Stephanskirchen – Es sind zwei Worte, die von der Einweihung der Turnhalle in Stephanskirchen am ehesten in Erinnerung bleiben: Danke und bairisch. „Danke“, weil dieser schöne Ausdruck naturgemäß häufig fällt, wenn etwas fertig ist, das allen gefällt; „bairisch“, weil das die Atmosphäre der Halle am besten beschreibt: warm, einladend, Geborgenheit ausstrahlend, offen; Und dann ist da noch das Wort „Pfurz“, weil das die meiste Aufmerksamkeit der Gäste erregte. Was kaum auffiel, aber die Achtung vor dem gelungenen Werk ausdrückt, sind die blauen Überzieher über den Schuhen, welche die Grundschul-Angestellten trugen, die für den reibungslosen Ablauf der Feier sorgten.
Was private Bauten von denen der öffentlichen Hand unterscheidet, ist die Zahl derjenigen, die mitreden. Das führt häufig zu höheren Kosten, längeren Bauzeiten, Zwist und verstärkter Berichterstattung in der Zeitung. Bürgermeister Rainer Auer verwies allerdings zum einen auf die 43 Einzelbeschlüsse des „kooperativen Gemeinderates“, die für den Bau der Turnhalle für rund 3,36 Millionen Euro nötig waren, und: „Unsere Turnhalle ist in der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommen worden, weil alles so gut gelaufen ist.“
Der Finanzplan ist tatsächlich und der Zeitplan in etwa eingehalten worden. Die Nachbarn hätten daran ihren Anteil, weil sie Verständnis gezeigt hätten und „uns immer eher Mut gemacht haben, trotz der langen Zeit der Emissionen“. Ein weiterer Erfolgsfaktor seien die Architekten Frank Wimmer und Daniel Rieger gewesen: „Sie sind bekannt dafür, alles genau zu bedenken.“
Freude und Wehmut:
Baby läuft selber
Die Mutter habe Wimmer daran erinnert, wie sie mit ihm in der damals relativ neuen Turnhalle beim Kinderturnen war: „Ich habe nie gedacht, diese Halle einmal einzureißen.“ Zwei, drei Gründe hätten doch zu einer Verzögerung geführt, beispielsweise ein Fehler der ausführenden Firma für die Pyramiden-Decke, „an der wir lange getüftelt haben“. Alleine das hätte zu neun Wochen Verzug geführt, „die wir halbwegs wieder hereingeholt haben“. Der Architekt freute sich über die Zufriedenheit aller, vor allem des Bauherrn Gemeinde. Jedoch: „Es schwingt auch etwas Wehmut mit, weil wir unser Baby jetzt quasi in die Freiheit entlassen.“
Bei der Einsegnung mit Diakon Johann Mair erinnerte sich Pfarrer Reinhold Seibel an seine Schulzeit. Damals sei der Sportunterricht leistungsorientierter gewesen. Heute werde der Spaß größer geschrieben. Dafür gebe es in der Turnhalle tolle Geräte, die die Kinder der Klassen 4a und 4b schon bestens beherrschen. Das zeigten die Schüler in Akrobatik- und Parcours-Übungen.
Außerdem spendeten die Gäste auch für eine Gesangsdarbietung Applaus. Seibel sagte: „Der Leib, den wir haben, ist ein Geschenk, mit dem wir wundervolle Sachen machen können, wie Singen und Turnen, jeder nach seinen Möglichkeiten. Dabei können wir Gemeinschaft und Freude empfinden.“
Warmer Boden
ist ziemlich cool
Rektorin Eva-Maria Mayr dankte den Kollegen der Otfried-Preußler-Schule, die Räume für den Turnunterricht zur Verfügung stellten, als es „Mut brauchte, unsere alte Turnhalle einzureißen und eine neue zu bauen, die allen gefällt“. Auch mit der Gemeinde war es „von Anfang an ein gutes Miteinander“.
Dieses Miteinander zahlt sich aus, denn vor allem die Nutzer sind glücklich, wie die Rektorin amüsiert in Zitaten der Kinder anschaulich machte, wie etwa: „Alles ist cool. Der Boden ist warm. Es stehen keine Eimer mehr da, die Hausmeister Bernhard Meier aufgestellt hat, weil es in die alte Halle rein regnete. Wenn jemand gepfurzt hat, kann man jetzt die Fenster automatisch aufmachen.“