Sorgen wegen Setzungen im Dammwerk

von Redaktion

Hochwasserschutz Thema bei der Bürgerversammlung in Halfing

Halfing – Ein Hundertjähriges Hochwasser? „Glücklicherweise sind wir bislang davon verschont geblieben. Aber dies könnte sich ändern, wie die Berechnungen des Ingenieurbüros aquasoli aus Siegsdorf ergeben haben.“ Halfings Bürgermeister Peter Böck warnte bei der Bürgerversammlung davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen. Sollte es tatsächlich zu einem HQ 100 – ein Hochwasserereignis, das mit der Wahrscheinlichkeit von 1/100 jedes Jahr erreicht oder überschritten wird) kommen, so wären beispielsweise auch Häuser im Halfinger Ortsgebiet betroffen.

Ablauf

gefährdet

Bislang sei noch nichts passiert, aber die Ergebnisse der Berechnungen des Ingenieurbüros seien „sehr belastbar und genau.“ Es gebe keinen 100-prozentigen Schutz, so Böck weiter, aber er wolle für das Thema sensibilisieren und habe deshalb Bernhard Unterreitmeier von aquasoli zur Bürgerversammlung eingeladen.

Dieser übernahm daraufhin das Wort und erklärte anhand von Fotos die Ausgangslage. Der Damm beim Waldsee, vor 100 Jahren als Sägewerksantrieb, dann zur Stromgewinnung genutzt und nun seit einigen Jahrzehnten stillgelegt und aufgelöst, sei ein „altes Bauwerk“. Im Zuge der HQ100 Untersuchungen habe sich ergeben, dass es im Dammbauwerk Setzungen gebe („bis zu 20 Zentimeter in der Mitte“).

Der Ablauf sei durch Geäst und Holz gefährdet. Sollte es zu einem HQ100 Ereignis kommen, so bestehe hier „ein erhöhter Handlungsbedarf.“ Denn hydrotechnische Untersuchungen der Fließrichtung hätten ergeben, dass sich das Wasser bei einem HQ 100 über das Sägewerk in Richtung Ortsmitte ausbreiten würde. Was sei also zu tun? Zum einen müssten die Bürger selbst Vorsorge tragen. Seit 1. Juli 2019 zahle Bayern Hochwasseropfern keine Soforthilfe mehr, falls die Schäden versicherbar gewesen wären.

Der Empfehlung, eine Elementarversicherung abzuschließen, schloss sich Bürgermeister Böck an. Die Gemeinde sei auch in der Pflicht, so der Wasser-Experte weiter, sei es bei der Flächenvorsorge, also mit einer dementsprechend angepassten Bauleitplanung, sei es bei der Informationsvorsorge oder dem technischen Hochwasserschutz und Sofortmaßnahmen am Bauwerk. Die Gemeinde habe hier inzwischen schon einige Maßnahmen ergriffen, so Unterreitmeier weiter. Der Gemeinderat habe über die technische HQ100 Planung beraten, inzwischen sei der Bewuchs am Dammbauwerk entfernt worden und ein Treibholzfang werde noch installiert. Laut Böck sei die Hochwasservorsorge „ein langer und weiter Weg.“

Das Dammwerk

wieder nutzen?

Auf Nachfragen einer Bürgerin, warum angesichts der Debatte um alternative Energien das Dammwerk nicht mehr genutzt werde, erklärte der Wasser-Ingenieur, dass eine solche Stromgewinnung hoher Investitionskosten bedürfe und dass die Betriebskosten hoch ausfielen.

Und im Falle eines HQ 100 sollte das Becken am Damm leer sein. Warum das Stauwehr nicht für den Hochwasserschutz ertüchtigt werden könne, wollte ein anderer Bürger wissen. Unterreitmeier erklärte hierzu, dass derzeit noch die Bodenaufschlüsse untersucht würden und dass auch der Innenraum beschaut werde.

Eine Ertüchtigung sei aber unwahrscheinlich, so seine Prognose. Denn auch wenn das Bauwerk eine natürliche Rückhaltefunktion besitze, so sei es als solches sei für ein HQ 100 zu niedrig. Die Mauern müssten dann hierfür mindestens vier bis fünf Meter höher sein.

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