Kiefersfelden – Die Nachwuchs-Laienspieler „Kieferer Wichtl“ feierten ihr 25. Jubiläum mit einem Festabend und allerlei weiteren kleinen und großen Überraschungen. Die jungen Laienspieler bilden den Nachwuchs der „Kieferer Heimatbühne“ und so mancher junger Akteur hat den Schritt zu den „Großen“ bereits getan. Eine besondere Attraktion war ein Auftritt der befreundeten „Audorfer Brünnsteinzwerge“, die zu diesem festlichen Anlass ins Tal heruntergestiegen waren, um mitzufeiern. Ein kurzer Streifzug durch das Wichtlstück „Kalif Storch“ begeisterte das Publikum und mit einer kleinen Plakatparade wurde noch einmal verdeutlicht, welche Flut von Theaterstücken im Laufe der vergangenen 25 Jahre beim Wichtl-Theater inszeniert worden war. Im Anschluss daran erinnerten sich die allerersten Wichtl bei einem Sketch an ihre Anfangsjahre.
Brünnstein-Zwergerl
gratulieren
In ihren Festreden würdigten sowohl Bürgermeister Hajo Gruber, als auch Heimatbühne-Vorstand Robert Böhm und Florian Larcher als Vertreter der Ritterschauspiele Kiefersfelden die Leistungen der Jung-Laienschauspieler. Für den Verband Bayerischer Amateurtheater (VBAT) fand der Landesspielleiter Gerhard Berger lobende Worte und überreichte die Ehrenurkunde des Verbands für 25 Jahre Kieferer Wichtl.
Als 1993 der Bühnennachwuchs in Kiefersfelden knapp wurde, entschloss sich die Heimatbühne Kiefersfelden, eine Kindergruppe zu gründen. Conny Schrott meldete sich als Jugendleiterin und besuchte Theaterkurse vom VBAT. Auch von der zweiten Theatergruppe im Ort, dem Volkstheater Ritterschauspiele Kiefersfelden, wurde Unterstützung zugesagt und so konnten bei einem Ferienprogramm im Jahre 1994 die ersten Kinder als Mitglieder der „Wichtl“ gewonnen werden.
Bei einer Bühnenführung und diversen Spielen durften die Kinder unter anderem Kostüme und Masken auch selbst ausprobieren. Wöchentliche Gruppenstunden folgten und kurz darauf auch die ersten Aufführungen mit dem Stück „Von Kugeln und Kisten“, einem Kindertheaterstück über „Toleranz und Akzeptanz“, bei dem die Kinder auch gleich in die Bastelarbeiten für die Requisiten mit einbezogen wurden.
Von den damals 18 Kindern sind sieben immer noch im Theater aktiv. Naturgemäß veränderte sich der Spielerstamm der Kieferer Wichtl jährlich. Um den aus dem Märchenalter herausgewachsenen Wichtln eine Plattform für ihre Kreativität zu bieten und sie im Verein zu halten, entstand im Jahr 2000 eine eigene Jugendgruppe, die „Heimatbühne Jugend“. Hier erarbeiten die Jugendlichen zumeist eigenständig ein jährliches Theaterstück. Mit Aufführungen wie „Street Kids“, bei dem es um die Themen Gewalt und Unterdrückung bei Kindern und Jugendlichen ging oder dem drogenkritischen „Voll den Blues“, war die Heimatbühne Jugend auch an den umliegenden Schulen eine gern gesehene Bereicherung des Unterrichts. Doch auch Boulevardkomödien und Krimistücke inszenierten die Jugendlichen auf den Brettern der Heimatbühne. Dazu kommen noch diverse Sketche, die auf Weihnachtsfeiern der örtlichen Vereine gerne gezeigt werden.
Seit der Gründung inszenierten die Kieferer Wichtl rund 52 Märchen, Komödien und thematische Jugendstücke. Vielen Kindern und Jugendlichen wurde im Laufe der letzten 25 Jahre Spaß am Theater und am gemeinsamen kreativen Schaffen nähergebracht.
Im Jahr 2006 verlieh der Landkreis Rosenheim den Kieferer Wichtln für die herausragenden Leistungen und zur Förderung des idealistischen Wirkens sogar den Kulturförderpreis. Und immer noch ist beim Theaternachwuchs die Begeisterung ungebrochen. Unter dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“, wurde vieles ausprobiert, um die Kinder bei der Stange zu halten. Deshalb werden auch viele gemeinsame Aktivitäten rund um die Theaterproben und Aufführungen organisiert, wie beispielsweise Ausflüge, Theaterbesuche, Eis essen, Grillen und vieles mehr. Bevor die Proben für ein neues Stück starten, werden in Gruppenstunden die neuen Theatermitglieder integriert und bei Improvisations- und Bewegungsübungen entdecken die Kinder dann zumeist ihre eigene Kreativität und werden dabei gefördert. Gleichzeitig werden den Nachwuchsschauspielern Pflichtbewusstsein und Teamwork nähergebracht.
Natürlich hatten die Verantwortlichen um Schrott auch mit verschiedensten Schwierigkeiten zu kämpfen, sei es bei der Organisation der Spielorte, personellem Mangel bei den erwachsenen Helfern, dem Kampf gegen die Windmühlen der hartnäckigen Gewohnheiten und alteingefahrenen Wege bis hin zu gestressten Kindern. Zum Glück gibt es aber immer auch die unterstützenden Eltern, die oft bei den Aufführungen mit anfassen und beim Getränkeverkauf helfen.
Die Motivation für die Verantwortlichen ist es, zu sehen, wie sich die Kinder weiterentwickeln und später auch selbst Verantwortung übernehmen, zum Beispiel als Spielleiter, Jugendleiter oder auch die ebenso wichtigen Aufgaben von Maske, Bühnenbau und so weiter.
Doch das Allerwichtigste für ein Kindertheater ist die Unterstützung des eigenen Hauptvereins, also der Heimatbühne Kiefersfelden, nicht nur in finanzieller, sondern vor allem in personeller wie auch ideeller Hinsicht. Hier bekommen die Wichtl den Rückhalt, ohne den das Nachwuchstheater nicht lange funktionieren würde.