Eggstätt – Kinder an die Durchgangsstraße? Eine Idee des Gemeinderates und der Verwaltung, die gut 350 Eggstättern nachweislich nicht gefällt. Denn so viele Unterschriften stehen auf den Listen, mit denen ein Bürgerbegehren beantragt wurde. Das erste in der Geschichte der Gemeinde.
Dessen Zulässigkeit stand auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung. Beschäftigt hat sich der Gemeinderat dann doch nicht damit, denn kurz vor knapp zogen die Antragsteller das Bürgerbegehren vorerst zurück: Aufgrund eines Missverständnisses war man von falschen Voraussetzungen bei den Finanzen ausgegangen, hieß es vonseiten der Antragsteller. Gestorben ist das Bürgerbegehren aber nicht: Man müsse jetzt über das weitere Vorgehen reden, so die Antragsteller, die von den Grünen unterstützt werden.
Oktober 2018: Pläne für den Mühlenweg
Die Vorgeschichte beginnt 2018. Im Oktober 2018 ist der Kindergarten „Villa Sonnenschein“ das erste Mal größeres Thema (wir berichteten), denn es stellte sich heraus, dass in der Gemeinde ein knappes Dutzend Kindergarten- beziehungsweise -krippenplätze fehlen. Bis 2020/2021 könnten diese zur Verfügung stehen, sagt Bürgermeister Hans Schartner (ÜW).
Und: „Das Gute ist, dass wir schon den nötigen Grund dafür haben, da der gemeindliche Kindergarten Sonnenschein am Mühlenweg über ein ausreichend großes Grundstück mit über 2500 Quadratmetern verfügt.“ Mit Streuobst, einer Schaf- und Ziegenweide nebenan.
Im Februar 2019 stellt der Zweite Bürgermeister Christian Glas (FB), Vertreter des erkrankten Hans Schartner, den damaligen Planungsstand vor: An den Kindergarten Villa Sonnenschein soll eine Krippe angebaut werden (wir berichteten). Bis es soweit ist, findet die Krippe in der Schule Platz, Religionsschüler und offene Ganztagsschule ziehen solange aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock.
Mai 2019: Pläne für die Obinger Straße
Vom großen Grundstück am Mühlenweg ist im Mai 2019 keine Rede mehr. Da stellt Glas die neue Planung im Gemeinderat vor. Eine Kindertagesstätte mitten im Ort, an der Obinger Straße, darüber zehn Wohnungen für Einheimische soll es werden (wir berichteten). Das Grundstück gehört der Gemeinde. Von dem Plan, die Villa Sonnenschein zu erweitern, sei man wegen der anstehenden Nachverdichtung in Eggstätt-Nord abgerückt.
Selbst für die Zufahrtsstraße zur benachbarten Firma Knott entlang des geplanten Baus habe sich eine Lösung ergeben, so Glas. Für eine sichere Ein- und Ausfahrt werden vier Meter Straßengrund abgetreten, die Kosten der Verlegung trägt die Firma Knott (wir berichteten). Ein Gemeinderatsmitglied äußert damals schon Zweifel: „Kindergarten und Wohnungen – das beißt sich.“
Dennoch beschließt der Gemeinderat diese Planung gegen eine Stimme.
Im September 2019 verkündet der gerade wieder genesene Bürgermeister Schartner bei einem Informationsabend, dass er mit dem Bau der Kita plus Mehrfamilienhaus zwischen Rathaus und Hartseestraße im Jahr 2020 rechnet. Großer Vorteil des Standorts sei die Nähe zur Grundschule.
Der mit der Vorplanung beauftragte Architekt Bernhard Püschel aus Prien räumt während des Info-Abends ein, dass das Grundstück wegen der Nähe zur Straße „negativ beeinträchtigt“ ist (wir berichteten). Deshalb sehe seine Planung vor, die Gruppenräume für jeweils 25 Kinder auf die geschützte, verkehrsabgewandte Seite hin auszurichten. Urteil eines Eggstätters: „Eine Planung aus dem vergangenen Jahrhundert.“
Stellplätze kosten Platz zum Spielen
Ausgiebig diskutiert wird über das Parkplatzproblem, denn 25 Stellplätze sind für zehn Wohnungen und Kita sicher nötig und in der Ortsmitte nicht so leicht unterzubringen. Sie gingen auf Kosten der Grünflächen für die Kinder, vermuten Anwohner. Für Architekt Püschel ist eine Tiefgarage unsinnig: „Das rechnet sich nie.“
„Etwa 5,5 Millionen Euro alles miteinander“, beziffert Schartner beim Informationsabend die Kosten für den Neubau. Ohne Tiefgarage. Die Aussage der Verwaltung, dass der Kita-Standort Mühlenweg nicht ausbaufähig sei, bezweifeln bei diesem Infoabend einige Eggstätter öffentlich.
Im Ort kursiert schnell eine Vermutung: Das 2500 Quadratmeter große Grundstück am Mühlenweg will die Gemeinde meistbietend verkaufen, sobald die Kita an der Obinger Straße steht.