Stephanskirchen – 50 Jahre Sozialwerk Stephanskirchen: Das ist eine beispielhafte Geschichte der Pflege, des Sich-Kümmerns und zugleich der Menschlichkeit. In der 50-jährigen Geschichte des Sozialwerks Stephanskirchen spiegeln sich die Bedeutung und der Wandel in der häuslichen Pflege wider. Die Feierlichkeiten beginnen am Freitag, 18. Oktober, mit einem Festabend für Mitglieder, Mitarbeiter und geladene Gäste. Am Samstag, 19. Oktober, sind alle Bürger dann zum Tag der offenen Tür an der Geschäftsstelle eingeladen.
Aus einer Bürgerinitiative, die durch Hannelore Warkentin vorangetrieben wurde, kam es am 1969 zur Gründungsversammlung des Sozialwerks. Neben Hannelore Warkentin, die 1986 mit der Bürgermedaille ausgezeichnet wurde, waren Irmela Mayer-Ultsch und Ria Benkert von Beginn an die Stützen des Sozialwerks und bekamen 1990 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik.
Not Einzelner
führt zur Gründung
Menschliche Betroffenheit über die Not einzelner vom Schicksal schwer gebeutelter Familien hat damals zur Gründung des Sozialwerks geführt. Die Präambel aus der Gründungszeit: „Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die individuelle Hinwendung zu Menschen, denen auch im Alter und bei schwerer Krankheit ein Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht wird“ hat an Bedeutung über die Jahre nichts eingebüßt.
Als erste Pflegekraft nahm im Gründungsjahr Schwester Hermine Wagner ihre Arbeit auf. Neben der seit Beginn im Vordergrund stehenden Hauskrankenpflege kamen über die Jahre die hauswirtschaftliche Versorgung, der Seniorenclub mit Kaffeenachmittagen, Sitzgymnastik, Tanzkreis, Ausflügen und die Betreuung demenzkranker Menschen hinzu.
Natürlich sind auch beratende und betreuende Tätigkeiten bis hin zu Vermittlung von Kooperationspartnern für Essen auf Rädern oder Hausnotruf ein wichtiger Eckpfeiler um ein Verbleiben in den eigenen vier Wänden sicherzustellen. Der Pflegenotstand ist auch in Stephanskirchen angekommen. Der Verwaltungsaufwand und das Qualitätsmanagement hat sich nach Angaben der Vorstandsmitglieder verdreifacht. Der wirtschaftliche Druck sei enorm. Über die Krankenkassen abzurechnende Leistungen müssen im Minutentakt abgerechnet werden. Hier drängt sich jedoch die Frage auf: kann man Menschlichkeit und Fürsorge, ein Lächeln oder ein Händedruck in Minuten ausdrücken?
So ist es die besondere Herausforderung von Pflegedienstleiterin Mechthild Unterseher, das Sozialwerk wirtschaftlich mit einer schwarzen Null über die Jahre zu führen, den stark ansteigenden Pflegebedarf mit der Flexibilität der Angestellten sicherzustellen und dabei die Pflege mit Herz nicht zu kurz kommen zu lassen. Der Mangel an Pflegekräften und auch Auszubildenden stellt dabei ein immer größeres Problem dar, so dass die Auslastungsgrenze mit der aktuellen Anzahl an Patienten erreicht wird.
Ohne den Einsatz der Mitglieder, Ehrenamtlichen, Förderer und Spender könnte der Verein die vielen zusätzlichen Angebote wie den Seniorenclub nicht anbieten.
Im Vorstand vertreten sind: Dr. Andreas Daxer als Vorsitzender, Stellvertreter Stephan Mayer sowie Martin Baierl als Dritter Vorsitzender. Schriftführerin ist Petra Hofmann und als Beirat fungieren Mechthild Staufner und Josef Ettenhuber. Der Verein ist dabei in folgenden Bereichen aktiv: Der Pflegedienst ist auf die Bedürfnisse hilfsbedürftiger Menschen zugeschnitten. Hilfe und Entlastung im Haushalt sowie hauswirtschaftliche Versorgung machen ein weiteres Standbein aus. Außerdem werden Kurse für Angehörige, die zu pflegen sind, angeboten. Außerdem gibt es einen Helferinnenkreis für pflegende Angehörige. Sie leisten 24-Stunden-Dienste; nicht nur ein paar Tage lang, sonder 365 Tage im Jahr.
Die Würde des Menschen steht bei der Arbeit des Vereins im Vordergrund. „Wir vom Sozialwerk fühlen uns den Prinzipien der Menschlichkeit, Toleranz und der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet und achten die Selbstbestimmung als höchstes Gut des Menschen. Dies spiegelt sich in unserer täglichen Arbeit mit unseren Klienten wider“, heißt es im Leitfaden des Vereins. Dies spiegelt sich auch im Pflegekonzept wider: Es wird nach dem Strukturmodell SIS gearbeitet, das auf dem 4-Phasen-Modell – Assessment, Planung, Intervention und Evaluation – basiert.
50 Jahre Sozialwerk sind ein Beispiel für ein funktionierendes, intaktes und christliches Gemeinschaftsleben. Getragen von den Mitgliedern, der Bevölkerung, der politischen Gemeinde und den Kirchen, verbunden mit hoher Kompetenz, Leistungsbereitschaft und menschlicher Zuwendung der Mitarbeiter, entwickelte sich das Sozialwerk zu der heutigen Größe und Bedeutung.
Das Sozialwerk ist zu einem professionellen Pflegebetrieb mit 24 Festangestellten und zehn Aushilfen herangewachsen. Es werden durchschnittlich 130 Patienten in der Gemeinde betreut. Der Wohlfahrtsverband fast 900 Mitgliedern ist einer der größten Vereine in Stephanskirchen und wird nach wie vor von Ehrenamtlichen geführt.
„Krankenpflege
mit Herz“
„Krankenpflege mit Herz“ steht auf dem Logo des Sozialwerks und das ist gerade in Zeiten, in denen die Gesundheitspolitik die Wirtschaftlichkeit statt der Menschlichkeit in den Vordergrund rückt, so wichtig. Aufgaben, Anforderungen und die Pflege haben sich in den letzten 50 Jahren sehr verändert. Beim Tag der offenen Tür am Samstag von 10 bis 16 Uhr sind alle Bürger eingeladen, sich bei diversen Infoständen zum Thema Pflege zu informieren und sich über die Aufgaben und Angebote des Sozialwerks einen Überblick zu verschaffen.