Amerang – Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Erweiterung des Kindergartens sorgte beim Gemeinderat in Amerang in jüngster Sitzung für einen unangenehmen „Wow-Effekt“. Mit den prognostizierten Kosten von bis zu acht Millionen Euro hatten wohl die wenigsten gerechnet.
„Die Baukosten machen mit uns, was sie wollen“, betonte der zuständige Projektleiter. Hier sei nichts schöngerechnet worden. Für 2021 sei eine Preissteigerung von 15 Prozent berücksichtigt. „Ich bin über die Zahlen erschrocken“, brachte es Pfarrer Josef Reindl auf den Punkt. Der Bedarf an weiteren Krippen- und Kindergartenplätzen sei unstrittig, doch die Realisierung bringe nicht wenig Probleme mit sich.
Erst unterbelegt,
jetzt überbelegt
Noch vor einigen Jahren habe man sich aufgrund der Belegzahlen beispielsweise mit der Integration einer Hortgruppe intensiv um eine Auslastung der Einrichtung bemühen müssen. Mittlerweile hätte sich die Situation ins Gegenteil gekehrt.
Der Kindergarten Amerang, dessen Träger die katholische Kirchenstiftung ist, platzt laut Einrichtungsleiter Christian Schneider derzeit aus allen Nähten. Die ursprünglich genehmigten 77 Plätze wurden zwischenzeitlich auf 80 erweitert und sind damit am absoluten Limit.
Die vorhandenen drei Gruppenräume sind mit drei Kindergarten- und einer Hortgruppe überbelegt und vor allem in der Zeit zwischen 11.15 Uhr und 13 Uhr wird es eng. Nachdem die Nachfrage nach erweiterter Kinderbetreuung auch im Kleinkindalter stetig steigt und die verfügbaren Krippenplätze in der Gemeinde belegt sind, wurde vor gut einem Jahr eine Erweiterung des Kindergartengebäudes für drei Kindergarten-, eine Hort- und eine Krippengruppe andiskutiert.
Zudem fehlt es an Nebenräumen und einer den zeitgemäßen Anforderungen entsprechenden Küche. Eine Machbarkeitsstudie sollte die Entscheidungsfindung erleichtern. Nach einer Bestandsbewertung war eine mögliche Aufstockung des bestehenden Kindergartengebäudes verbunden mit einer Generalsanierung aufgrund der Deckentragfähigkeit bereits ausgeschlossen worden.
Untersucht wurden folglich mehrere Varianten für einen zweigeschossigen Ersatzbau für das nördliche Teilgebäude (Erstellungsjahr 1966) als Anbau an das vorhandene, zu sanierende südliche Teilgebäude (Erstellungsjahr 1994) bzw. ein vollständiger Neubau für fünf Gruppen auf dem kirchlichen Grundstück.
Die Schwierigkeit hierbei ist, dass während der Bauphase ein geregelter Kindergartenbetrieb nicht möglich ist und allein für die Interimskosten wie Container- und etwa die Grundstücksanmietung Kosten von rund 1,5 Millionen Euro prognostiziert wurden, die zusätzlich zu den Baukosten von etwa 5,5 Millionen Euro fällig würden.
Abrisskosten, eventuelle Gründungsmaßnahmen sowie anfallende Kosten für die Entsorgung von belastetem Boden oder anderer Materialien, die laut Planer schnell bei einigen Hunderttausend Euro liegen könnten, sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Demgegenüber stehen die Kosten für einen zweigeschossigen Neubau, der auf etwa 1220 Quadratmetern Bruttogeschossfläche mit Teilunterkellerung eine optimale räumliche Nutzung für die anvisierten fünf Gruppen ermöglichen würde und mit etwa 5,4 Millionen Euro sogar etwas günstiger wäre.
Bliebe es bei den bisherigen Voraussetzungen, würden die Kosten unter dem kirchlichen Träger, Gemeinde und staatlichen Stellen gedrittelt. Bauherr wäre die katholische Kirchenstiftung.
Der große Vorteil der Neubaulösung liegt aus Sicht der Planer, neben der bedarfsgerechten Gestaltung, darin, dass keine Kosten für die Interimslösung anfallen, weil die bestehende Einrichtung bis zum Bezug des Neubaus genutzt werden kann.
Bei entsprechender Situierung bliebe dann auch noch ein großer Garten mit etwa 1600 Quadratmetern. Allerdings wird damit die andauernd unbefriedigende Verkehrssituation nicht gelöst. Der größte Knackpunkt ist aber, dass nicht das gesamte Areal im Besitz der Kirchenstiftung ist.
Somit sind auch keine Erweiterungsmöglichkeiten gegeben. „Vereinfacht gesagt, baut die Kirche nicht auf fremden Grund“, erläuterten die Planer. Entsprechende Vereinbarungen mit der Diözese gestalteten sich erfahrungsgemäß schwierig und langwierig. Darunter falle auch ein vorgeschlagener Grundstückstausch.
Nicht weiter mit der Kirche rechnen
Da der zuständige Ausschuss nur einmal jährlich tage, könnte eine entsprechende Entscheidung dauern. Pfarrer Josef Reindl war der Auffassung, diese Überlegungen nicht weiterzuverfolgen. Ein weiterer Betrieb auf Kirchengrund scheine nicht sinnvoll.
Im Raum stand daher auch, dass die Gemeinde Bauherrin der laut Bürgermeister Gust Voit „größten Hochbaumaßnahme seit Langem“ wird und ein Kinderzentrum an einem neuen Standort errichtet. Die Kirchenstiftung hat die Betriebsträgerschaft bereits zugesagt. Der Gemeinderat wollte die Informationen erst einmal sacken lassen.
Auch im Hinblick auf die noch anstehenden gemeindlichen Aufgaben wollten sich die Räte für weitere Entscheidungen die erforderliche Zeit nehmen. „Wir wollen keinen Schnellschuss“, brachte es Voit auf den Punkt. Der Handlungsbedarf sei da, doch müsse man auch sehen, was in den nächsten Haushalten zu stemmen sei.
Dazu müssten Fördermaßnahmen geprüft und ein solider Finanzierungsplan erstellt werden. Dementsprechend sei vor Weihnachten wohl kaum mit weiteren Beratungen zu dem Thema zu rechnen.