Rohrdorf – Für Unmut sorgte jüngst die Verlegung von Breitbandkabel der Telekom in Lauterbach. „Für die Hausanschlüsse Breitbandausbau war wohl keine Luft mehr“, beklagte sich ein Anwohner. Denn bereits vor mehr als einem Jahr, im Juli 2018, wurden in langer Bauzeit, noch kurz vor Beginn des Gaufestes, Grundleitungen über eine Distanz von etwa 200 Metern in die Straßen eingebracht.
Keine Bewegung
auf der Baustelle
Nun wurden die Bürgersteige zum Teil wieder aufgerissen. Seitdem seien Wochen vergangen, ohne dass sich eine Bewegung auf der Baustelle zeigte. Ein Schildbürgerstreich? Dazu Martin Stuffer, Sachgebietsleiter Bauverwaltungs- und Ordnungsamt der Gemeinde Rohrdorf: „Die Gemeinde ist bestrebt schnelles Internet für alle Gemeindebürger zur Verfügung zu stellen.“ Dafür würden aufwendige Förderverfahren durchlaufen, an deren Ende ein Vertragsabschluss mit einem Anbieter steht.
2017 wurde laut Stuffer für die Ortsteile Rohrdorf West, Geiging, Unterapfelkam, Thalham, Immelberg, Lauterbach sowie den Bereich um den Bauhof ein Auftrag an die Deutsche Telekom vergeben. „Für die Durchführung der umfangreichen Arbeiten in den betreffenden Ortsteilen stellte die von der Telekom beauftragte Tiefbaufirma einen Antrag auf verkehrsrechtliche Anordnung in der Zeit von 18. März bis 31. Mai“, so Stuffer weiter.
Um für Bürger und Unternehmen attraktiv zu bleiben, würden derzeit besonders Gemeinden in der Region den Ausbau schneller Internetverbindungen forcieren. Die Fördermittel stünden zur Verfügung, allerdings fehle es bei den Baufirmen oft an den erforderlichen Ressourcen, wie auch die Gemeinde feststellen musste. Denn es kamen, wenn auch nur zeitweise, die Arbeiten zum Stillstand.
„Der kurze Ausbau der Straße samt Grundleitungen im vergangenen Jahr vom Winter bis in den Sommer dauerte lange genug. Statt aber diese Arbeiten wenigstens jetzt zügig abzuschließen, liegen diese Baustellen bereits wochenlang brach – ohne dass etwas geschieht“, fügte der Beschwerdeführer an. Dazu erklärte Stuffer: „Als zum Ende dieses Zeitraums die Baugruben noch offen standen, bekamen wir von der Baufirma die Auskunft, dass der Techniker, der die Glasfasern verknüpfen muss, noch nicht da war. Somit musste die Anordnung für die Verknüpfung und für die Asphaltierung noch zweimal verlängert werden.“
Wer heutzutage einen Handwerker benötigt, muss mitunter längere Wartezeiten in Kauf nehmen. So ergeht es nicht nur Privatleuten, sondern auch den Kommunen, die sich derzeit mit der Umsetzung des Breitbandausbaus beschäftigen. Betroffen ist daher nicht nur die Gemeinde Rohrdorf, wie eine Studie des Vereins „Bundesverband Breitbandkommunikation“ vom November 2018 aufzeigt. Diese stellt fest: „Angesichts der ambitionierten Breitbandziele (unter anderem im Koalitionsvertrag 2018) verläuft der FTTB/H-Ausbau (Glasfaserkabelausbau) in Deutschland immer noch schleppend. Eine Ursache hierfür stellen Engpässe bei den im Rahmen des Glasfaserausbaus erforderlichen Tiefbauarbeiten dar, die die Ausbaugeschwindigkeit bremsen und die Kosten erhöhen. Engpässe im Tiefbauprozess haben zur Folge, dass die Wirksamkeit des Engagements der ausbauenden Unternehmen und der öffentlichen Hand gehemmt wird.“ Zu einer der Hauptprobleme zählt der allseits beklagte Fachkräftemangel in Deutschland, der auch den Tiefbau betrifft, wie die Studie weiter zeigt: „Innerhalb des gesamten Tiefbaugewerbes sind Personalengpässe bei hoch- und spezifisch qualifizierten Fachkräften zu verzeichnen.“
Erleichtert stellt Stuffer fest: „Jetzt sind sämtliche Baustellen vollständig abgeschlossen. Ein großer Dank der Gemeinde gilt den Anwohnern, die mit Geduld und Verständnis auf die Baustellen reagierten. Lediglich eine Beschwerde ist im ganzen Zeitraum im Ordnungsamt eingegangen.“
Glasfaserleitung in Leerrohr eingeblasen
Fehlte es denn der Gemeinde an Weitblick, um die Tiefbaumaßnahmen sinnvoll zeitlich zur koordinieren? „In der Chiemseestraße in Lauterbach wurden im vergangenen Jahr der Regenwasserkanal und der Gehsteig auf einer Länge von circa 300 Metern erneuert. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden bereits Leerrohre mit eingezogen um für den jetzt stattgefundenen Breitbandausbau nicht wieder den ganzen Gehsteig öffnen zu müssen. Somit wurden jetzt lediglich am Anfang und am Ende des Gehsteigs Gruben geöffnet, um die Glasfaserleitung einblasen zu können“, stellte Stuffer dazu fest.