun hat, hat der Leiter der Projektgruppe Straßenbau beim Staatlichen Bauamt in Rosenheim in 25 Dienstjahren schon weitaus komplexere Straßenprojekte begleitet als Prutdorf, zum Beispiel die Westtangente Rosenheim oder die Umfahrung von Bad Aibling.

Bauer fungiert nun als eine Art Dirigent. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. So sei es mit dem Markt Prien vereinbart, erklärt er im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung in seinem Büro, dessen Wände voll sind mit Plänen für Straßen.

Bauer hat dafür gesorgt, dass die Vorarbeiten von fünf Ingenieurbüros aufeinander abgestimmt worden sind. Denn eine Planfeststellung braucht eine technische Planung, einen landschaftspflegerischen Begleitplan, eine geotechnische Untersuchung, ein artenschutzrechtliches Gutachten und ein immionsschutzrechtliches, listet Bauer auf, während er mit routinierter Hand zielsicher in den Ordnern mit den inzwischen nachgebesserten Plänen blättert. „Alle haben gut mitgearbeitet“, bilanziert er die Vorleistungen, die eine „zeitaufwendige Knochenarbeit“ seien. Das weiß der erfahrene Fachmann nur zu gut.

Der Markt Prien hatte sich mit seinen Experten ins Zeug gelegt, schließlich hat die Umfahrung von Prutdorf auch eine politische Dimension. Deshalb hatte die Gemeinde auch die sogenannte Sonderbaulast übernommen. Denn das eigentlich zuständige staatliche Bauamt hat wegen mehrerer anderer Großprojekte weder das Personal noch die Mittel. Die Prutdorfer Umgehung steht nämlich nicht in der obersten Dringlichkeitsstufe, die von der Rosenheimer Behörde aber mit Priorität abgearbeitet werden muss. Sonderbaulast heißt, dass der Markt Prien in Vorleistung geht und später 80 Prozent der Kosten für die Umfahrung von Prutdorf erstattet bekommt.

Die Chance hätte Prien vor 15 Jahren schon einmal gehabt. Als die Staatsstraße zwischen Frasdorf und Wildenwart inklusive des Kreisels dort gebaut wurde, hatte das Straßenbauamt Pläne für die Umgehung von Prutdorf als Fortsetzung in der Schublade. Aber damals kam die Übernahme der Sonderbaulast nicht zustande. Deshalb gibt es seitdem eine Kurve, die kurz hinter dem Wildenwarter Kreisverkehr fast im 90-Grad-Winkel nach Prutdorf abzweigt. Das staatliche Bauamt hatte in dieser Streckenführung nur ein vorübergehendes Provisorium gesehen, erinnert sich Bauer.

Der zweite Bauabschnitt, der Ausbau des Abschnitts bis Bachham auf einem weiteren knappen Kilometer, ist für Bauer eine zwingende Notwendigkeit, deshalb finanziert diesen Teil auch gleich der Freistaat. Die Staatsstraße habe dort bisher keinen vernünftigen Unterbau. Die mit Schlaglöchern übersäte Piste war deshalb auch erst heuer im Frühjahr neu asphaltiert worden, damit sie noch ein paar Jahre durchhält. Die Baukosten der Gesamtmaßnahme schätzt das Straßenbauamt nach derzeitigem Stand auf 3,9 Millionen Euro – ohne die Grunderwerbskosten, die der Markt Prien tragen muss. 1,7 Millionen entfallen auf den Freistaat Bayern, 2,2 Millionen auf die Zwischenfinanzierung durch die Marktgemeinde in der Sonderbaulast.

Der Chef der Straßenbauabteilung am staatlichen Bauamt war wenige Tage nach Einleitung des Planfeststellungsverfahrens schon bei einem ersten Ortstermin in Prutdorf, darf aber aus Datenschutzgründen nicht auf Einzelheiten eingehen, weil private Grundeigentümer involviert sind. Insgesamt gebe es aber bisher nur wenige Anfragen, berichtet Bauer.

Weil die Trasse für die Prutdorfer Umgehung seit Jahren bekannt ist und der zweite Bauabschnitt im Wesentlichen nur eine Verbreiterung der Fahrbahn plus Anlage eines Geh- und Radwegs ist, rechnet Bauer eigentlich nicht mit größeren Widerständen. Dann könnte das Verfahren in gut einem Jahr abgeschlossen sein.

Im allerschlimmsten Fall könnte es zu sogenannten Besitzeinweisungen kommen. Das ist eine Art Vorstufe einer Enteignung und heißt, die Gemeinde könnte bauen, auch wenn ihr nicht alle Grundstücke gehören. Über Grundgeschäfte müssten dann Gerichte entscheiden und Preise festsetzen, die der Markt Prien an den Eigentümer zu zahlen hätte. Bauer kann sich aus 25 Jahren Praxis nur an einen einzigen Fall erinnern, in dem es so weit gekommen ist.

Eine Planfeststellung ist für eine Kommune also eine Umgehung, wenn Grundstücksverhandlungen scheitern. Die will Priens Bürgermeister Jürgen Seifert erst führen, wenn klar ist, wie die Pläne nach der öffentlichen Auslegung und den Reaktionen darauf endgültig aussehen, kündigte er auf Nachfrage an. Die Grundstücke zu beschaffen beziehungsweise zu kaufen ist allein Sache der Marktgemeinde Prien.

Während es in den nächsten Wochen um viele Details geht, hat Bauer auch das große Ganze im Blick. Als Straßenbauer gehören Geduld und ein langer Atem zu seinen wichtigsten Tugenden. Die Regierung hatte in ihrer Pressemitteilung zur Einleitung der Planfeststellung erklärt, dass beide Bauabschnitte „Teil eines Gesamtkonzepts zur Schaffung einer leistungsfähigen Staatsstraßenverbindung zwischen Prien und Frasdorf (Bundesautobahn A8) sind.

Als Alternative zum NordSüd-Durchgangsverkehr in Prien kommt die Staatsstraße nach Frasdorf bisher nicht infrage. Auch nach dem Bau zwischen Wildenwart und Bachham steht dem vor allem das Nadelöhr an der Kirche von St. Salvator entgegen. Alternativen tauchen zwar ab und an als Gedankenspiele in politischen Kreisen auf. Eine weiträumige Umgehungsstraße, um die Blechlawine aus Prien zu verbannen, steht zwar im bayerischen Straßenausbauplan in Dringlichkeitsstufe 1, aber eigentlich steht sie nur in den Sternen.

Unterlagen im Rathaus einsehbar

Wer die Unterlagen für die Planfeststellung für die Umfahrung von Prutdorf und den anschließenden Ausbau der Staatsstraße bis Bachham einsehen will, kann dies bis 19. August montags bis freitags von 8 bis 12 sowie zusätzlich mittwochs von 14 bis 18 Uhr im Priener Rathaus, Zimmer 1.16 (erster Stock). Die Mitarbeiter der Marktgemeinde können aber keine Auskünfte geben.

Wer Fragen dazu hat, muss sich an die Abteilung Straßenbau des Staatlichen Bauamtes in der Innstraße in Rosenheim wenden und kann unter Telefon 08031/ 3940 auch einen Termin vereinbaren.

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