Samerberg – Das letzte Stück der „Almrunde“, Teil der „Landwirtschaftswege am Samerberg“, lässt schon gleich die Aufmerksamkeit deutlich anschwellen, weist doch eine Infotafel darauf hin, dass „Wölfe nicht vereinbar mit Weidehaltung“ sind. Neben den Gefahren für die Weidetiere sind dort auch die Probleme bei der Begegnung mit Menschen deutlich aufgeführt. Dass Wölfe Fleischfresser sind, ist ja nichts Neues, dass aber ein Wanderer mit Filzschreiber „Menschen sind Fleischfresser“ darüber geschrieben hat, ist vielleicht ironisch gemeint, entspricht aber durchaus den Tatsachen.
Bei der Begegnung mit einer Almerin, die schon seit Mitte Juni eine auf rund 1200 Metern Höhe wunderschön gelegene Alm bewirtschaftet, ergibt sich die Möglichkeit, etwas über Motivation und auch die Beschilderung der „Landwirtschaftswege“ zu erfahren. Noch jung an Jahren ist sie bereits zum vierten Mal über den Sommer bis in den September hinein auf der Alm. Weg von einem gut bezahlten Beruf in der Landeshauptstadt begann sie vor fünf Jahren den Ausstieg. Zunächst absolvierte sie eine Hauswirtschaftsausbildung, um sich dann in einem Lehrgang im Allgäu auf die Arbeit und das Leben als Almerin vorzubereiten.
Wege sind eine
Herzensangelegenheit
In dem Gespräch mit ihr klingt nicht einmal so etwas wie Wehmut an Vergangenes auf; im Gegenteil, ihr Blick ist nach vorne gerichtet, auf den Erhalt der Natur und die Verbesserung der Lebensbedingungen von Tieren, nicht nur auf den Almen. Und wie könnte es anders sein, hat auch sie eine intensive Beziehung zu den „Landwirtschaftswegen“. Als sie vor gut einem Jahr von der Initiative erfuhr, „war ich sofort dabei, denn das ist eine Herzensangelegenheit für mich“. Die Gestaltung aller 28 Informationstafeln „war schon eine Herausforderung für mich, denn es ist oft schockierend, wie weit der Mitbürger oftmals vom ursprünglichen Leben entfernt ist“. Und gerade „in diesem Unwissen wird vieles zerstört, das treibt mich wirklich um, hat mich bewogen, dieser Arbeitsgruppe beizutreten. Allein schon das Motto „Zurück zu den Wurzeln“ hat mich fasziniert und inspiriert“.
Von der Arbeitsgruppe erhielt sie dann das Bild- und Textmaterial für die hölzernen Informationstafeln „und das habe ich dann in die jeweiligen, vorher abgesprochenen Formate umgesetzt“. Das Abschiednehmen fällt nach dieser außergewöhnlichen und nachdenklich machenden Begegnung nicht leicht und so sind die ersten Meter in Richtung der nächsten Tafel eher ruhig und auch grübelnd.
Daraus wird man aber schnell gerissen, zeigt doch die Tafel die Wichtigkeit der „Almpflege für Flora, Fauna und Kulturlandschaft“ auf. Vielleicht ist es auch nicht jedem bekannt, dass ohne den Eingriff des Menschen, hier vor allem der Landwirts, überall auf dem Samerberg wohl Wald wäre und keine so schönen Alm- und Talwanderungen möglich wären.
Nur durch das „Alm putzen“, heißt, Entfernung der Pflanzen, die von den Tieren nicht gefressen werden oder giftig sind, sowie die sinnvolle Beseitigung von jungen Bäumen und Sträuchern, das „Schwenden“, wird eine Verwilderung der Almen verhindert. Natürlich ist auch eine Tafel den fast schon überhandnehmenden Mountainbikern gewidmet. Sinnvolle und wichtige Tipps für die Zweiradfahrer, wie Rücksichtnahme auf Mensch und Tier sowie die Aufforderung, auf den Fahrwegen zu bleiben und keine Viehtränken zu verunreinigen, zeigen schon auf, womit viele Almer und Bergwanderer zu kämpfen haben. Rücksichtnahme und gesunder Menschenverstand sind auch angesprochen beim Umgang mit Zäunen, Gattern und Viehtränkestellen auf den Almen.
Das Gatter immer
hinter sich schließen
Dass man Gatter immer hinter sich schließen sollte, ist eigentlich logisch und sinnvoll für Mensch und Tier. Aber auch der sehr gute Geruchssinn der Kühe wird angesprochen und schon kleinste Verunreinigungen deren Trinkwassers kann zu großen gesundheitlichen Problemen der Tiere führen, da sie dann diese lebenswichtigen Tränken meiden.
Und da ist auch schon die nächste Tafel, die sich des immer wieder aktuellen Themas „Hunde auf der Alm“ widmet. Ist es Unwissenheit, Bequemlichkeit oder gar Ignoranz und Egoismus, die so manchen Hundehalter dazu bewegt, oftmals die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner auf den Weidewiesen einfach liegen zu lassen, was auch bei dieser Wanderung leider nicht zu übersehen war.
„Hundekot macht Kühe krank“ lautet der eindringliche Hinweis auf der Tafel, der dadurch ergänzt wird, dass Kühe Angst vor Hunden haben und sich verteidigen, wenn diese ihnen zu nahe kommen. Vor allem aber wenn Kälber bei ihren Müttern sind, kann es zu oftmals tragischen Zusammenstößen kommen; deshalb, so der eindringlich Appell, „sollte immer Abstand gehalten werden“.
Es gilt also schon einiges zu beachten, wenn man auf den Almen und Wegen unterwegs ist, „doch mit einem gesunden Menschenverstand und Rücksichtnahme auf Tier und Natur sollte das eigentlich kein Problem sein“, so Mitinitiatorin Roswitha Estermann.
Sie ist davon überzeugt, dass die von der Samerberger Gemeinschaft aus Bauern, Handwerkern, Naturliebhabern, Vereinen und Verbänden sowie Banken und Sparkassen ins Leben gerufene Initiative schon viele Menschen zum Nachdenken angeregt hat, „denn die Natur ist nicht unendlich“ wie die engagierte Samerberger Landwirtin sagt. Noch viele beeindruckende Bilder nimmt der Wanderer im Verlauf des Rundwegs „Almrunde“ auf, etwa die über seinen Kopf dahinschwebenden Gondeln und Sessellifte der Hochries-Bergbahn oder die farbenfrohen Gleitschirme, die wie von Geisterhand gesteuert, über den Horizont schweben und dabei die Aufwinde nutzen.
Wandern
und Biken
Je näher man zur Talstation der Hochriesbahn kommt, umso lebhafter wird es dann allerdings wieder und unten im Tal sind schon die ersten Samerberger Ortsteile zu erkennen. Zunächst kommen noch einmal die Mountainbiker auf ihre Kosten, mehrere Übungs- und Rennpisten liegen links und rechts des Wanderweges und da ist schon ein bisschen Aufpassen von Bikern und Wanderern angesagt.
Dann aber ist es geschafft, auf dem großen Parkplatz an der Talstation warten schon erfrischende Getränke oder auch ein kleiner Imbiss, bevor es dann, in der Regel mit dem Auto, wieder heimwärts geht.