Ideenwerkstatt: Bürger planen selber

von Redaktion

Gemeinderat Stephanskirchen Intensive Bürgerbeteiligung bei Ortsentwicklung

Stephanskirchen – Bürgerbeteiligung? Bei einem Bebauungsplan? Tendiert meist gegen Null. Das soll in Stephanskirchen jetzt anders laufen: 90000 Quadratmeter sollen in Haidholzen Südost geplant werden. Von den Bürgern. Schließlich ist die Entwicklung dort „eine Riesenchance für die Gemeindeentwicklung“ , wie es der stellvertretende Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) in der Gemeinderatssitzung formulierte. Hilfestellung gibt „nonconform“, ursprünglich ein Architekturbüro, mittlerweile Spezialisten für intensive Bürgerbeteiligung bei Stadt- beziehungsweise Gemeindeentwicklungen.

Ideenwerkstatt
an Ort und Stelle

Korbinian Kroiß, Leiter des Münchner nonconform-Büros, erklärte, wie der Prozess abläuft: Kern ist eine dreitägige Ideenwerkstatt. Im Idealfall auf dem betreffenden Gelände oder möglichst nah dran. Politische oder rechtliche Vorgaben – zum Beispiel vom Bauausschuss oder der Verwaltung vorgegeben – müssen den nonconform-Mitarbeitern bekannt sein, „genug Freiheiten gibt es dann immer noch“, so Kroiß.

Zunächst sind die Stephanskirchner unter dem Motto „miteinander weiter denken“ eingeladen, in der Ideenwerkstatt ihre Ideen und Visionen für Haidholzen Südost einzubringen. „Anschließend entwickeln wir direkt mit den Bürgern und Verantwortlichen aus den gesammelten, besprochenen und herausgefilterten Ideen konkrete räumliche Zukunftsszenarien. Im großen Finale am Ende der drei Tage präsentieren wir die Ergebnisse der Öffentlichkeit“, so die Erklärung der Arbeitsweise.

Die Gemeinde will alle notwendigen Planer und Gutachter (Boden, Lärm, Artenschutz, Verkehr, etc.) so rechtzeitig beauftragen, dass diese bei der Ideenwerkstatt als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Anfang nächsten Jahres soll das der Fall sein. Ob nonconform „nur“ die Grundlagen für das städtebauliche Planungskonzept liefert oder dann auch das fertige Konzept, das muss noch entschieden werden.

Hubert Lechner (Parteifreie) freute sich über den neuen Schwung, den die neuen Berater bringen. Margit Sievi (SPD) hat die Erfahrung gemacht, dass bei Bürgerbeteiligung oft sehr unterschiedliche Vorstellungen zu Tage kommen, die kaum auf einen Nenner zu bekommen sind. Bürgerbeteiligung sei kein „wünsch dir was“, so Kroiß, natürlich müsse etwas gelenkt werden. Viel gehe über die Atmosphäre: Schaue ich auf einen Jägerzaun, einen offenen Vorgarten oder eine Hecke? „Es hod bisher no nia ned funktioniert“, so Kroiß.

Steffi Panhans (SPD) befürchtete, dass die Menschen, für die in Haidholzen Südost bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden soll, sich bei Ideenwerkstätten eher nicht einbringen. Die holten sie ab, versicherte Kroiß. Durch Aushänge an Supermarktkassen, durch ein von 9 bis 23 Uhr geöffnetes Büro, gegebenenfalls mit Hilfe eines Streetworkers.

Atmosphäre schaffen
für Einzelhandel

Bernhard Himmelstoß (CSU) wollte wissen, ob Gewerbe oder Einzelhandel gleich mitgeplant würden. Das geht laut Kroiß schlecht, denn da sei man auf Leute angewiesen, die die Bäckerei oder Apotheke dann auch führen wollen. Aber eine Atmosphäre für Einzelhandel, die könne in der Ideenwerkstatt schon geschaffen werden.

Bürgermeister Rainer Auer (parteilos) freute sich, dass die Gemeinde einen neuen Weg weitergehe „und dass wir die Bürger so intensiv mit einbeziehen. Denn für die planen wir ja.“

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