Söchtenau – „Seit er sechs Jahre alt ist, kenne ich ihn.“ Burgl Gschwendtner lächelt ihren Klaus an, aus der ehemaligen Schulfreundschaft ihres Bruders wurde Liebe und – erneut huscht ihr ein Lächeln übers Gesicht – „aus uns zwei wurde eine große Familie.“
Und das ist es in der Tat: Vier Kinder, eine Tochter verunglückte zum Leid der beiden Eheleute tödlich, neun Enkel und sieben Urenkel – da kommen schon viele Gschwendtners zusammen. „Bei der Feier unserer diamantenen Hochzeit in der Pruttinger Kirche war unser jüngstes Urenkerl gerade eine Woche alt.“ Und alle seien musikalisch, schwärmt sie: „Die Enkel haben den Gottesdienst musikalisch bestritten.“ Ihr Mann Klaus nickt zustimmend.
Das Ehepaar blickt auf ein langes, gemeinsames arbeitsreiches Leben auf dem landwirtschaftlichen Anwesen in Rins zurück.
Seine Familie, ursprünglich aus Draxlham in der Gemeinde Warngau im Landkreis Miesbach, übernahm Ende der 30er-Jahre den Hof in Rins: „Mit der Milchsammelstelle direkt vor der Tür und elektrischem Licht“. Sie, eine geborene Stöttner, stammt aus Nendlberg bei Prutting. Da sah man sich öfter, und so kam eins zum anderen. Neben der Landwirtschaft engagierten sich die beiden jahrzehntelang ehrenamtlich und auch heute noch interessieren sie sich für die Belange des Gemeinwohls. Nikolaus, wie der Bräutigam richtig heißt, war als Landwirtschaftsmeister lange im Prüfungsausschuss zur Gehilfen- und Meisterprüfung tätig, war 24 Jahre lang Kirchenpfleger in Prutting, ist Ehrenmitglied der Pruttinger Feuerwehr und sang über 60 Jahre lang den Bass im Kirchenchor.
In vielen
Ehrenämtern tätig
Da muss sich Notburga nicht verstecken, wenngleich sie beide – trotz der vielen Ehrenämter – sehr bescheiden auftreten. Sie wurde bereits mit 18 Jahren Vorsitzende der Landjugend und später Kreisvorsitzende, vertrat lange Jahre als Kreisbäuerin die Anliegen der heimischen Landwirte und war knapp 30 Jahre in der Vorstandschaft des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) tätig. Daneben gehörte sie 38 Jahre lang dem Ausschuss des Rosenheimer Verbandes landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen an, davon 17 Jahre lang als Vorsitzende, wofür sie 1990 das goldene Verbandsabzeichen erhielt. In Würdigung ihrer Verdienste bekam sie später auch den Titel „Ehrenkreisbäuerin“ verliehen.
Nun, im Ruhestand, besser sollte man sagen, im Unruhestand, sind die beiden immer noch gerne unterwegs. Schon immer sind sie gerne gereist, mit dem Zug und Bus haben sie beinahe ganz Europa erkundet, weitere Reisen führten nach Israel und USA. Heute gehen sie es etwas geruhsamer an und beschränken sich auf Fahrten in die nähere und weitere Umgebung, denn da gibt es die weitere Familie in Oberbayern, die Vereinsversammlungen, die Schafkopfrunde, das Yoga und und und. Tägliche Spaziergänge rund um den See sind natürlich Pflichtprogramm, sagt sie. Dass die beiden schon mal große Herzprobleme hatten, sieht man ihnen nicht an. Ein Rezept für eine lange und glückliche Ehe haben sie nicht, auch nicht auf Nachfragen von Söchtenaus Bürgermeister Sebastian Forstner, der zum Gratulieren mit einem großen Präsentkorb, verbunden mit den besten Wünschen auf den Hof gekommen ist. Braucht es auch nicht, denn man hört schon aus ihren Worten heraus, was das Füreinander ausmacht.
Miteinander reden und sich vertrauen, das ist das eine, und offen sein, helfen, wenn es nötig ist, und sich für das Gemeinwohl engagieren, das andere. Und: Blicke sagen mehr als Worte – noch immer gibt es da dieses verliebte, verschmitzte Lächeln, wenn sie sich ansehen – Liebe halt.